Biennale Venedig: Deutscher Pavillon von Anne Imhof
27. Oktober 2016Der deutsche Pavillon der 57. Kunst-Biennale in Venedig 2017 wird von der Performance- und Multimediakünstlerin Anne Imhof gestaltet. Die 38-Jährige wurde von der diesjährigen Kommissarin Susanne Pfeffer ausgewählt. Mit dieser Wahl fokussiere Pfeffer darauf, wie sich der Mensch durch die gegenwärtigen technologischen und sozioökonomischen Bedingungen verändert, wie unsere Auffassung von Körper neu gedacht werden muss, kommentiert Elke aus dem Moore. Sie ist die künstlerische Leiterin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), das den Deutsche Pavillon seit 1971 koordiniert, und zeigt sich sehr zufrieden mit der Wahl: "Als international agierende Künstlerin kreiert Imhof in ihren bildgewaltigen Performances Situationen voller Dichte und durchdringender Intensität."
Anne Imhof studierte zunächst Klavier und später Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Sie war Meisterschülerin bei Judith Hopf in der Städelschule in Frankfurt am Main, wo sie 2012 abschloß. Eine besondere Auszeichnung in ihrer Karriere war der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, mit dem sie 2015 geehrt wurde. 2016 war die damit verbundene Performance und Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart in Berlin zu sehen. Sie ist Teil von Imhofs Werkzyklus Angst, dessen letzter Teil zur Zeit bei der Biennale de Montréal gezeigt wird. Das Gesamtwerk ist als eine "Ausstellung als Oper" zu verstehen: eine malerische Komposition in drei Akten, die sich aus Musik, Texten, skulpturalen Elementen und Akteuren - wie lebenden Falken und ferngesteuerten Drohnen - zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Die Künstlern lebt und arbeitet in Paris und Frankfurt am Main.
International renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Gerhard Richter, Joseph Beuys, Hanne Darboven, Candida Höfer und Ai Weiwei haben den Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig in der Vergangenheit bereits bespielt. Viermal gab es dafür den Goldenen Löwen: Der erste ging 1986 an Sigmar Polke, zuletzt wurde 2011 Christoph Schlingensief mit einem Löwen geehrt.
Eigens für den Pavillon entwickelt Imhof seit Mai dieses Jahres eine raum- und zeitgreifende Arbeit. Ihr Werk umfasst malerische, skulpturale, installative wie performative Arbeiten. Die Künstlerin begegnet der Brutalität unserer Zeit mit einem harten Realismus. In ihren Szenarien vergegenwärtigt sie, wie der Körper in materiellen und diskursiven, in technologischen, sozio-ökonomischen und pharmazeutischen Grenzziehungen konstituiert wird. Anne Imhof macht so den Raum zwischen Körper und Realität sichtbar, in dem Persönlichkeit überhaupt erst entsteht.
jhi/pl (ifa, Hamburger Bahnhof)