"Das Geld ist sowieso weg"
20. Februar 2015Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone und ein Schuldenerlass: Das ist nach Ansicht von Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner ifo-Instituts, der einzige Weg, um Griechenland zu stabilisieren.
"Das Geld der Gläubiger ist sowieso weg", so Sinn gegenüber der DW. Eine Verlängerung des Hilfspakets bringe nichts, da das Land ein Fass ohne Boden sei, solange es in der Eurozone bleibe. Die möglichen Verluste für Deutschland bezeichnet Sinn als "beherrschbar." Im Schnitt würde jeder Bundesbürger theoretisch mit 500 Euro belastet.
Eine Rückkehr zur Drachme würde für Griechenland "ein bis zwei schmerzhafte Jahre" bedeuten. Danach aber würde sich durch ein niedriges Lohn- und Preisniveau ein Aufschwung einstellen, der vielen Menschen wieder Jobs bringen würde. Schließlich sollte sich das Land reformieren, um nach einer Dekade wieder zum Euro zurückzukehren.
Einen Ansteckungseffekt durch einen Grexit befürchtet Sinn nicht, den sieht der Ifo-Chef dagegen bei einer weiteren dauerhaften Finanzierung Griechenlands gegeben. Das würde eher Begehrlichkeiten anderer Euro-Staaten wecken.
Grexit - na und?
Für vier der fünf deutschen "Wirtschaftsweisen" wäre ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ebenfalls keine Katastrophe. Die Regierung in Athen irre sich, wenn sie glaube, dass Griechenland unverzichtbar für die Währungsunion sei, schreiben die Mitglieder des deutschen Sachverständigenrats Lars Feld, Christoph Schmidt, Isabel Schnabel und Volker Wieland sowie der Generalsekretär des Rates, Benjamin Weigert, in einer Analyse, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Freitag berichtete.
Demnach würde ein Euro-Ausscheiden Griechenlands den Währungsraum nicht zwingend schwächen: "In der aktuellen Situation könnte ein Grexit sogar das Gegenteil bewirken." Denn dadurch würde die Glaubwürdigkeit des institutionellen Rahmenwerks gestärkt und die Integrität des Euroraums gefestigt.
Die Wirtschaftsweisen warnen: "Griechenland hat eine Regierung gewählt, deren Handlungen die Situation deutlich zu verschlimmern drohen." Die griechische Regierung habe wirtschaftspolitische Alternativen fehlerhaft analysiert und ihre internationale Verhandlungssituation falsch eingeschätzt.
dk/bea (dw/dpa)