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Brustimplantate: Was steckt drin?

Gudrun Heise
25. Februar 2020

Silikon wird in der Brustchirurgie am häufigsten eingesetzt. Das gilt für Schönheitsoperationen und auch für den Brustaufbau nach Krebserkrankungen. Aber Silikon in der Brust birgt auch etliche Risiken.

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Symbolbild Brustoperation neu (Foto: Symbolbild)
Der Schnittverlauf wird vor der OP festgelegtBild: Colourbox/K.Dmitrii

90 Prozent aller Brustimplantate bestehen aus Silikon-Gel. Dabei handelt es sich um Silikonkissen in verschiedenen Größen und von unterschiedlichem Gewicht. Das Silikon ist sogenanntes kohäsives - formbeständiges - Silikon. Diese Art benutzen die meisten Chirurgen.

Das kohäsive Silikon kann von unterschiedlicher Festigkeit sein und wird auf einer Skala von eins bis drei eingeordnet. Noch immer diskutieren Fachleute darüber, welcher Festigkeitsgrad das beste Resultat erzielt. Meist ist es dann der Chirurg, der entscheidet, welcher Festigkeitsgrad sich am besten für die jeweilige Brustoperation eignet. Ein Brustimplantat mit dem .niedrigsten kohäsiven Grad kommt der Form der natürlichen Brust am nächsten.

Silikon ist ein natürliches Material. Seine Grundlage ist Silizium. Für Brustimplantate wird medizinisches Silikon verwendet.

Infografik Brustimplantat Deutsch

Wo liegen die Risiken?

Ein Silikonimplantat ist ein Fremdkörper. Es kann zu einer Verhärtung der Brust kommen, zu einer harten Kapsel, die wiederum zu Entzündungen führen kann. Diese Kapselfibrose ist eine der häufigsten unerwünschten Begleiterscheinungen. Tritt Silikon in die Kapseltasche aus, können sich Klumpen bilden, die das Gewebe reizen. Das verursacht bei der Frau Schmerzen, und sie muss in ärztliche Behandlung. Moderne Hüllen sollen das Risiko einer Kapselfibrose weitestgehend verhindern.

Brustimplantate mit Kochsalzlösung

Implantate mit Kochsalzlösung machen zusammen mit Eigenfetttransplantationen etwa zehn Prozent aller Füllungen aus und stehen Silikon noch bei weitem nach. Kochsalzlösung ist flüssiger als Silikon, und es kann aus dem Implantat ausgeschwitzt werden. Die Implantate verlieren so mit der Zeit an Volumen. Einige Frauen berichteten auch davon, dass es manchmal "in der Brust gluckert" - vielleicht unangenehm, gefährlich aber ist das nicht.

Prozess um Billig-Brustimplantate

Für Frauen, bei denen wegen einer Brusterkrankung eine Brust oder beide amputiert werden mussten, ist der erste Schritt meist die Dehnung der Haut. Dabei wird zunächst ein sogenannter Expander eingesetzt. Der soll das Gewebe weiten, so dass später ein Implantat unter der Haut platziert werden kann. Ein Expander ist ein Kunststoffbeutel, der etwas kleiner ist als das spätere Implantat. Über ein Ventil, das für den Arzt von außen erreichbar ist, kann dieser Beutel schrittweise mit Kochsalzlösung aufgefüllt werden. Ist die Haut dann ausreichend gedehnt, wird der Beutel entfernt und das entsprechende Implantat eingeführt.

Die Befürworter von Kochsalzlösungen argumentieren, dass bei einer Beschädigung die äußere Schale lediglich in sich zusammensinkt. Die Flüssigkeit, die dann austritt, kann vom Körper mühelos abtransportiert werden und wird schließlich mit dem Harn ausgeschieden.

Brustaufbau mit Eigenfett

Die Methode, die Brust mithilfe von Eigenfett zu vergrößern, hat ist ein bekanntes Verfahren, das sich aber nicht hat durchsetzen können. Dabei entnimmt der Arzt an einer anderen Körperstelle der Frau Fettzellen. Diese werden dann in die Brust gespritzt. Die meisten Frauen lassen sich die Fettzellen dort entnehmen, wo sie ihrer Ansicht nach stören und wo sie Fettpolster auch mit strenger Diät nicht loswerden, etwa an den Oberschenkeln. Es handelt sich dabei um eine Transplantation. Nicht alle Zellen wachsen an, sondern nur etwa 60 bis 70 Prozent.

Auch die Brustvergrößerung mit Eigenfett birgt Risiken, etwa Verdichtungen oder Verkalkungen in der Brust. Das wiederum kann bei der Brustkrebsvorsorge mittels Mammographie zu Problemen führen. Außerdem ist nicht restlos geklärt, ob die Verpflanzung von Stammzellen aus dem eigenen Fettgewebe die Bildung von Tumoren fördert.

Brustimplantate Berlin (Foto: picture-alliance/dpa/B.Pedersen)
Die meisten Brustimplantate sind aus SilikonBild: picture-alliance/dpa/B.Pedersen

Hyaluronsäure ist für einen Brustaufbau nicht geeignet

Hyaluronsäure scheint schon seit Jahren das Wundermittel in der Kosmetikindustrie zu sein. Sie hilft bei Falten und Alterungsprozessen. Aber in der Brustchirurgie hat sich diese Methode nicht bewährt. Die Bedenken: Bei Verdacht auf Brustkrebs könnte es zu einem falschen Röntgenbefund führen. Die Herstellerfirma hat Hyaluronsäure zur Brustvergrößerung deshalb vom Markt zurückgezogen. Sie wird zu diesem Zweck gar nicht mehr angeboten. In Kosmetika aber ist Hyaluronsäure mittlerweile ein gängiger Bestandteil.  

Bio in der Brust

Kurze Zeit gab es auch Versuche mit alternativen Implantaten, die mit Soja- oder Rapsöl gefüllt waren. Auch sie gibt es nicht mehr. Wissenschaftler hatten nicht ausgeschlossen, dass es bei der Zersetzung zu krebserregenden Abbauprodukten kommen könnte. Teilweise wurden die Füllungen sogar ranzig und dünsteten einen unangenehmen Geruch über die Haut aus.

Nicht nur schön und sexy

Brustimplantate sind - entgegen häufiger Vorurteile - nicht nur dazu da, aus einem kleinen Busen große Brüste á la Dolly Buster zu modellieren. Gerade für Frauen, denen wegen Brustkrebs eine oder beide Brüste abgenommen werden mussten, kann ein anschließender Brust-Aufbau für die Patientin psychisch sehr wichtig sein.

Auch für Frauen, die unter extrem großen Brüsten und dadurch manchmal sogar unter Rückenbeschwerden leiden, ist eine Brustoperation mehr als nur eine Schönheitsoperation. Das gleiche gilt für Verformungen. Brust-OPs dienen also nicht nur der puren Schönheit und Attraktivität, sondern sind häufig medizinisch begründet.

Viele Frauen aber mussten Jahre nach ihrer Operation feststellen, dass ihnen industrielles Silikon anstelle von medizinischem Silikon implantiert worden war. In diesen Kissen wurde unter anderem der Schmierstoff Bayilone - ein Erdölprodukt -, aber auch Silopren und Rhodorsil gefunden. Beide Stoffe werden in der Kautschuk-Industrie eingesetzt.

Tausende Frauen hatten diese Brustimplantate der französischen Firma PIP (Poly Implant Prothèse) mit gepanschtem Gel erhalten. Diese mussten dann dringend entfernt werden. Für die Frauen bedeutete das, sich erneut einer Operation zu unterziehen, mit allen dazugehörigen Schmerzen und Risiken.