Videoclips bei Google
10. Oktober 2006"Das ist der nächste Schritt in der Internet-Entwicklung", sagte Google-Vorstandschef Eric Schmidt am Montagabend (9.10.2006). Beide Unternehmen hätten der Transaktion zugestimmt. An YouTube sollen auch Microsoft, Yahoo und News Corp. interessiert gewesen sein.
Die Übernahme des immer noch defizitären Startup-Unternehmens YouTube ist für Google die mit Abstand teuerste Akquisition in der achtjährigen Firmengeschichte. Google wird sie über die Ausgabe neuer Aktien finanzieren. Die Übernahme soll noch im vierten Quartal 2006 abgeschlossen werden.
Täglich 100 Millionen Videos
Dabei soll YouTube als Marke bestehen bleiben und weiter alle 67 Beschäftigten behalten, darunter die Gründer Chad Hurley und Steve Chen. "Wir sind begeistert, dass wir nun die Mittel haben, um noch schneller voranzukommen als bisher", sagte der 29-jährige YouTube-Vorstandschef Hurley.
Auf der Anfang 2005 gestarteten Seite YouTube.com können zu Hause aufgenommene Videos gratis eingestellt und gemeinsam mit Millionen Nutzern angeschaut werden. Dem Unternehmen zufolge werden pro Tag rund 100 Millionen Mal Videos angesehen und 65.000 Clips hochgeladen. Den Marktanteil von YouTube beziffert das Internet-Marktforschungsunternehmen HitWise mit 47 Prozent. Wichtigste Konkurrenten sind das zu Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp. gehörende Portal MySpace mit 22 Prozent und das Google-Videoangebot mit elf Prozent Marktanteil, das weiterhin bestehen bleiben soll.
Problem Urheberrecht
Zuletzt sah sich YouTube mit juristischen Problemen konfrontiert, weil einige Nutzer auch urheberrechtlich geschütztes Material von Fernsehsendern und Plattenfirmen in ihre Beiträge integrierten. Die Rechteinhaber tolerierten es bisher weitgehend, weil es auch Werbung für ihre Produkte bedeutet. Einige US-Fernsehsender platzieren sogar von sich aus Ausschnitte aus neuen Serienstaffeln auf der Seite.
Um dennoch mögliche Klagen von Firmen abzuwenden, vereinbarte YouTube kurz vor Bekanntgabe der Übernahme eine Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender CBS sowie den Musikfirmen Universal Music Group und Sony BMG Music Entertainment. Bereits im September wurde ein ähnliches Abkommen mit der Warner Music Group erzielt.
Keine Ruhepause für Google
Nach Bekanntwerden der Übernahme stieg der Kurs von Google-Aktien im New Yorker Nasdaq-Index um 8,50 Dollar auf 429 Dollar. "Dieses Geschäft sieht sehr überzeugend für Google aus", kommentierte Scott Kessler von Standard & Poor's. "Google hat viele Dinge richtig gemacht, aber ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus."
Google verdient sein Geld fast ausschließlich mit Werbung im Internet und hatte vor kurzem betont, dass es den Online-Videomarkt für sehr wichtig halte. Trotz freier Mittel in Milliardenhöhe in seiner Kasse hatte sich der Suchmaschinenbetreiber lange mit großen Investitionen zurückgehalten. (ana)