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Zentralafrikaner hoffen auf Verhandlungen

Philipp Sandner28. Dezember 2012

Bei der Suche nach einer Lösung im Konflikt mit den Rebellen im Norden bittet Präsident Bozizé um militärische Hilfe. Doch auch Verhandlungen sind eine Option. Nachbarländer versuchen zu vermitteln.

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François Bozizé, Präsident von Zentralafrika, steigt aus einem Auto in Brüssel, Juni 2011 (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Seit einigen Wochen ist das Rebellenbündnis im Norden Zentralafrikas mit dem schlichten Namen Séléka ("Allianz") auf dem Vormarsch. Es hat seit dem 10. Dezember 2012 mehrere wichtige Gebiete im Norden eingenommen. Bis auf 75 Kilometer näherte es sich der Hauptstadt Bangui - Einwohner befürchteten die Übernahme der Stadt. Diese Absicht haben die Rebellen jedoch von sich gewiesen. Stattdessen fordern sie die Umsetzung diverser Friedensabkommen, die die Regierung zwischen 2007 und 2011 mit einzelnen Rebellengruppen vereinbart hatte.

Seit Präsident Francois Bozizé im März 2003 durch einen Putsch die Führung der Zentralafrikanischen Republik übernommen hat, herrscht in dem Land Bürgerkrieg. Mit der Entwaffnung und Reintegration der Rebellen, die sich gegen den neuen Herrscher stellen, sollte der Konflikt beigelegt werden. Doch an der Umsetzung hapert es. "Die Kämpfer fordern das Geld ein, das ihnen zugesichert wurde, um sich in die Gesellschaft zu reintegrieren", erklärt Thierry Vircoulon von der International Crisis Group, die sich weltweit für die Beendigung tödlicher Konflikte einsetzt. "Weiter geht es darum, Arbeitsplätze für die Rebellen zu schaffen, damit sie wieder am zivilen Leben teilhaben können." Außerdem seien die Kämpfer nie entwaffnet worden - laut Vircoulon ein Grund für die aktuelle Eskalation.

François Bozizé, Präsident von Zentralafrika, bei einem Gipfel der Afrikanischen Union im Juni 2011 (Foto: AP)
Präsident Bozizé steht unter DruckBild: AP

Präsident Bozizé hofft auf militärische Hilfe

Unterdessen setzt die Regierung in Bangui auf Waffengewalt, um die Rebellen zu stoppen. Soldaten aus dem nördlichen Nachbarland Tschad sichern die Hauptstadt auf Bitten von Zentralafrikas Präsident Francois Bozizé. Der Staatschef bat am Donnerstag (27.12.2012) auch Frankreich um Hilfe. Paris verurteilte zwar den Vormarsch der Rebellen, doch Präsident Francois Hollande machte deutlich, dass ein Eingreifen französischer Soldaten nur mit einem Mandat der Vereinten Nationen möglich sei. Frankreichs Aufgabe sei nicht der Schutz eines Regimes, sondern der Schutz seiner eigenen Staatsbürger, sagte Hollande mit Blick auf die Ereignisse in Zentralafrika. Auch Afrika-Experte Vircoulon hält den Ruf nach der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich für unzeitgemäß: "Es ist ziemlich paradox, wenn Afrikaner Frankreich darum bitten, wieder Schutzpolizist Afrikas zu werden", betont er im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Das wirft uns in die Vergangenheit zurück." Heute sei es vielmehr die Region selbst, die mit der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (CEEAC) die Konfliktlösung in der Zentralafrikanischen Republik vorantreibe.

Die CEEAC zählt zehn afrikanische Länder zu ihren Mitgliedern, darunter die Zentralafrikanische Republik, Gabun, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo (DRK) und der Tschad. Vergangene Woche berieten die Regierungschefs der Gemeinschaft in Tschads Hauptstadt Ndjamena über Wege aus der Krise. Sie beschlossen die Aufstockung einer gemeinsamen militärischen Mission in Zentralafrika, die bereits seit 2008 besteht. Bis zu 500 Soldaten aus Tschad, Kamerun, Gabun und der DRK umfasst die Mission zur Sicherung des Friedens in Zentralafrika - kurz MICOPAX - die eigentlich 2013 auslaufen sollte.

Demonstranten vor der französischen Botschaft in Bangui, ZAR, 26. Dezember 2012 (Foto: Reuters)
Verärgert, dass Frankreich nicht eingreift: regierungstreue Demonstranten in BanguiBild: Reuters

Zurück an den Verhandlungstisch

In Bangui ist die Stimmung angespannt. Die USA und die Vereinten Nationen haben Teile ihres Personals aus der Stadt abgezogen. Gandao Gilbert, Rechtsprofessor an der Universität Bangui, befürchtet die Verknappung von Lebensmitteln, da manche der Zulieferwege in die Stadt abgeschnitten sind. Er ist sich sicher: Die Bevölkerung hofft auf eine friedliche Lösung. Die Menschen hätten große Angst vor einer gewaltsamen Übernahme, sagt Gilbert. "Das würde eine neue Kette von Gewalt, Vergewaltigungen und Zerstörung mit sich bringen, wie wir sie oft erlebt haben. Wir wollen nicht, dass sich das wiederholt." Darum hofft er auf neue Verhandlungen. Auch die sind Teil des Plans der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft. Gespräche zwischen Regierung und Rebellen könnten in Gabuns Hauptstadt Libreville kurzfristig aufgenommen werden.

Straße im Zentrum von Bangui, Juni 2010 (Foto: DW/Cécile Leclerc)
In Bangui könnten die Lebensmittel knapp werdenBild: DW/Leclerc