Dem Virus einen Schritt voraus
21. Oktober 2014Mali, Senegal, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau - all diese Länder grenzen direkt an das Epizentrum der Epidemie in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Und all diese Länder wollen sich schützen. Das naheliegende Mittel sind Kontrollen der Einreisenden. "Am Flughafen und an den Landesgrenzen benutzen wir Wärmebildkameras zur Fiebermessung", sagt der malische Arzt Adama Daou. Er arbeitet am Nationalen Zentrum für den Kampf gegen Ebola in Mali. Darüber hinaus sei medizinisches Personal im Einsatz, um die Menschen zu weiteren Hygienemaßnahmen anzuhalten. "Händewaschen in Chlorlösung und Desinfektion gehört dazu", so Daou. Zudem versuche man, die Bevölkerung mit Schildern und Plakaten für das Thema zu sensibilisieren.
Fieberscanner und Wärmebildkameras sind auch an Senegals Grenzen und Flughäfen im Einsatz. Das sei naheliegend, weil Fieber das erste Symptom sei, das bei Ebola-Erkrankten auftrete, sagt Mamadou Ndiaye, Direktor für Prävention im senegalesischen Gesundheitsministerium: "Sobald die Person einreist, können wir feststellen, ob sie Fieber hat. Wenn das der Fall ist und sie aus einem betroffenen Land kommt, ist sie für uns verdächtig und wir stellen sie unter Beobachtung, bis Ergebnisse vorliegen." Neben den Einreisekontrollen bilde Senegal bereits Fachpersonal für den Ernstfall aus und bereite sich auf die Behandlung möglicher Ebola-Fälle vor.
Gründlichkeit zahlt sich aus
Bisher hat es einen Ebola-Fall im Senegal gegeben. Der Student, der aus dem Nachbarland Guinea eingereist war, war aber schon Anfang September - wenige Tage nach der Diagnose - als geheilt erklärt worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte das Land am Freitag (17.10.2014) für Ebola-frei und lobte das gute Krisenmanagement der Regierung, die 74 Kontaktpersonen unter Beobachtung stellen ließ und zudem intensive Aufklärungskampagnen führte.
Wie Senegal darf sich nun auch Nigeria offiziell zu den Ländern zählen, die das Virus überwunden haben. 42 Tage, also die doppelte Zeitspanne, die maximal von der Infektion eines Menschen bis zum Ausbruch der Krankheit vergeht, wartete die WHO - und stellte am Montag (20.10.2014) Nigeria als "spektakuläre Erfolgsgeschichte" dar, die "zeigt, dass Ebola besiegt werden kann." Das Virus war im Juli mit einem Liberianer in die nigerianische Metropole Lagos gekommen - und mit ihm die Angst vor einer rasanten Ausbreitung im bevölkerungsstärksten Land Afrikas. Doch vom ersten Krankheitsfall ausgehend, habe Nigeria fast alle Personen zurückverfolgen können, die mit infizierten Menschen in Kontakt gekommen waren, meldete die WHO.
Insgesamt reagierte Nigeria schnell und effizient. Das Land orientierte sich an Maßnahmen, die bereits in der Poliobekämpfung zum Einsatz bekommen waren - und setzte GPS-Ortungssysteme zum Auffinden von gefährdeten Personen ein. Eine Isolierstation war bereits vorhanden. Und im Rahmen einer massiven Aufklärungskampagne wurde sogar eine kostenfreie Ebola-Hotline eingerichtet. In den Augen von WHO-Chefin Margaret Chan spricht der nigerianische Erfolg in der Ebola-Bekämpfung für sich: "Wenn einem Land wie Nigeria mit seinen Sicherheitsproblemen das gelingt, kann jedes Land mit importierten Fällen die Übertragung auf wenige Fälle begrenzen", sagte Chan am Montag.
Wachsamkeit weiter angesagt
Im Senegal bleibt Mamadou Ndiaye aus dem Gesundheitsministerium trotz der Erfolgsmeldungen zurückhaltend. Natürlich seien die getroffenen Maßnahmen nicht ausreichend, sagt er im Gespräch mit der DW. Aber sie seien notwendig. Und man habe noch keine besseren Wege gefunden. Weil die Kontrollen an Grenzen und Flughäfen eben keine hundertprozentige Sicherheit geben, wünscht sich Ndiaye, "dass das Gesundheitssystem in der Lage ist, die Personen aufzuspüren, die möglicherweise durch die Maschen der Kontrollen geschlüpft sind und sich schon im Land befinden." Auch die lokale Bevölkerung müsse dabei mithelfen.
Aufklärung bleibt ohne Frage eine der wichtigsten Maßnahmen. Indessen laufen in Mali Versuche, die helfen könnten, die Epidemie auf einem anderen Weg einzudämmen. "In Bamako finden zurzeit klinische Versuche mit Ebola-Impfstoffen statt", sagte Gesundheitsminister Ousmane Koné der Nachrichtenagentur AFP. Der Impfstoff des britischen Medikamentenherstellers Glaxo-Smith-Kline war bereits in Großbritannien und den USA getestet worden. Mali ist nun das erste afrikanische Land, in dem das Mittel - zunächst nur im Laborversuch unter Wissenschaftlern - getestet wird.