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Das war Wacken 2023

6. August 2023

Zum 32. Mal trafen sich Metalfans aus aller Welt beim Wacken Open Air in Norddeutschland. Nach einem Start mit Hindernissen feierten sie vier Tage lang - mit Matsch, Sonne und guter Laune.

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Drohnen formen das Bild eines Drachen  über einer Musikbühne
Wacken verabschiedete sich mit einer Drohnenshow von seinen Fans Bild: Axel Heimken/picture alliance/dpa

Mit einem Feuerwerk ging am Samstag, dem 5. August 2023, Deutschlands größtes Heavy Metal Festival zu den Klängen der Bostoner Band Dropkick Murphy zu Ende. Bis zu diesem Happy End war es für Veranstalter und Besucher ein ziemlicher Ritt ...

Tagelanger Dauerregen hatte die Wiesen rund um das Dorf Wacken so sehr durchtränkt, dass ein Befahren nicht möglich war. So schleppten die Bauern der Umgebung mit ihren Traktoren bereits zwei Tage vor dem Festivalstart Hunderte Metalheads im Akkord auf die Campingplätze - so lange, bis die Festivalleitung beschloss, niemanden mehr auf das Gelände zu lassen, befürchtet wurde sogar eine komplette Absage.

Ein Trecker zieht einen Bus durch schlammige Furchen
Der Anfang war noch holprig ...Bild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

Anreisende Metalheads wurden gebeten, zurück nach Hause zu fahren oder gar nicht erst die Reise nach Wacken anzutreten. Letztendlich haben es etwa 60.000 von den erwarteten 85.000 Besucher geschafft, am Festival teilzunehmen. 40.000 übernachteten auf den Campingplätzen auf dem Gelände, weitere 20.000 campierten kilometerweit von Wacken entfernt auf großen Ausweichflächen und wurden mit Shuttlebussen hin- und hergefahren.

Dem Festival beschert das Ganze Verluste in Millionenhöhe - alleine die Ticketpreise, die den nicht angereisten Fans erstattet werden, sorgen dafür, dass das W:O:A ein gutes Drittel seines geplanten Umsatzes einbüßen muss.

Gedenken an Lemmy Kilmister

Tag 1 startete am Mittwoch (02.08.2023) ziemlich holprig. Die berühmte Feuerwehrkapelle "Wacken Firefighters" spielte mittags ein kurzes Konzert vor etwa 50 Leuten. Sonst feiern bis zu 5000 Metalheads die örtliche Blaskapelle, die traditionell zu Beginn des W:O:A Rock- und Metalklassiker zum Besten gibt.

Kurze Zeit später setzte sich im Dorf Wacken eine Parade in Bewegung: Die Asche von Ian 'Lemmy' Kilmister kam zum W:O:A. - für den legendären Motörhead-Frontmann bedeutete dieser Ort immer ein Stück Heimat. Unter dem Motto "Lemmy forever" fuhr die Parade mit drei Trucks im Motörhead-Design mit feiernden Metalheads und lauten Motörhead-Klassikern über das Festivalgelände. Die beiden Motörhead-Mitglieder Phil Campbell (Gitarre) und Mikkey Dee (Schlagzeug) brachten die Urne ihres 2015 verstorbenen Sängers und Bassisten schließlich in den Landgasthof Wacken, in dem Fans aus aller Welt fortan eine Gedenkstätte für die stilprägende Rock'n'Roll-Ikone finden werden.

Doro Pesch  und zwei Musiker mit Gitarren auf der Bühne
Metal-Queen Doro Pesch war gut mit Lemmy Klimister befreundet Bild: Christian Charisius/picture alliance/dpa

Abends gab es ein weiteres Tribute: Metal-Ikone Doro Pesch feierte ihr 40. Bühnenjubiläum. Zum Abschluss ihrer Show sang sie zusammen mit den Motörhead-Musikern einen der bekanntesten Klassiker der Band, "Ace of Spades". Hunderte beleuchteter Drohnen schwebten über der Bühne und formten das Konterfei von Lemmy. "Es war ein Fest, und ich glaube, das hätte dem Lemmy gefallen", sagte Doro im DW-Interview. "Das Publikum war happy, wir waren happy, die ganze Band war happy, die ganzen Gäste waren super gut drauf, und es war wieder eine Wonne - so wie das immer ist in Wacken." Doro hatte Lemmy Anfang der 1980er-Jahre in London kennengelernt, seitdem verband sie eine tiefe Freundschaft. 

Durchatmen am zweiten Tag 

Der zweite Festivaltag auf dem Wacken Open Air gab den Fans, Bands und Mitarbeitern Gelegenheit zum Durchatmen: Ab Donnerstagmittag regnete es kaum noch, sogar die Sonne ließ sich blicken. Die konnte die tiefen Schlammgruben zwar nicht trocknen, sorgte aber für beste Laune bei Fans und Veranstaltern. "Jetzt fängt es an, sich ein bisschen wie ein Festival anzufühlen, es war sehr stressig, sehr anstrengend", sagte Wacken-Gründer Thomas Jensen, der sichtlich erleichtert wirkte, der DW.

Menschen vor einer Bühne, einer wird mit den Fußen nach oben gehalten
Crowdsurfing durfte auch nicht fehlen Bild: Axel Heimken/picture alliance/dpa

Das Programm lief mit nur wenig Verspätungen, so dass die Metalheads ihre Party zwar mit schlammigen Schuhen, aber lächelnden Gesichtern feiern konnten. Auch Polizei und Rettungsdienste meldeten einen ruhigen Festivalbetrieb. Zu den Höhepunkten auf den großen Bühnen gehörten die Headliner-Shows der deutschen Metal-Institutionen Kreator und Helloween, daneben Auftritte von Hammerfall und den Urgesteinen von Uriah Heep.

Freitag: Sonne, Sonne, Sonne - und Iron Maiden

Festival-Mitbegründer Thomas Jensen (l) und Gudni Jóhannesson, Präsident von Island, machen den Wacken-Gruß
Auch Islands Präsident Gudni Jóhannesson (r.), hier mit Wacken-Gründer Thomas Jensen, mischte sich unter die Gäste - als bekennender Iron-Maiden-Fan Bild: Axel Heimken/picture alliance/dpa

Am Freitag war Sonnencreme angesagt: Fast den ganzen Tag schien die Sonne von einem leicht bewölkten Himmel. Auf den Bühnen unter anderem: Megadeth, Dog Eat Dog, Santiano, die Donots und Trivium. Abends enterte eine der größten Metalbands die Bühne: Iron Maiden beendeten ihre laufende Tour standesgemäß auf dem Wacken Open Air. Sänger Bruce Dickinson beeindruckte - wie gewohnt - mit seiner kraftvollen Performance. Seine Stimme hat in all den Jahren kaum gelitten - er wird am 7. August 65 Jahre alt.

Ein Mann mit schwarzer Sonnebrille gejt auf der Bühne in die Knie
Bruce Dickinson von Iron Maiden begeisterte die Metalheads Bild: Axel Heimken/picture alliance/dpa

Mit auf der Iron Maiden-Tour war eine deutsche Band: Lord Of The Lost, die in Deutschland spätestens seit dem Eurovision Song Contest auch über die Metalszene hinaus bekannt sind. Die Band hatte Deutschland beim ESC zwar erfolglos vertreten, was ihnen in ihrer Karriere aber nicht geschadet hat, im Gegenteil. In Wacken haben sie ihre Tour mit Iron Maiden beendet und spielten nach dem Maiden-Auftritt spät in der Nacht, als "Deadliner nach dem Headliner", wie Sänger Chris Harms im DW-Gespräch witzelte. 

Tag 4: Nasser Start und fröhliches Ende

Ein kräftiger Regenschauer trübte die Stimmung am Samstagmorgen etwas - denn alles, was in den vergangenen zwei Tagen einigermaßen getrocknet war, wurde wieder zu Schlamm. Dann starteten die Bands unter einem Sonne-Wolken-Mix. Fans standen knöcheltief im Schlamm vor den Bühnen, wo unter anderem Heaven Shall Burn, Jinjer und Versengold spielten. Die deutsche Band Fury in The Slaughterhouse trat unter einem Pseudonym auf - sie nannten sich "Die beschissenen Sechs".

Menschenmasse vor einer Bühne mit Musikern
Glückliche Metalheads feiern vor der Bühne Bild: Axel Heimken/picture alliance/dpa

Bevor die Dropkick Murphys aus Boston mit ihrem Metalpunk als allerletzte Band auftraten, gaben die Veranstalter erste Bands für 2024 bekannt. Unter den ganz Großen sind die Scorpions, In Extremo und Blind Guardian. Besonders großen Applaus gab es, als der Name Amon Amarth fiel - eine Band, die fast jedes Jahr in Wacken spielt. Das nächste W:O:A dauert vom 31. Juli bis zum 3. August 2024.

Der größte Dank der Veranstalter gilt aber den Fans, die zu Hause bleiben mussten. Sie, so die Wackengründer Thomas Jensen und Holger Hübner, hätten den 60.000, die da waren, erst ermöglicht, zusammen das W:O:A 2023 zu feiern.

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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online