Bouteflikas Gegner lassen nicht locker
8. März 2019Im Universitätsspital Genf, in dem Präsident Abdelaziz Bouteflika behandelt wird, sei Rachid Nekkaz verhaftet worden, berichtet die Schweizer Polizei. Der 47-jährige Geschäftsmann, der bei den bevorstehenden Wahlen in Algerien gegen Bouteflika antreten will, sei wegen Hausfriedensbruchs festgenommen worden.
Nekkaz hingegen behauptet, er sei ins Krankenhaus gegangen, um sich über den Zustand von Bouteflika zu informieren. "Es gibt 40 Millionen Algerier, die wissen wollen, wo der Präsident ist", sagte er. Der Franko-Algerier will Präsident Algeriens werden, hat jedoch von den Behörden keine Zulassung zur Wahl erhalten.
Der 82-jährige Bouteflika meidet nach seinem Schlaganfall im Jahr 2013 die Öffentlichkeit. Er sitzt im Rollstuhl und hat große Probleme beim Sprechen. Seit rund zwei Wochen wird er in der Genfer Klinik behandelt. Bouteflika ist seit 1999 an der Macht und will sich ein weiteres Mal wählen lassen. Es wäre seine fünfte Amtszeit.
Demonstrationen in Algier
Die Proteste gegen den greisen Präsidenten weiten sich in Algerien aus. Am Freitag gingen Zehntausende gegen den 82-Jährigen auf die Straße. "Bouteflika verschwinde" und "Algerien ist eine Republik, kein Königreich" war auf Transparenten zu lesen. In der Hauptstadt Algier wurden nach offiziellen Angaben 195 Menschen festgenommen. Mehr als 100 Polizisten seien verletzt worden, hieß es. Getragen werden die Proteste vor allem von Studenten. Die Opposition unterstützt die Demonstrationen.
Auch mehrere Abgeordnete der Regierungspartei FLN sollen einem Fernsehbericht zufolge zurückgetreten sein und sich den Protesten angeschlossen haben. Einer der populärsten Imame Algiers betet nicht mehr wie üblich für Bouteflika, sondern nur noch für das Land und das algerische Volk.
Am Donnerstag hatte Bouteflikas Administration gewarnt, die Proteste könnten Algerien destabilisieren. In den vergangenen Tagen wurde eine wachsende Zahl von Bereitschaftspolizisten zusammengezogen.
Algeriens Regierung hatte zuvor die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Am Morgen fuhren Dutzende Mannschaftswagen der Polizei in der Hauptstadt auf. Sicherheitskräfte versuchten, mit Menschenketten die Straßen abzusperren. Am Himmel waren Hubschrauber zu sehen. Metro und Straßenbahnen stellten ihren Verkehr ein, so dass sich die Demonstranten zu Fuß auf den Weg machen mussten. Bereits seit Ende Februar kommt es immer wieder zu Demonstrationen gegen die erneute Kandidatur des Staatschefs bei der Wahl am 18. April.
cgn/rb (afpe, dpa, rtr)