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Bund steigt bei CureVac ein

Mischa Ehrhardt Frankfurt am Main
15. Juni 2020

Der Staat steigt beim Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac ein. Das Unternehmen forscht wie viele andere an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Damit soll die Firma mehr finanzielle Sicherheit bekommen.

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Impfstoff-Forschung beim Biotech-Unternehmen CureVac
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Der Bund wird sich am Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac beteiligen. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, CureVac und sein Hauptinvestor Dievini am Montag mit. Dievini ist eine Beteiligungsgesellschaft des SAP-Gründers Dietmar Hopp, der 80 Prozent der CureVac-Anteile gehören. Der Bund werde keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik der Firma nehmen.

Die staatliche KfW Bank wird 23 Prozent neuer Anteile erwerben und dafür 300 Millionen Euro auf den Tisch legen. CureVac forscht unter anderem an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. In die Schlagzeilen kamen die Tübinger Forscher, weil die US-Regierung angeblich Interesse an einer Beteiligung hatte. Präsident Trump soll Medienberichten zufolge einen hohen Geldbetrag geboten haben, um einen Impfstoff zuerst für die USA zu sichern. Das Unternehmen hatte die Berichte stets zurückgewiesen - auch auf der Pressekonferenz heute äußerte sich Dietmar Hopp entsprechend.

SAP-Gründer Dietmar Hopp investiert massiv auf dem Gebiet der Biotechnologie
SAP-Gründer Dietmar Hopp investiert massiv auf dem Gebiet der BiotechnologieBild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

160 Impfstoff-Kandidaten

Die Technologie von CureVac habe das Potenzial, neue Impfstoffe und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für viele Menschen zu entwickeln und über den Markt zur Verfügung zu stellen, sagte Altmaier in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Der Einstieg sei Teil der von der Bundesregierung verfolgten Industriestrategie. CureVac gehört zu den Unternehmen, die sich im Wettlauf bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes befinden. Dietmar Hopp sagte, er freue sich sehr, dass "auch von staatlicher Seite die Bedeutung der Biotechnologie erkannt worden ist und diese Schlüsselindustrie über die frühe Forschung
hinaus unterstützt wird". Mit dem Einstieg des Bundes will die Regierung dem Unternehmen finanzielle Sicherheit geben.

Am Wochenende hatten Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande mit ähnlichem Ziel eine Vereinbarung mit dem Pharmakonzern AstraZeneca bekannt gegeben. Die vier Staaten wollen sich 400 Millionen Dosen eines in der Entwicklung befindlichen Impfstoffs sichern.  

Einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zufolge gibt es derzeit in der Pharmabranche über 160 Kandidaten für einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Hinzu kommen gut 240 mögliche therapeutische Wirkstoffe, die also die Symptome des Krankheitsverlaufs bei Covid-19-Patienten lindern sollen. Eines der bekanntesten dieser Präparate ist Remdesivir von Gilead Sciences. Ursprünglich entwickelt wurde das Medikament im Einsatz gegen Ebola- und Marburgviren, hatte zu seiner Zeit aber nicht die letzte Hürde für den therapeutischen Einsatz genommen. Ob das nun im Zuge der COVID-19-Pandemie eingesetzt werden darf, wird derzeit in Phase-3-Studien überprüft, nach denen eine Zulassung dann möglich wäre.

97 Prozent für die Tonne

Während die Investitionskosten in solche bereits für andere Zwecke und Erkrankungen entwickelten Präparate noch überschaubar sind, sind die Gelder, die in die Erforschung neuer Präparate oder Impfstoffe fließen umso höher. Und wegen der Ungewissheit über einen Erfolg oder Misserfolg auch mit hohen Risiken behaftet. Auch das dürfte die Bundesregierung bewogen haben, CureVac durch den Staatseinstieg finanziell einen größeren Spielraum zu ermöglichen. Auch in anderen Ländern stecken die Regierungen viel Geld in Unternehmen, die an möglichen Impfstoffen arbeiten. Denn neben den mit Risiken verbundenen Entwicklungskosten müssen Produktionskapazitäten aufgebaut werden, um ein mögliches Präparat in großem Maßstab dann schnell produzieren und weltweit verteilen zu können.

"Es gibt keine Garantie für einen sicheren und wirksamen Impf- beziehungsweise Wirkstoff. Nach unserer Einschätzung werden 97 Prozent der derzeit erprobten Impfstoffe nicht das Licht der Welt erblicken", sagte Alexander Nuyken, Experte für Transaktionen im Bereich Life Sciences. Unter den Therapeutika blieben am Ende nur drei oder vier Präparate übrig, die dann wirklich zur Anwendung kommen.

Deutlich mehr Forschung, deutlich mehr Umsatz

Bereits im vergangenen Jahr haben der Studie von EY zufolge die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei den weltweit 21 größten Pharmafirmen deutlich angezogen. So hätten die untersuchten Unternehmen gut 14 Prozent mehr in die Erforschung neuer Therapien und Präparate gesteckt als im Vorjahr. In diesem Jahr dürfte dieser Trend anhalten, nicht zuletzt durch die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus.

Auch sind die weltgrößten Pharmafirmen nach einer kleinen Flaute 2018 im vergangenen Jahr wieder deutlich gewachsen. Das betrifft Umsätze, Gewinne und Ausgaben für Forschung und Entwicklung gleichermaßen. "Die Kernbotschaft lautet: Das Wachstum in der Pharmaindustrie hat sich deutlich positiv entwickelt im Jahr vor der Corona-Krise", sagte Gerd Stürz von EY.

Nach einem leichten Gewinnrückgang 2018 konnten die Pharmakonzerne ihre Vorsteuergewinne im vergangenen Jahr um rund zwölf Prozent steigern. Auch bei ihren Umsätzen verzeichneten die großen Pharmafirmen einen Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich.

Dem Sieger im Wettrennen um einen Corona-Impfstoff jedenfalls winken Milliardengewinne, da sind sich alle Branchenbeobachter einig. Möglich, dass sich eine solche Investition des Bundes wie im Fall des Einstiegs bei CureVac also in ferner Zukunft auszahlen könnte.