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Politik

Krieg wirft Jemen eine Generation zurück

12. Juni 2020

Bomben, Armut, Hunger: Der Krieg im Jemen wirft die Zivilbevölkerung im Land um mindestens 25 Jahre zurück. Angesichts des zusammenbrechenden Gesundheitssystems befürchten die Vereinten Nationen ein Massensterben.

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Jemen Luftangriff auf Sanaa (Foto: Getty Images/AFP/M. Huwais)
Kinder suchen Brauchbares nach einem Luftangriff in Sanaa 2019Bild: Getty Images/AFP/M. Huwais

Mehr als 24 Millionen Menschen im Jemen benötigen dringend Hilfe. Das ist das Ergebnis einer in München veröffentlichten Studie der Hilfsorganisation Handicap International. Der Untersuchung nach ist rund ein Viertel des Straßennetzes in dem Staat im Süden der Arabischen Halbinsel zerstört. Etwa 18 Millionen Menschen hätten keinen Zugang zu sauberem Wasser. 

Besonders betroffen sind die Menschen in dem Bezirk Sa'ada. Etwa 35.000 Haushalte seien dort 2018 von Bombardierungen und Explosionen betroffen gewesen, hieß es. Zwischen 2015 und 2018 seien rund 16.300 Menschen verletzt oder getötet worden. "Selbst wenn der Krieg im Jemen heute enden würde, werden die Menschen an den Folgen der zerstörten Straßen, Brücken, Krankenhäuser und Häfen Jahrzehnte lang leiden. Die Schäden an der Infrastruktur haben die humanitären Bedürfnisse im Land weiter verschärft", erklärte die Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International, Eva Maria Fischer.

Ein Land kollabiert

So habe die Zerstörung des Hafens von Hodeidah im Jahr 2015 die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern unterbrochen. Bis heute seien Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs nur verteuert zu haben. Zudem würden notwendige Dienstleistungen beeinträchtigt. Der Studie zufolge wird der Jemen nicht in der Lage sein, die Kosten für einen Wiederaufbau zu tragen. Allein die Hälfte der medizinischen Einrichtungen funktioniert nicht.

Jemen Kämpfe gegen Regierungstruppen
Kämpfe gegen Regierungstruppen im Mai 2020Bild: Getty Images/AFP/N. Hasan

Angesichts des zusammenbrechenden Gesundheitssystems befürchten die UN ein Massensterben im Jemen. Ohne schnelle internationale Hilfe drohe "unzähligen" Menschen in dem Konfliktland der Tod durch den Corona-Erreger, Malaria, Cholera, Denguefieber und andere schwere Krankheiten, warnte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, in Genf.

Zerstörte Infrastruktur 

Der UN-Sprecher berichtete von Krankenhäusern, die Menschen mit hohem Fieber und Atembeschwerden abwiesen. Die Krankenhäuser hätten keine Betten, kaum medizinisches Gerät, wenig Personal und so gut wie keine Medizin. Zudem herrsche ein Mangel an sanitären Einrichtungen und sauberem Wasser. Ohne weitere internationale Finanzhilfen müssten mehr als 30 von 41 UN-Hilfsprogrammen für die darbende Bevölkerung schließen, betonte Colville.

Geberkonferenz für humanitäre Hilfe

Nach Einschätzung der UN ist Jemen der Schauplatz der schlimmsten humanitären Krise weltweit. Für die Jemen-Hilfe brauchen die UN und ihre Partnerorganisationen in diesem Jahr 2,4 Milliarden US-Dollar (2,12 Milliarden Euro). Auf einer von den UN und Saudi-Arabien organisierten Geberkonferenz für Jemen Anfang Juni kamen Zusagen von 1,35 Milliarden US-Dollar (1,19 Milliarden Euro) zusammen. Bislang seien aber tatsächlich nur 637 Millionen US-Dollar (563 Millionen Euro) überwiesen worden, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe mit.

Trotz des jüngsten Aufrufs von UN-Generalsekretär António Guterres zu einem globalen Waffenstillstandgeht der Konflikt in dem Land auf der Arabischen Halbinsel in sein fünftes Jahr.

sam/se (dpa, epd, kna)