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Ansturm von Flüchtlingen auf Mazedonien

16. August 2015

Die Küste vor Libyen, die griechische Insel Kos und Calais an der französischen Nordseeküste sind die Brennpunkte der Flüchtlingskrise dieses Sommers. Jetzt kommt noch einer hinzu.

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Flüchtlinge versuchen in Mazedonien in einen Zug nach Norde zu gelangen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/S. Nenov

Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan, die über die sogenannte Balkanroute nach Westeuropa gelangen wollen, steigt stark an. Täglich kommen 2000 Migranten im Grenzgebiet zwischen Griechenland und Mazedonien an, wie private Hilfsorganisationen in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik berichteten.

Ungarn baut Grenzzaun

Beobachter führen den Ansturm auf die Pläne Ungarns zurück, bis Ende August die Grenze zu Serbien mit einem Stacheldrahtzaun abzuriegeln. Danach dürfte es für die Flüchtlinge schwieriger werden, in die Europäische Union zu gelangen und dort Asyl zu beantragen.

Ein mazedonischer Polizist versucht, Flüchtlinge zu stoppen (Foto: Reuters)
Ein mazedonischer Polizist versucht, Flüchtlinge zu stoppenBild: Reuters/S. Nenov

Auf dem Bahnhof der mazedonischen Grenzstadt Gevgelija spielen sich laut Augenzeugen chaotische Szenen ab (Artikelbild). Hunderte Menschen versuchten zum Teil mit Gewalt, einen der wenigen Plätze in den Zügen in Richtung Serbien zu ergattern. Die ohnehin wenigen mazedonischen Polizisten hätten jeden Versuch aufgegeben, die Menschenmenge zu kontrollieren oder wenigstens in geordnete Bahnen zu lenken, berichteten Augenzeugen.

Seit Juni gilt in Mazedonien ein neues Gesetz, das Flüchtlingen 72 Stunden Zeit gibt, durch das Land zu reisen und dabei auch öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Davor mussten sie zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren, viele riskierten beim Marsch entlang der Schienen ihr Leben.

Auf der Ägäis-Insel Kos ist inzwischen Unterbringung von Flüchtlingen auf einer Fähre angelaufen. Wie griechische Medien berichteten, wurden mehr als 300 Menschen auf der "Eleftherios Venizelos" einquartiert.

Das Schiff soll bis zu 2500 Flüchtlingen für etwa zwei Wochen eine provisorische Unterkunft bieten. Die griechischen Behörden haben aus Sicherheitsgründen entschieden, dass nur Syrer auf dem Schiff untergebracht werden.

Proteste von Flüchtlingen

Damit soll verhindert werden, dass Streitigkeiten zwischen Flüchtlingen verschiedener Nationalitäten ausbrechen. Flüchtlinge aus anderen Staaten, die bereits vor Eintreffen der Fähre auf Kos waren, müssen sich dagegen weiter bei der Polizeiwache erfassen lassen, vor der sich täglich lange Warteschlangen bilden.

Die Ungleichbehandlung führte zu Spannungen: An der Zufahrt zum Hafen forderten mehrere Iraker, ebenfalls auf die "Eleftherios Venizelos" gelassen zu werden.

Auf Kos war es am Dienstag zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, als diese 2000 Migranten zur Registrierung in ein Fußballstadion brachte. Seitdem wurden tausende Flüchtlinge, die teils seit Wochen am Strand und auf den Straßen schliefen, aufs griechische Festland gebracht.

Die Zahl der Flüchtlinge auf der Insel sank laut Polizei von 7000 auf 2500. Gleichzeitig hält der Zustrom von Flüchtlingen auf die griechischen Ägäis-Inseln unvermindert an. Allein auf Lesbos kamen am Samstag mehr als 300 Flüchtlinge an.

Marine im Einsatz

Deutsche Marinesoldaten retteten vor der Küste Libyens 103 Menschen von einem in Seenot geratenen Schlepperboot. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr mitteilte, berichtete, blieben alle Insassen des großen Schlauchboots unverletzt.

An Bord waren 97 Männer, 4 Frauen und 2 Kinder, die versucht hätten, illegal nach Europa zu gelangen. Sie wurden von einem norwegischen Schiff der europäischen Grenzschutzagentur Frontex übernommen. Das leere Schlauchboot wurde von den Soldaten des deutschen Versorgungsschiffs "Werra" als "Schifffahrtshindernis" versenkt.

Tunnel-Route versperrt

Unterdessen hat sich die Lage in Calais entspannt. Wie der britische Fernsehsender BBC berichtete, ist die Zahl der Flüchtlinge, die versuchten, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu kommen, in diesem Monat auf 150 gesunken. Zum Vergleicht: Im vergangenen Monat hatten etwa 2000 Menschen den gefährlichen Weg an Bord von Güterzügen und Lastwagen eingeschlagen.

Das werde nun durch mehr Zäune, verstärkte Polizeikontrollen und andere Sicherheitsmaßnahmen verhindert, so die Betreiberfirma des Eurotunnels. Diese Vorkehrungen seien notwendig, da ein "Schwarm" von Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben über das Mittelmeer komme, erklärte der britische Premierminister David Cameron. Großbritannien habe immer großzügig Asyl gewährt, dürfe aber "nicht zulassen, dass Menschen in unser Land eindringen". Nach Angaben der Betreiber des Eurotunnels wurden von Jahresbeginn bis Ende Juli rund 37.000 Migranten abgefangen. Mindestens neun starben.

wl/hf/nin (dpa, rtr, afp)