Luft wird dünn für Bozizé
3. Januar 2013Die zentralafrikanische Stadt Damara liegt achtzig Kilometer von der Hauptstadt Bangui entfernt. Durch diese Stadt verläuft die Linie, die das Land de facto in zwei Teile teilt: Der Nordosten ist in den Händen der Rebellengruppe Séléka, den Südwesten halten die Regierungssoldaten. Dass das so bleibt, will eine internationale Truppe garantieren, die ihr Mandat von der Wirtschaftsgemeinschaft Zentralafrikanischer Staaten (CEEAC) bezieht. Man werde Damara nicht aufgeben, erklärte am Mittwoch (02.01.2013) Jean-Félix Akaga, Kommandant der multinationalen Truppen Zentralafrikas (FOMAC) - und betonte, dass Damara für beide Konfliktparteien als "rote Linie" zu verstehen sei.
Ihren zügigen Vormarsch begannen die Rebellen am 10. Dezember - und stellten damit die Autorität von Präsident Francois Bozizé infrage. Nur die internationalen Truppen, die wenig später per Beschluss aufgestockt wurden, konnten die Macht des angezählten Präsidenten vorübergehend sichern. Djouma Narkoyo, militärischer Sprecher der Séléka, zeigte sich gegenüber der DW davon unbeeindruckt: "Wir haben kein Problem mit diesen Truppen, ich sehe nicht, wie sie unseren Siegeszug aufhalten könnten." Zwar signalisierten die Aufständischen wiederholt, sie seien zu Verhandlungen bereit. Am Mittwoch erklärten sie ihre Absicht, ihren Vormarsch auf Bangui auszusetzen und eine Delegation zu den geplanten Gesprächen in Gabuns Hauptstadt Libreville zu entsenden. Doch unter welchen Vorzeichen diese Verhandlungen stattfinden, wollen sie selbst entscheiden. Ihre Forderung: Präsident Bozizé muss zurücktreten.
Politische Schieflage
Eine friedliche Lösung des Konflikts ist für Kenny Zingarani das oberste Gebot. Der Zentralafrikaner, der zur Zeit im Senegal lebt, koordiniert das Bündnis "Touche pas à ma constitution" - "Finger weg von meiner Verfassung". Zingarani hält es für wichtig, dass auch die politische Opposition und die Zivilgesellschaft an Gesprächen beteiligt werden. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Wahl des Präsidenten von Politikern infrage gestellt wurde", gab er im Gespräch mit der Deutsche Welle zu bedenken. Die Nationalversammlung sei "praktisch einfarbig: von 105 Abgeordneten gehören 103 zum Regierungsbündnis".
In dieser politischen Realität sieht der Exil-Zentralafrikaner den aktuellen Konflikt in seinem Heimatland begründet. "Die Séléka existiert ganz einfach deswegen, weil die Opposition zu stark unterdrückt wird", schätzt Zingarani. "Die Machthaber setzen die Opposition unter Druck, es gibt keinen Dialog." So eine Frustration in der Bevölkerung müsse sich früher oder später bemerkbar machen - auf welche Weise auch immer.
Bozizés Erwachen
Wie eng es für den Präsidenten wird, zeigte sich, als er am Mittwoch seinen Sohn Jean-Francis als Verteidigungsminister absetzte. Auch Generalstabschef Guillaume Lapo musste den Hut nehmen. Schon tags zuvor gestand der Präsident bei seiner Neujahrsansprache ein, dass seine Armee die Rebellen nicht aufhalten konnte, und erklärte sich zum Dialog bereit. "Ich werde nicht bei der Wahl 2016 kandidieren, also lasst mich mein Mandat beenden", beschwor Bozizé sein Volk in der Ansprache, die über Radio und Fernsehen übertragen wurde. Und fügte hinzu: "Mir bleiben nur drei Jahre." Dieses Versprechen weise in die richtige Richtung, meint Kenny Zingarani. Aber es müsse Garantien geben. Zingarani erinnerte an Bozizés gewaltsame Machtübernahme vor zehn Jahren. Nach dem Putsch hatte dieser verkündet, nicht für Wahlen zur Verfügung zu stehen. "Leider hat er dann doch kandidiert."
Die Macht verdankte der Präsident und ehemalige Rebellenführer auch der Unterstützung aus dem Tschad. Doch in den vergangenen Wochen musste Bozizé erkennen, dass er nicht mehr auf die Hilfe des alten Verbündeten zählen kann. Zwar waren es Soldaten aus dem Tschad, die dem Rebellenbündnis Séléka vorübergehend den Wind aus den Segeln nahmen. Doch im Rahmen seiner Beteiligung an den FOMAC-Truppen bemüht sich der Tschad dennoch um Neutralität. Auch Frankreichs Präsident Hollande hatte im Dezember erklärt, für eine Rettung des Regimes sei er nicht zu haben. Aus einer diplomatischen Quelle heißt es nun, Verhandlungen unter Führung der CEEAC-Staaten könnten am 8. Januar im Gabun beginnen.