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Politik

Verdoppelt Corona die Zahl der Hungernden?

21. April 2020

Es könnte laut den Vereinten Nationen 130 Millionen Menschen treffen, die allein durch die Pandemie in Hungersnöte getrieben werden. Besonders betroffen sind Afghanistan, Pakistan, der Jemen und afrikanische Länder.

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Frauen in der Demokratischen Republik Kongo nähen Schutzmasken (Foto: DW/M. El Dorado)
Frauen in der Demokratischen Republik Kongo nähen SchutzmaskenBild: DW/M. El Dorado

Die Vereinten Nationen warnen davor, dass sich die Zahl der unterernährten Menschen wegen der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen weltweit fast verdoppeln könnte. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) in Rom vorgestellt hat. Die Zahl der Menschen, die sich nicht ausreichend ernähren können, um gesund zu leben, oder die sogar Hunger leiden, könnte 2020 sprunghaft auf 265 Millionen Menschen anwachsen, heißt es im Bericht. Im Vorjahr habe die Zahl der Menschen mit einem akuten Mangel an ausreichend Essen bei 135 Millionen weltweit gelegen.

Schon 2019 extrem hohe Zahl an Hungernden

Unter der drastischen Verschlechterung ihrer Ernährungslage durch die Folgen der Corona-Krise dürften besonders Menschen in ärmeren Staaten leiden. "Wir müssen jetzt gemeinsam handeln, um die Auswirkungen dieser globalen Katastrophe zu mildern", forderte der WFP-Experte Arif Husain in Rom.

Die Prognosen für die Entwicklung durch die COVID-19-Krankheit stehen in einem Sonderbericht zum Gesamtüberblick der weltweiten Ernährungskrisen 2019, die das WFP zusammen mit anderen Organisationen präsentierte. Danach wussten im Vorjahr besonders viele Menschen im Jemen, in der Demokratischen Republik Kongo und in Afghanistan nicht, wo sie die nächste Mahlzeit herbekommen sollten. Die weltweite Gesamtzahl von 135 Millionen Menschen, die von Ernährungskrisen betroffen sind, sei schon 2019 die höchste in vier Jahren gewesen, heißt es weiter. Besorgniserregend sei die Lage auch in Pakistan, Äthiopien und im Sudan.

Jemenitische Gesundheitsmitarbeiter beim Desinfizieren von Straßen in der Hauptstadt Sanaa (Foto: picture-alliance/Photoshot)
Jemenitische Gesundheitsmitarbeiter beim Desinfizieren von Straßen in der Hauptstadt SanaaBild: picture-alliance/Photoshot

Mehr Tote durch wirtschaftliche Folgen als durch COVID-19 

Hilfsorganisationen warnten besonders vor einer Verschärfung der Lage in Westafrika, wo etliche Konflikte herrschen. Die Corona-Krise "trifft mit voller Wucht auf eine bereits sehr fragile Ernährungssituation", teilten Oxfam, Care und weitere Nichtregierungsorganisationen mit. Die Vorräte der vergangenen Ernte gehen demnach zu Ende und wegen der COVID-19-Restriktionen in vielen Ländern steigen Preise und etliche Grundnahrungsmittel sind nicht verfügbar. Auch hätten es Bauern zu Beginn der neuen Anbausaison schwer, hochwertiges Saatgut und Dünger zu beschaffen. Nomadische Viehzüchter würden an Wanderungen gehindert. In Burkina Faso oder Niger decke zudem die humanitäre Hilfe den Nahrungsmittelbedarf von Tausenden Vertriebenen nicht.

Die Hilfsorganisationen appellierten deshalb an die Regierungen der Region und die internationale Gemeinschaft, die Preise stabil zu halten, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen und den grenzüberschreitenden Warenverkehr zu gewährleisten. Es sei zu erwarten, dass mehr Menschen infolge der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sterben würden als an der Krankheit selbst. 

600 Millionen Dollar zu Corona-Bekämpfung

Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) gab unterdessen bekannt, dass internationale Geber rund 600 Millionen US-Dollar für den Corona-Hilfsappell der Vereinten Nationen überwiesen hätten. Ocha-Sprecher Jens Laerke erklärte, die Zahlungen seien ermutigend. Geber hätten den UN angezeigt, dass weitere Gelder auf dem Weg seien. Generalsekretär António Guterres hatte vor knapp einem Monat den globalen Hilfsappell vorgestellt. Gesammelt werden sollen insgesamt zwei Milliarden US-Dollar. 

sti/uh (afp, dpa, rtr, epd, kna)