Bronze für Konstanze Klosterhalfen
5. Oktober 2019Immer wieder ein Hakeln, hier ein Knuff, da wieder ein Ellbogen draußen. 5000 Meter können ganz schön lang sein. Und auch brutal ruppig. Dreimal Kenia, zweimal Äthiopien, einmal Deutschland - so die Gruppe der Läuferinnen am Ende des mit Spannung erwarteten Rennens der Frauen. Deutschland - das war Konstanze Klosterhalfen, die spätestens mit diesem Rennen zu den Leichtathletik-Stars gehört.
Die Titelverteidigerin vorne
Denn sie hat bei der Leichtathletik-WM in Doha Bronze über 5000 Meter gewonnen. Es war die erste WM-Medaille für eine deutsche Läuferin über diese Distanz. Die 22-Jährige aus Leverkusen kam im Khalifa-Stadion nach 14:28,43 Minuten ins Ziel. Vorneweg gelaufen war Titelverteidigerin Hellen Obiri aus Kenia, die Gold gewann (14:26,72) - vor ihrer kenianischen Teamkollegin Margaret Chelimo Kipkemboi, die Klosterhalfen in der letzten Runde noch hinter sich ließ.
"Das Schwierigste war, ruhig zu bleiben", sagte die junge Deutsche anschließend freudestrahlend in der ARD. Dass es eine Medaille werden könnte, "das hätte ich nie gedacht". Ihre Knie waren beiden blutig von den Attacken mit den Spikes der Konkurrenz. Ihre Eltern waren auf der Tribüne dabei und freuten sich darauf, die Tochter in den Arm nehmen zu können.
Das Team in den USA
Klosterhalfen war in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit der Doping-Sperre für Star-Coach Alberto Salazar in die Schlagzeilen geraten. Salazar leitet das "Nike Oregon Project" (NOP), in dem die Deutsche seit dem vergangenen Jahr trainiert. Klosterhalfen sagte nach dem Erfolg, dass der Rummel sie "gar nicht abgelenkt" habe - sie will nach der WM in ihr Team in die USA zurückkehren. Ihr Trainer ist Pete Julian, der langjährige Assistent Salazars. Die Anti-Doping-Agentur der USA hatte Verstöße von Salazar und dessen Teamarzt publik gemacht und die beiden für vier Jahre gesperrt. Klosterhalfen verwies darauf, dass die Ermittlungen einen länger zurückliegenden Zeitraum betreffen.
Vor dem Erfolg Klosterhalfens hatte Sifan Hassan (Niederlande) bei der WM als erste Läuferin der Geschichte das Double über 1500 und 10.000 Meter perfekt gemacht. Eine Woche nach ihrem Triumph über die 25 Stadionrunden setzte sich die 26-Jährige auch über die kürzere Strecke mit dem Europarekord von 3:51,95 Minuten und einem Start-Ziel-Sieg gegen die chancenlose Konkurrenz durch. Auch Hassan gehört dem NOP an.
Staffel respektabel
Nicht in die Medaillen-Entscheidung eingreifen konnte die 4x100-Meter-Staffel der deutschen Frauen. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Tatjana Pinto war das Ergebnis von Lisa-Marie Kwayie (Berlin), Yasmin Kwadwo (Leverkusen), Jessica-Bianca Wessolly (Mannheim) und Gina Lückenkemper (Berlin) allerdings respektabel. Mit 42,48 Sekunden belegten die Deutschen den fünften Platz. WM-Gold gewann die Staffel Jamaikas in der Jahresweltbestzeit von 41,44 Sekunden vor Großbritannien. Bei den Männern holten die US-Sprinter - um die Einzel-Weltmeister Christian Coleman und Noah Lyles - Gold über 4x100-Meter. Das amerikanische Quartett setzte sich in 37,10 Sekunden vor Titelverteidiger Großbritannien und Japan durch. Für die USA war es der erste WM-Erfolg in der Sprintstaffel seit Osaka 2007.
ml/sn (dpa, sid)