Internet multimedial
20. Oktober 2006YouTube, Marktführer bei Videoportalen, hat seinen kostenlosen Dienst vor 18 Monaten gestartet. Jeder kann eigene Videos ins Internet stellen und andere Videos anschauen. "Wir erleben hier eine neue Kultur, wie Menschen selbst mit Digital-Equipment Videos produzieren und dadurch eine neue Kultur des Schauens entsteht - des freiwilligen Schauens, des Weiterempfehlens von Videos", sagt Ansgar Zerfaß, Professor für Kommunikationsmanagement an der Universität Leipzig.
Finanziert werden solche Portale ausschließlich durch Werbung. Sie sind für Werbetreibende ein besonders attraktives Umfeld, weil die Nutzer solcher Angebote zwischen 15 und 30 Jahren alt sind, konsumfreudig und kaufkräftig. Ausschlaggebend für die Werbewirtschaft ist, dass jeder Klick im Internet verfolgt werden kann und damit das Nutzerverhalten genau erfasst wird. Schon jetzt steigen die Internet-Werbeetats zu Lasten von Zeitungen und Fernsehen an, so dass Internetfernsehen in manchen Bereichen die Zukunft ist. "Wir werden in der Lage sein, für Spezialthemen rund um die Uhr das zu sehen, was wir gerne möchten, und das betrifft natürlich die Nischenkanäle", meint der Medienforscher Zerfaß.
Filmvertrieb per Internet
Doch neben den Nischenprogrammen, die jederzeit und von jedem Ort abgerufen werden können, wird der neue Markt vor allem für den Filmvertrieb interessant werden. "Das Hauptstandbein wird in der Zukunft darin bestehen, kommerziell Filme zu verbreiten, sie im Grunde genommen wie eine Online-Videothek zur Verfügung zu stellen", sagt Hendrik Speck, Professor an der Fachhochschule Kaiserslautern. "Das ist ein wesentlich profitableres Geschäft, wird aber von der Zielgruppe zum momentanen Zeitpunkt noch nicht angenommen."
Zukünftig werden jedoch immer mehr Haushalte in Deutschland Breitband-Internet haben. In fünf Jahren, so eine neue Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers, werden rund 60 Prozent der Haushalte die schnellen DSL-Leitungen für den Weg ins Internet nutzen. Dies sei ein weiterer Schub für das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet, prognostiziert die Studie weiter. Nach Ansicht von Speck müssen TV-Sender und Filmvertreiber aber heute schon aktiv werden, um einen Fuß in den zukünftigen Markt zu setzen. "Den Filmherstellern ist ganz klar: Wenn sie sich nicht mit bestimmten Online-Institutionen einigen, wenn sie nicht bei Google mit einsteigen, werden sie in Zukunft kaum Absatzmöglichkeiten für ihre eigenen Produkte haben."
Erste Monopole
Durch den Einstieg großer Investoren wie Google und den Medienmogul Murdoch, der sich seinerseits auf der Kommunikationsplattform Myspace eingekauft hat, entstehen erste Monopole auf dem noch jungen Multimediamarkt. Google etwa hat mit dem Einstieg bei YouTube auf dem amerikanischen Markt eine Vormachtsstellung. So verwundert es kaum, dass Filmvermarkter und TV-Sender Urheberrechtsverletzungen von YouTube bisher zähneknirschend hingenommen haben und sogar strategische Partnerschaften mit dem Videoportal eingegangen sind. Denn wenn die profitträchtigen Geschäfte mit Online-Videotheken anlaufen sollten, will niemand vor der verschlossenen virtuellen Tür stehen.