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Nigeria und Senegal besiegen Ebola

Adrian Kriesch2. Oktober 2014

Die meisten Ebola-Prognosen sind düster: Mehr als eine Million Infizierte befürchten manche Experten im nächsten Jahr in Westafrika. Nigeria und Senegal haben jedoch bewiesen, dass das Virus kontrollierbar ist.

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Bild: John Moore/Getty Images

Präsident Goodluck Jonathan ist sichtlich stolz, als er vor der UN-Vollversammlung in New York verkündet: "Nigeria ist frei von Ebola!" Er genießt den für ihn seltenen Applaus. In den letzten Monaten stand seine Regierung im In- und Ausland pausenlos in der Kritik, weil sie im Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram im Nord-Osten Nigerias kläglich scheitert.

Doch diesmal hat die nigerianische Politik bewiesen, dass sie handeln kann. Ende Juli reiste ein Diplomat von Liberia in die nigerianische Wirtschaftsmetropole Lagos. Schon im Flugzeug ging es ihm immer schlechter, bei der Ankunft wurde er direkt in ein Krankenhaus eingeliefert. Weil er verschwieg, dass seine Schwester an Ebola erkrankte, diagnostizieren die Ärzte erst Tage später den tödlichen Virus. Der Mann starb - und steckte mehrere Menschen an: Ärzte, Krankenpfleger, Mitreisende im Flugzeug.

Schnelle Reaktion statt Horrorszenario

Viele Medien prognostizierten damals ein Horrorszenario. "Drohende Ebola-Katastrophe im dicht besiedelten 20-Millionen-Moloch", so der Tenor. Doch die Behörden reagierten schnell. Alle Kontaktpersonen wurden ausfindig gemacht, Erkrankte unter Quarantäne gestellt. "Wir hatten Glück, dass wir bereits ein Infektionskrankenhaus hatten, das wir schnell als Isolierstation nutzen konnten", sagt Babatunde Fashola und lobt die Ärzte und Krankenpfleger. Der Gouverneur von Lagos gilt bei vielen Nigerianern als einer der wenigen Politiker, die sich mehr um das Gemeinwohl als den eigenen Geldbeutel sorgen. Die Schulen im Land blieben geschlossen, die Kontrollen an den Flughäfen wurden strenger. Eine massive Aufklärungskampagne lief in Zeitungen und Radios, im ganzen Land wurden Plakate aufgehängt. Eine kostenfreie Ebola-Hotline wurde eingerichtet. Fiebermessen vor Geschäftsbesuchen und Desinfektionsflüssigkeit vor den Diskotheken wurden in Lagos zur Routine. "Die Nigerianer haben das wirklich sehr gut gemacht", lobt David Daigle von der US-Seuchenbehörde CDC (Center for Disease Control and Prevention) im DW-Gespräch. Auch die internationale Zusammenarbeit sei sehr gut verlaufen. "Innerhalb von einer Woche gab es ein Notfall-Einsatzzentrum. Das war eine sehr schnelle und robuste Antwort."

Mitarbeiter der Ebola-Hotline in Nigeria
Bei der Ebola-Hotline in Nigeria arbeiten viele freiwillig mitBild: DW/A. Kriesch

Noch keine vollständige Entwarnung

21 Ebola-Fälle gab es insgesamt in Nigeria. Kurzzeitig bereitete ein Mann den Behörden Sorgen, der aus einer Isolierstation flüchtete und ins Zentrum der Ölindustrie reiste, nach Port Harcourt. Heimlich ließ er sich von einem Arzt in seinem Hotelzimmer behandeln. Er steckte drei weitere Personen an, aber auch hier konnte der Ausbruch kontrolliert werden.

David Daigle von der US-Seuchenbehörde
David Daigle von der US-SeuchenbehördeBild: DW/A. Kriesch

Am Donnerstag (02.10.2014) endet die 21-tägige Inkubationszeit des vorerst letzten Nigerianers, der unter Beobachtung stand. Da aber Infizierte der Überwachung entgehen könnten, erklärt die Weltgesundheitsorganisation WHO ein Land jedoch erst dann offiziell für Ebola-frei, wenn diese Inkubationszeit zweimal verstrichen ist. Da wäre am 20. Oktober.

Senegal als Basis für Luftbrücke

Auch Senegal hat keinen Ebola-Patienten mehr. Dort wurde das Virus ebenfalls von einem Reisenden eingeschleppt , der aus dem Nachbarland Guinea kam. Er hat die Krankheit überlebt und ist wieder vollständig erholt. Senegal hat sich mittlerweile als Luftbrücke für andere Ebola-Länder angeboten. Auch die deutsche Bundewehr wird von hier aus Nothilfe-Flüge durchführen.

Ein medizinischer Helfer hängt Aufklärungsplakate für Ebola in Dakar auf
Senegal klärt seine Bevölkerung mit Kampagnen aufBild: Seyllou/AFP/Getty Images

Senegal und Nigeria haben gezeigt, dass eine schnelle Reaktion und ein relativ stabiles Gesundheitssystem das Schlimmste verhindern können. Genau daran scheiterte es in Liberia, Sierra Leone und Guinea. Rund 6.500 Menschen haben sich dort bisher mit dem Virus infiziert, mehr als 3.500 kamen bereits ums Leben. Die meisten Beobachter sind sich einig: Ohne massive und schnelle internationale Anstrengungen, kann der Kampf gegen das Virus dort nicht gewonnen werden.