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Politik

Djukanovic wird wieder Montenegros Präsident

15. April 2018

Dem früheren Amtsinhaber Milo Djukanovic ist bei der Präsidentenwahl in Montenegro ein Comeback gelungen. Schon aus dem ersten Wahlgang geht der starke Mann des kleinen Balkanstaates als Sieger hervor.

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Montenegro Wahl Milo Djukanovic, DPS
Milo Djukanovic vor einem Wahllokal in PodgoricaBild: Reuters/S. Vasiljevic

Milo Djukanovic ist seit Jahrzehnten der alles bestimmende Politiker in Montenegro. Nun triumphierte er bei der Präsidentenwahl: Der 56-Jährige erzielte gut 54 Prozent der Stimmen, berichtete die staatliche Wahlkommission in Podgorica nach Auszählung fast aller Stimmen. Der prowestliche Djukanovic konnte auch auf die Unterstützung der kroatischen, albanischen und bosnischen Minderheiten zählen, die 15 Prozent der Wählerschaft ausmachen. 

Die zersplitterte Opposition, die mit sechs Kandidaten im Rennen war, hatte keine realistischen Chancen. Der stärkste Rivale von Djukanovic, der von den meisten Oppositionsparteien unterstützte Mladen Bojanic, erhielt aber immerhin 33 Prozent der Stimmen. Er war einer der russlandfreundlichen Kandidaten. Drei Oppositionsvertreter bekamen nicht einmal ein Prozent der Stimmen. Insgesamt waren 540.000 Montenegriner wahlberechtigt. 

Nummer eins seit einem Vierteljahrhundert  

Djukanovic dominiert seit 1991 die Politik der kleinen Balkanrepublik, die früher zu Jugoslawien gehörte. Der Wirtschaftswissenschaftler war bereits mehrfach Regierungschef und eine Amtszeit auch schon Präsident seines Landes, nämlich von 1998 bis 2002. Außerdem führt er die sozialistische Regierungspartei DPS. Im Oktober 2016 trat er als Ministerpräsident zurück, im aktuellen Wahlkampf ließ er sich dann aber wieder als "Anführer, Staatsmann und Präsident aller Bürger" feiern.

Gegner werfen Djukanovic autoritäres Gebaren, Korruption, Vetternwirtschaft und Verbindungen zur organisierten Kriminalität vor. Doch trotz aller Kritik war er schon bisher der wichtigste Ansprechpartner für die Europäische Union und die USA. 2006 führte er den Adriastaat in die Unabhängigkeit von Serbien, im vergangenen Jahr dann - gegen den Widerstand des einst engen Verbündeten Russland - in die NATO.

Wahl zwischen Brüssel oder Moskau

Im Wahlkampf stellte Djukanovic die Präsidentenwahl als Abstimmung über die Ausrichtung Montenegros nach Brüssel oder Moskau dar. Allerdings schwächte er seine frühere antirussische Rhetorik ab und erklärte, er wolle "normale Beziehungen zu Moskau, wenn Russland bereit ist, dasselbe zu tun". Montenegro gilt zusammen mit Serbien als Kandidat für einen künftigen Beitritt in die Europäische Union. Als mögliches Eintrittsdatum gilt das Jahr 2025. In einem Fortschrittsbericht mahnte die EU 2016 aber unter anderem Verbesserungen bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität an.

Der Streit um die Ausrichtung Montenegros nach Brüssel oder Moskau war aber jedoch nicht das einzige Wahlkampfthema. Schließlich leidet Montenegro unter einer hohen Arbeitslosenquote von rund 20 Prozent. Der durchschnittliche Lohn liegt bei nur rund 500 Euro monatlich.

ie/wa (afp, dpa)