Braucht Griechenland wieder Hilfe?
4. Oktober 2013Es sei absehbar, dass Griechenland 2014 noch nicht eigenständig am Markt mit neuen Anleihen Geld aufnehmen könne, sagte Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsfonds ESM im "Handelsblatt". "Insofern wird Griechenland wahrscheinlich ein weiteres Hilfspaket benötigen." Die Entscheidung liege bei den Euro-Finanzministern. Dagegen hält er es für "noch nicht ausgemacht", dass auch das Euro-Krisenland Portugal weitere Hilfen seiner Partner braucht.
Relativ zuversichtlich äußerte sich Regling, was die Stabilität der Banken angeht. "Ich habe keine Anhaltspunkte dafür, dass wir in der nächsten Zeit größere Bankenprobleme in Europa erleben werden", sagte er. Insgesamt sei das Vertrauen an den Märkten in die Krisenstaaten und in den Euro gestiegen. Dass die Renditen von Staatsanleihen gerade von Problemstaaten gesunken seien, habe nicht nur mit der Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu tun, gegebenenfalls unbegrenzt Anleihen dieser Länder aufzukaufen. Vielmehr hätten diese Staaten auch selbst große Fortschritte gemacht.
Regling hofft nach eigenen Angaben darauf, dass in Deutschland im Interesse der politischen Stabilität in Europa rasch eine neue Regierung zustandekommt. "Natürlich wäre es für Europa und die Märkte gut, wenn in Deutschland bald die neue Regierung gebildet wird", sagte er. In Italien lasse die gewonnene Vertrauensabstimmung von Ministerpräsident Enrico Letta hoffen, dass das Land stabil und auf Reformkurs bleibe.
Anleger vertrauen dem ESM
Was das Vertrauen an den Märkten in den Euro-Rettungsfonds angehe, so erlebe er keine Verunsicherung, versicherte Regling. "Im Gegenteil", fügte er hinzu. Die Anleger ständen dem ESM generell sehr positiv gegenüber. In diesem Jahr werde der ESM Anleihen über neun Milliarden Euro, im nächsten Jahr für 17 Milliarden Euro auflegen. Die erste ESM-Anleihe in der kommenden Woche werde mehrere Milliarden Euro umfassen und über mehr als drei Jahre laufen. Damit sollen Hilfen für spanische Banken und Kredite für Zypern refinanziert werden. Indizien für weitere Programme an Euro-Länder habe er keine.
Angstszenarien vermeiden
Zugleich kritisierte er, "dass einige in Nordeuropa Ängste gegen den Euro schüren". Dies sei "verantwortungslos und unbegründet". Die Kosten und Risiken der Euro-Rettung müssten angemessen beurteilt werden, "auch in Deutschland", betonte Regling. Er verstehe zwar die Sorgen der Bundesbürger, da Deutschland bislang am meisten für die Rettung geleistet habe. "Die Milliarden sind aber nicht weg. Es geht um Garantien, um Anteile am ESM und um Kredite, die in den nächsten Jahren zurückgezahlt werden." Kosten für den Bundeshaushalt gebe es bisher kaum.
rbr/sti (afp, rtr)