China feiert sich - und seinen Flugzeugträger
17. Dezember 2019Es war eine Machtdemonstration: Die Zeremonie fand auf dem großen Marinestützpunkt Sanya auf der südchinesischen Insel Hainan statt - unweit der von China beanspruchten Seegebiete im Südchinesischen Meer. Vorher war der Flugzeugträger "Shandong" schon durch die Meerenge von Taiwan gefahren.
Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und hat seit dem Amtsantritt der China-skeptischen Präsidentin Tsai Ing Wen 2016 seine militärischen Machtdemonstrationen rund um die Insel verstärkt. Neben Taiwan beansprucht Peking praktisch das gesamte Südchinesische Meer für sich und untermauert dies mit der umstrittenen Aufschüttung künstlicher Inseln. Es geht um Fischgründe, Rohstoffvorkommen und Schifffahrtsstraßen.
Dass der internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag die chinesischen Gebietsansprüche zurückwies, ignoriert Peking. Auch die USA kritisieren immer wieder Militäraktionen Chinas in dem Seegebiet. Mehrfach kam es bereits zu Zwischenfällen zwischen chinesischen und amerikanischen Marineschiffen. Auch Vietnam, die Philippinen, Brunei und Malaysia erheben Ansprüche auf Teile des Südchinesischen Meers.
Sowjetisches Layout
China besitzt nun also zwei einsatzfähige Flugzeugträger. Der erste namens "Liaoning" ist ein modernisierter ehemaliger sowjetischer Flugzeugträger der "Admiral-Kusnezow-Klasse" (wie sie die NATO bezeichnet), den China 1998 aus zweiter Hand in der Ukraine gekauft, umgebaut und 2012 in Dienst gestellt hatte. Die neue "Shandong" ist ein ganz ähnliches Kaliber.
Das 315 Meter lange Schiff basiert in den Grundzügen ebenfalls auf der "Admiral-Kusnezow-Klasse", gut erkennbar an der charakteristischen Bugform, die einer Sprungschanze ähnelt. Damit können die Flugzeuge auf einer kürzeren Startbahn und mit niedrigerer Startgeschwindigkeit abheben. Amerikanische Flugzeugträger verfügen stattdessen über leistungsstarke Katapulte. Die "Shandong" ist auch mit einem konventionellen Antrieb ausgestattet und verfügt damit nicht über die Reichweite der atomgetriebenen US-Schiffe. Technische Probleme haben zudem eine frühere Indienststellung verhindert, die eigentlich im April erwartet worden war.
Dennoch ist die "Shandong" ein großer Schritt in Chinas ehrgeizigem Militärprogramm. Denn die Volksrepublik gehört nun zu einem kleinen Kreis von Nationen mit mehreren Flugzeugträgern - und baut bereits einen dritten.
rb/se (afp, ap, dpa, rtr)