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Corona-Infektionszahlen steigen und steigen

19. September 2020

Rasant zunehmende Corona-Neuinfektionen zwingen viele Länder in Europa, die Schutzmaßnahmen wieder zu verstärken. Frankreich muss gar einen traurigen Rekord melden.

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Ein Frau mit Mund-Nasen-Schutz geht vor dem Pariser Eiffelturm vorbei
Blick auf den Eiffelturm in Paris Bild: Ludovic Marin/AFP/Getty Images

Schon im Frühjahr hatten die Franzosen - neben Italienern und Spaniern in Europa - unter dem Coronavirus besonders gelitten. Am Freitag meldeten die französischen Behörden nun 13.215 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Nach Marseille und Bordeaux verschärften deshalb auch Paris, Nizza und Toulouse ihre Corona-Schutzmaßnahmen. Die Gesundheitsbehörden riefen die Pariser dazu auf, generell auf private Zusammenkünfte mit mehr als zehn Menschen zu verzichten. Auch im öffentlichen Raum sollen Feste und Versammlungen mit mehr als zehn Teilnehmern vermieden werden. Im südfranzösischen Toulouse schränken die Behörden vor allem das Nachtleben ein.

Eine volle Café-Terrasse in Paris
Auf Abstand achteten viele Franzosen - wie hier in Paris - in den vergangenen Tagen trotz Corona eher weniger Bild: Kiran Ridley/Getty Images

Erstmals seit dem Ende der strikten Ausgangssperre im Mai nahm auch die Zahl der Corona-Todesfälle in Frankreich wieder zu. Die Behörden registrierten am Freitagabend 123 Corona-Tote in 24 Stunden. Damit starben an einem Tag fast so viele Menschen an der Lungenkrankheit COVID-19 wie in der gesamten Vorwoche, als 129 Todesfälle verzeichnet wurden. Insgesamt sind in Frankreich seit März mehr als 31.240 Corona-Infizierte gestorben.

Auch in anderen europäischen Ländern gibt der Wiederanstieg der Infektionszahlen Anlass zur Sorge. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson sagte, er habe schon seit einigen Wochen vor einer zweiten Welle gewarnt "und jetzt sehen wir sie auf uns zukommen".

Boris Johnson begrüßt einen Bauarbeiter per "Corona-Ellbogen-Gruß"
Premier Boris Johnson besucht bei Didcot eine Baustelle, wo ein neues Zentrum zur Herstellung von Impfstoffen entsteht Bild: Richard Pohle/AP/picture-alliance

Gesundheitsminister Matt Hancock sagte dem Sender BBC: "Wir wollen einen nationalen Lockdown vermeiden, aber wir sind darauf vorbereitet." Er verwies darauf, dass sich die Zahl COVID-19-Patienten in britischen Krankenhäusern derzeit alle acht Tage verdoppele.

In weiten Teilen von Nordostengland wurden am Freitag neue Kontaktbeschränkungen verhängt. Die Regeln sollen am Dienstag auf Liverpool und weitere Gebiete in Nordwest- und Mittelengland ausgedehnt werden. Großbritannien ist mit 42.000 Corona-Toten das Land mit den meisten Todesopfern in Europa.

Madrid riegelt ab      

Auch in der spanischen Hauptstadt Madrid reagierten die Behörden und erließen wieder drastische Ausgangsbeschränkungen. In mehreren Stadtvierteln dürfen die Bewohner diese nur noch verlassen, wenn sie zur Arbeit oder zum Arzt gehen oder Kinder zur Schule bringen.

Verwaiste Café-Tische in Madrid
Eine fast leere Straße in Spaniens Hauptstadt Madrid Bild: Burak Akbulut/AA/picture-alliance

Was die Zahl der Infizierten betrifft, ist Spanien das am stärksten von der Pandemie betroffene Land Europas. Diese Woche wurde die Marke von 600.000 bestätigten Ansteckungen überschritten. In Madrid werden derzeit rund ein Drittel aller Neuansteckungen verzeichnet.

Auch in Irland zählt die Hauptstadt Dublin mit Abstand die meisten Neuinfektionen. Am Freitag verschärfte die Regierung zum zweiten Mal in dieser Woche die Corona-Maßnahmen. Die Hauptstadtbewohner dürfen die Grenzen des Bezirks Dublin drei Wochen lang nur wegen ihrer Arbeit oder aus anderen wichtigen Gründen überschreiten. Versammlungen im Freien sind auf 15 Personen beschränkt.

Die griechische Regierung lässt wegen steigender Fallzahlen besonders in der Region Athen erneut Kinos und Konzertsäle schließen. Außerdem sollen die Menschen wieder vermehrt im Homeoffice arbeiten.

Niederländischer Regierungschef appelliert an die Bürger      

In Amsterdam, Rotterdam und weiteren großen Städten der Niederlande werden die Schutzvorkehrungen gegen das Coronavirus ebenfalls verschärft. Feiern mit mehr als 50 Personen sind ab Sonntagabend verboten. Das gilt auch für Feste im Freien. Die Behörden in Amsterdam verfügten zusätzlich, dass Parks nachts geschlossen werden, um illegale Partys zu unterbinden. Ministerpräsident Mark Rutte rief die Niederländer auf, grundlegende Schutzmaßnahmen nicht zu missachten. Mahnend verwies er auf die Situation im Frühjahr, als die Zahl der schwerkranken Corona-Patienten die Kapazitäten der niederländischen Intensivstationen deutlich überstieg.

In Israel, wo in den vergangenen zwei Wochen eine der höchsten Infektionsraten weltweit verzeichnet wurde, trat am Freitag wenige Stunden vor dem jüdischen Neujahrsfest erneut ein landesweiter Corona-Lockdown in Kraft. Drei Wochen lang bleiben Schulen und die meisten Geschäfte geschlossen.

Robert Koch-Institut meldet höchsten Wert seit Ende April 

Auch in Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen wieder angestiegen. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter insgesamt 2297 neue Corona-Infektionen, wie das Robert Koch-Institut am Samstagvormittag bekanntgab. Damit wurde der höchste Wert seit Ende April erreicht.

Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Die Zahl war dann in der Tendenz gesunken und im Juli wieder gestiegen. Im August lag die Zahl der erstmals wieder bei knapp über 2000 (2034). Allerdings ist die Zahl der erkannten Neuinfektionen auch davon abhängig, wie viele Menschen getestet werden. 

se/ie (afp, dpa)