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Doch lange Haftstrafe für Pistorius?

3. November 2015

Gerade erst durfte Oscar Pistorius zum Hausarrest in eine Luxusvilla umziehen: Nun fordert die Staatsanwaltschaft in Südafrika in der Berufung 15 Jahre Gefängnis für den Ex-Sprintstar - wegen Mordes.

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Im Berufungsverfahen gegen Oscar Pistorius verliest Staatsanwalt Gerrie Nel seine Erklärung (foto: reuters)
Bild: Reuters/S. Sibeko

Oscar Pistorius soll zurück in die Zelle - und das für sehr viel länger. Vor dem Obersten Berufungsgericht Südafrikas in Bloemfontein forderte Staatsanwalt Gerrie Nel in seinem Plädoyer (Foto oben) zum Auftakt eine Gefängnisstrafe von mindestens 15 Jahren für den beinamputierten Sprintstar. Pistorius war im Oktober 2014 wegen fahrlässiger Tötung seiner damaligen Freundin Reeva Steenkamp zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Ein Fünftel davon hatte er abgesessen, am 20. Oktober wurde er für den Rest der Strafe in den Hausarrest überstellt. Der 28-Jährige lebt seitdem in der Luxuswohnung eines Onkels im Stadtteil Waterkloof in Pretoria.

Oscar Pistorius kommt zum Gericht in Pretoria (foto: reuters)
Glänzte einst als erster beinamputierter Sportler bei Olympia und Paralympics: Pistorius 2014 vor Gericht in PretoriaBild: Reuters/Herman Verwey

Bei dem auf einen Tag angesetzten Verfahren tragen Anklage und Verteidigung ihre Argumente vor. Es gibt kein neues Hauptverfahren und keine neuen Zeugenbefragungen, es werden nur Fragen der Rechtsauslegung erörtert. Das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Chefankläger Nel begründete seine Forderung mit der These, Pistorius habe 2013 mit voller Tötungsabsicht auf die geschlossene Badezimmertür geschossen und sei sich seiner Handlung jederzeit bewusst gewesen. Der unterschenkelamputierte Sportler hatte dagegen stets versichert, er habe hinter der Tür einen Einbrecher vermutet, vor dem er sich und Steenkamp schützen wollte.

Die Staatsanwaltschaft hatte von Beginn an auf Mord plädiert. Das Urteil hatte Nel als "erschreckend mild und vollkommen unangemessen" bezeichnet und dem Gericht unter anderem fehlende Empathie vorgeworfen. Niemand habe die "fürchterliche Art und Weise", wie Steenkamp zu Tode kam, bei der Urteilsfindung berücksichtigt. June Steenkamp, die Mutter des Opfers, war zu Beginn der Berufungsverhandlung an Nels Seite. "Ich bin hier, um den Staatsanwalt zu unterstützen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Die Verteidigung will an der erstinstanzlichen Haftstrafe festhalten. Fünf Richter entscheiden in diesen Tagen in Bloemfontein über das weitere Schicksal von Pistorius. Im Falle einer Verurteilung müsste er innerhalb von 48 Stunden nach dem Richterspruch wieder in seine Zelle im Gefängnis Kgosi Mampuru II einrücken.

Pistorius bliebe dann auch noch die Möglichkeit, den Obersten Südafrikanischen Gerichtshof als letzte Instanz anzurufen. Dazu fehlten seinem Mandanten allerdings mittlerweile die finanziellen Mittel, gab sein Verteidiger Barry Roux zu bedenken.

SC/wl (sid, APE, afp)