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Curevac: Rückschlag für den Hoffnungsträger

17. Juni 2021

Es ist "nur" eine Zwischenstudie, aber das Ergebnis ist ein Desaster: 47 Prozent Wirksamkeit werden dem Vakzin der Tübinger Forscher attestiert. Die Auswirkungen sind nicht absehbar - nur die Börse reagierte sofort.

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Symbolbild CureVac Impftsoff
Bild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago images

Lange Zeit galt der Corona-Impfstoffkandidat der Tübinger Pharmafirma Curevac als Hoffnungsträger. Umso größer ist nun die Enttäuschung bei vielen Beobachtern und Anlegern nach der Bekanntgabe neuester Daten. Eine Zwischenstudie attestierte dem Vakzin eine "vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung jeglichen Schweregrades".

Damit habe das Präparat nicht die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien erreicht, teilte das Unternehmen, das bei der Entwicklung mit dem Pharmariesen Bayer zusammenarbeitet, in der Nacht zu Donnerstag mit. Erste Analysen hätten gezeigt, dass die Wirksamkeit von der untersuchten Altersgruppe und den Virusstämmen abhänge. Die Studie werde bis zur endgültigen Analyse fortgesetzt, hieß es.

Börsenkurs bricht ein

Die Pflichtmitteilung zeigte an der New Yorker Börse, an der die Curevac-Aktie gehandelt wird, sofort dramatische Wirkung: Der Kurs sackte im nachbörslichen US-Handel um mehr als die Hälfte ab. Anders als die Hersteller, deren Impfstoffe bereits weltweit und erfolgreich im Einsatz sind, sammelt das Tübinger Unternehmen nach wie vor weiter Daten - und hatte Aktionäre wie Beobachter zuletzt immer wieder vertröstet.

Der Curevac-Impfstoffkandidat befindet sich schon seit längerem in der finalen und damit zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Daran hatten nach Angaben von Curevac rund 40.000 Probanden teilgenommen. Für die Zwischenanalyse seien 134 COVID-19-Fälle untersucht worden. Von diesen Fällen seien 124 sequenziert worden, um die Varianten zu identifizieren, welche die jeweilige Infektion ausgelöst hatten. Mindestens 13 verschiedene Virus-Varianten seien dabei festgestellt worden.

Entwickelt vor den Mutationen

Nach Angaben des Unternehmens handelte es sich nur in einem Fall um die ursprüngliche Variante des Virus Sars-CoV-2. Das Mittel basiert wie die Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna auf der neuen Technologie der Boten-RNA (mRNA). Bis Anfang Juni hatte es geheißen, das Unternehmen erwarte - abhängig von den klinischen Studiendaten - die Zulassung seines Impfstoffkandidaten in der EU zumindest noch für das zweite Quartal. Doch kurz darauf wurde bekannt, dass sich das Verfahren weiter verzögern werde.

Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte mit, man habe auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man setze die laufende Studie aber bis zur finalen Analyse fort. "Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern." SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte: "Schade, das Team aus Tübingen hätte Erfolg verdient gehabt.

Gesundheitsminister Spahn "enttäuscht"

Die Europäische Union hat sich von dem Curevac-Impfstoff bis zu 405 Millionen Dosen gesichert. In Deutschland gab das Gesundheitsministerium zuletzt bekannt, das Mittel werde erst nach der Zulassung in die Planung für die Impfkampagne aufgenommen. In diesem Quartal habe man die Lieferung von 1,4 Millionen Impfdosen gestrichen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einer "der größeren Enttäuschungen".

mak/ehl (dpa, afp, rtr)