Afrika entsendet Ebola-Helfer
25. Oktober 2014Afrikanische Staaten wollen gemeinsam 1000 medizinische Helfer und Fachkräfte nach Sierra Leone, Liberia und Guinea schicken, um die Länder im Kampf gegen die Ebola-Epidemie zu unterstützen. Das verkündete die Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union (AU), Nkosazana Dlamini-Zuma, am Donnerstag bei einem Besuch in Sierra Leone. Die AU reagiere damit auf den dringenden Bedarf an gut ausgebildetem medizinischem Personal, sagte Dlamini-Zuma Pressevertretern in der Hauptstadt Freetown. Zu den Ländern, die Personal zur Verfügung stellen wollten, gehöre auch die Demokratische Republik Kongo, so die Kommissarin. Der Kongo ist das Land, in dem die Viruserkrankung 1976 zum ersten Mal auftrat.
Eine weitere Zusage kommt von Äthiopien. Das Land am Horn von Afrika plane die Entsendung von rund 210 Helfern, darunter Ärzte, Krankenpfleger, Epidemiologen und andere Spezialisten, teilte die AU am Freitag mit. Äthiopien reagiert damit auf einen entsprechenden Aufruf, den AU-Chefin Dlamini-Zuma vergangene Woche an die Mitgliedsstaaten stellte. "All diese Leute arbeiten ehrenamtlich", sagte Addis Tamre, ein Berater des äthiopischen Gesundheitsministers, der Deutschen Welle. Die äthiopische Regierung und die Afrikanische Union würden sie zunächst schulen. Das passiere in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und der US-Behörde zur Kontrolle und Vorbeugung von Krankheiten (CDC). "Sich selbst zu schützen ist das Grundprinzip im Kampf gegen Ebola", sagte Tamre. "Dann können sie auch anderen Menschen in Not helfen."
Hilfe braucht Zeit
Bis Ende nächsten Monats könnten etwa 100 der äthiopischen Helfer vor Ort in den Ebola-Gebieten sein, sagt Mustapha Sidiki Kaloko, der AU-Kommissar für soziale Angelegenheiten, im DW-Interview. Der Kongo habe 200 medizinische Kräfte zugesagt, von denen 52 bereits auf dem Weg nach Äthiopien seien. Auch das westafrikanische Land Nigeria habe versprochen, 250 Helfer zu entsenden. Vergangenen Freitag hatte bereits die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) bekanntgegeben, über 600 weitere Helfer in die Region schicken zu wollen. Ein Großteil davon soll aus Kenia und Burundi kommen.
Insgesamt hätte die Afrikanische Union mit Sitz in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba ihr gesetztes Ziel damit erreicht. Der AU-Kommissar warnte aber vor zu viel Euphorie. Zurzeit seien bereits 92 afrikanische Helfer vor Ort, so Kaloko: "Wir haben nicht die Logistik, all diese Menschen gleichzeitig zu entsenden. Wir werden das in kleineren Einheiten organisieren: Menschen kommen hierher, wir bilden sie aus und entsenden sie dann." Zwei bis drei Tage würden die Freiwilligen in Addis Abeba vorbereitet, vor Ort gebe es weitere Trainings von rund zwei Wochen. Erst dann dürften die Helfer in Kontakt mit Ebola-Patienten kommen. "Wir handhaben diese Trainings sehr streng. Andernfalls wird es viele neue Infektionen geben. Und diese Leute werden das Virus dann in die ganze Welt tragen."
Erwachendes Bewusstsein
Noch ist die Epidemie weitgehend auf Liberia, Sierra Leone und Guinea beschränkt. Inzwischen meldet aber auch Mali einen Ebola-Fall, die Elfenbeinküste ist auf der Suche nach einem guineischen Krankenpfleger, der möglicherweise infiziert ist. "Wir sehen uns unseren Schwestern und Brüdern in Westafrika weiterhin zur Solidarität verpflichtet", sagte AU-Kommissionspräsidentin Dlamini-Zuma auf ihrer Reise. Und fügte mit einer selbstkritischen Note hinzu: "Wir begrüßen die Bemühungen Afrikas und der Welt. Aber offen gesagt muss viel mehr getan werden, um die nötigen Mittel aufzubringen."
Das Bewusstsein für das Problem habe zugenommen, sagte AU-Kommissar Kaloko gegenüber der DW. Die Lobbyarbeit der Afrikanischen Union habe ihren Teil dazu beigetragen. Darum nehme jetzt die Hilfsbereitschaft zu. "Nicht nur die afrikanischen Staaten haben spät reagiert", so Kaloko, "das gleiche gilt für die ganze Internationale Gemeinschaft."
Unterdessen sind bereits erste afrikanische Helfer nach Hause zurückgekehrt. Unter ihnen die Kenianerin Wanjiru Waifera. "Meine Vorgesetzten und Kollegen haben bei der Ausbildung eine gute Arbeit geleistet", sagte sie der Deutschen Welle. "Ich war vorbereitet, soweit dies möglich war. Ich glaube nicht, dass man jemals wirklich vorbereitet sein kann. Ich habe das Beste daraus gemacht und von einem Tag auf den nächsten gelebt." Waifera hat ihre Schlüsse aus dieser Erfahrung gezogen. Die wichtigsten Mittel, um die Epidemie in den Griff zu bekommen, seien die Überwachung der Neuinfektionen und Sensibilisierungsprogramme, sagt sie - und viele helfende Hände.