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Welche Corona-Impfstoff-Kandidaten gibt es?

Gudrun Heise
4. Mai 2020

Impfstoffentwickler verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze: Totimpfstoffe, Lebendimpfstoffe und DNA-Impfstoffe. Was ist der Unterschied? Und wann stehen sie endlich bereit?

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Ein Laborant beim deutschen Biotech-Unternehmen CureVac
Die Impfstoffentwicklung, wie hier bei der deutschen Firma Curevac, läuft weltweit auf Hochtouren. Bild: Reuters/A. Gebert

Seit Anfang des Jahres forschen Pharmaunternehmen und Institute weltweit an Impfstoffen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Der Verband der forschenden Pharmaunternehmen zählt bis jetzt 115 verschiedene Impfstoffprojekte, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 102. 

Im wesentlichen konzentrieren sich die Forschungen auf drei Impfstofftypen. Lebendimpfstoffe, Totimpfstoffe und DNA bzw. mRNA Impfstoffe. Das unterscheidet sie: 

Mehr dazu: Das Immunsystem im Kampf gegen Corona

Lebendimpfstoffe

Ausgangspunkt sind hier Viren, die bekannt sind, aber harmlos. Sie lösen keine Krankheit aus, können sich aber in unseren Zellen vermehren. Sie sind die sogenannten Vektoren, die dann eine Immunreaktion hervorrufen.

Das funktioniert zum Beispiel dadurch, dass Impfstoffentwickler sie mit gentechnischen Mitteln als SARS-CoV-2 Viren verkleiden, indem sie ihnen ein entsprechendes Oberflächenprotein verleihen. Sie sind vor allem im Kampf gegen neuartige Krankheitserreger eine Alternative.

Wird einer Person dieser Impfstoff gegeben, baut der Körper einen Immunschutz auf. Dieser kann dann eine echte Infektion abwehren. Ein solcher Vektorimpfstoff wurde bereits bei der Pockenimpfung eingesetzt. Auch der erste zugelassene Ebola-Impfstoff baut auf einem Vektorvirus auf.

Totimpfstoff

Diese Impfstoffe enthalten ausgewählte Virusproteine oder aber inaktivierte Viren. Dies sind abgetötete Krankheitserreger.

Die toten Viren können sich nicht mehr vermehren. Der Körper erkennt sie aber als Eindringlinge. Entsprechend sorgt das körpereigene Abwehrsystem dafür, dass Antikörper gebildet werden. Die Krankheit bricht nicht aus.

Es handelt sich bei dieser Methode um eine altbewährte Technologie. Es gibt sie beispielsweise bereites gegen Grippe, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hepatitis B und auch Tetanus.

Genbasierte Impfstoffe

Gegenüber Totimpfstoff mit Virusproteinen haben genbasierte Impfstoffe den Vorteil, dass die Industrie sie schnell produzieren kann. Das wird nötig sein, denn bei einem Impfstoff gegen COVID-19 geht es darum, Milliarden von Impfdosen weltweit in kürzester Zeit unter die Menschen zu bringen.

Die genbasierten Impfstoffe enthalten reine genetische Information in Form von DNA oder mRNA des Corona-Virus. Einzelteile der Erbinformation von Erregern wird in Nanoteilchen verpackt in Zellen eingeschleust. Sind die Impfstoffe im Körper, sollen sie dort Virusproteine bilden, die ungefährlich sind und einen Immunschutz aufbauen.

Bislang aber ist kein derartiger Impfstoff auf dem Markt. Sie befinden sich vielmehr noch in der Entwicklung. Verschiedene Unternehmen und Institute forschen daran. Der erste in Deutschland für eine Phase I zugelassene Impfstoff ist solch ein mRNA-Impfstoff.

Impfen - Schutz oder Risiko?

Das Zeitfenster

Wann kommt denn endlich ein wirksamer Impfstoff? Das ist die bange Frage, die sich alle stellen. Dabei ist nicht nur entscheidend, dass der entsprechende Impfstoff entwickelt, erprobt, und genehmigt wird. Nach den Versuchen im Labor, kommen zunächst Tierversuche. Dann werden in mehreren Phasen die Impfstoffkandidaten getestet: Sind sie sicher, helfen sie beim Aufbau einer Immunantwort und funktionieren sie auch in der Praxis? 

Selbst wenn all diese Hürden genommen sind, gibt es eine weitere: Firmen müssen den Impfstoff produzieren – in sehr großen Mengen. Solche Kapazitäten hat kaum ein einzelnes Unternehmen.

Bei einigen Impfstoffen gibt es auch schon Parallelentwicklungen, um frühzeitig für eine Produktion vorbereitet zu sein: Kapazitäten werden bereitgestellt, obwohl der Impfstoff noch nicht durch alle Testphasen gegangen ist. Dennoch rechnen kaum Mediziner mit einem abschließend zugelassenen Impfstoff vor 2021. 

Mehr dazu: Mit einem Tuberkulose-Impfstoff gegen COVID-19

Auf internationaler Ebene

Eine internationale Geberkonferenz am 4. Mai in Brüssel hat sich das Ziel gesetzt, mindestens 7,4 Milliarden Euro für die Entwicklung von Impfstoffen, Arzneien und Tests zu sammeln. Eingeladen hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Die Idee dahinter ist, dass Impfungen nur dann erfolgreich sein können, wenn alle Menschen auf der Welt Zugang dazu haben.

Eine der Schlüssel-Institutionen, die zahlreiche der laufenden Forschungsvorhaben unterstützt, ist die CEPI-Stiftung. 

Sie war 2016 beim Weltwirtschaftsforum 2016 in Davos gegründet worden, um Ländern weltweit bei der Impfstoffentwicklung zu helfen. Nach den Erfahrungen Mit Ebola wollten die Gründer sicherstellen, dass insbesondere ärmere Staaten nicht hilflos gegen Epidemien sind.

Dafür haben sich unter anderen die Regierungen Norwegens und Indiens sowie die Bill und Melinda Gates Stiftung und der britische Wellcome Trust zusammengeschlossen. Immer mehr Staaten unterstützen die Stiftung mit öffentlichen Geldern, darunter auch Deutschland, Australien, Belgien, Canada, Dänemark, Äthiopien, Japan, Saudi Arabien, die Niederlande und die Schweiz. CEPI unterstützt derzeit mindestens acht Impfstoff-Entwicklungen verschiedener Firmen.