Die NATO wächst
5. Juni 2017Die Zeremonie zum Beitritt Montenegros fand in Washington statt, da die US-Regierung als Hüterin des Nordatlantikvertrages fungiert. Montenegro ist der jetzt 29. Mitgliedstaat der Militärallianz.
Adriahäfen sind strategisch wichtig
Die NATO wächst damit erstmals seit acht Jahren wieder. Das nordatlantische Verteidigungsbündnis will so zeigen, dass es weiter zu einer Politik der offenen Tür steht. Militärisch ist der Schritt nur bedingt von Bedeutung. Montenegros Armee umfasst gerade einmal rund 2000 Soldaten. Allerdings sind die Adriahäfen des Landes strategisch wichtig.
Die russische Regierung empfindet die Aufnahme des kleinen Staates als Provokation. Immer wieder warnte Moskau davor und drohte sogar mit "Gegenmaßnahmen". Der Kreml fürchtet um seine Einflusssphäre auf dem Balkan. Überhaupt ist die Osterweiterung der NATO Russland seit längerem ein Dorn im Auge, sie gilt als einer der Hauptgründe für die Spannungen zwischen dem Land und dem Westen.
Regierung und Staatsanwaltschaft in Montenegro beschuldigen Moskau sogar, im vergangenen Oktober einen Umsturzversuch initiiert zu haben. Der Kreml bestreitet das vehement.
Das russische Außenministerium forderte seine Landsleute wiederholt auf, Montenegro zu meiden. Dabei sind die Russen die mit Abstand größte ausländische Urlaubergruppe in dem Staat an der südlichen Adria. Beide Länder haben die führenden Politiker der jeweils anderen Seite mit Einreiseverboten belegt. Zuletzt wurde ein Top-Politiker der montenegrinischen Regierungspartei DPS von Russland des Landes verwiesen.
Nicht jeder befürwortet den NATO-Beitritt
In dem kleinen Land an der Adria ist die NATO-Mitgliedschaft umstritten. Die Regierung in der Hauptstadt Podgorica ist pro-westlich, aber die Bevölkerung steht nicht geschlossen hinter ihr. Schätzungsweise die Hälfte der nur 620.000 Einwohner des Landes sind Serben mit Sympathien zu Russland und dieser Teil der Bevölkerung lehnt den Beitritt zum westlichen Militärbündnis ab.
Es verwundert vor diesem Hintergrund nicht, dass es die Regierung vermied, über den NATO-Beitritt ein Referendum zu organisieren. Stattdessen ließ sie den Beitritt am 28. April vom Parlament beschließen, wo die DPS eine Mehrheit besitzt.
haz/cr (afp, rtr, dpa)