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40.000 beim Web Summit in Lissabon

Jochen Faget
3. November 2021

Mit 3G-Regel, Abstand und Masken netzwerken Besucher, Startups und Investoren noch bis Donnerstag auf dem globalen Tech-Event in Lissabon.

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Portugal | Web Summit Frances Haugen
Auch Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen trat in Portugal aufBild: Pedro Nunes/REUTERS

Netzwerken geht auch mit Masken und Sicherheitsabstand - seit Montag liefert dafür der Web Summit den besten Beweis. 40.000 Teilnehmer, mehr als 1.000 Redner, 1.500 Journalisten, 700 Investoren und 1.250 Startups sind auf dem Lissabonner Messegelände vertreten - ohne sich, wie in anderen Jahren, auf die Füße zu treten. Die Hallen sind ein bisschen weniger voll, vor der Hauptbühne einige Plätze leer. Doch begeistert sind alle.

"Sicher hatte ich ein wenig Angst, als ich hörte, wieviele Leute sich angemeldet haben", sagt die in Holland lebende US-Investorin Christina Calje. "Aber es ist einfach besser, mögliche Partner persönlich zu treffen." Calje sucht vor allem von nicht-weißen Frauen gegründete Unternehmen, denen sie als 'Business Angel', als Geschäftsengel, beim Vernetzen helfen und in die sie ihr Geld stecken will. FinTech ist ihr Fachgebiet, sie hat jahrelang bei Goldman Sachs gearbeitet und sich dann selbstständig gemacht.

Portugal Web Summit 2021
Christina Calje, früher bei Goldman Sachs, jetzt Investorin und Business AngelBild: Jochen Faget/DW

"Der Web Summit ist einfach toll", sagt Calje. "Man läuft so vielen interessanten Menschen über den Weg." Peter Globokar zum Beispiel, wenn man viel Geld für sein Startup braucht. Der Banker aus London nimmt auch schon mal dreistellige Millionenbeträge in die Hand und bestätigt: "Ja, hier kommen wirklich Leute auf dich zu und bitten dich um Geld."

Geld und Whistleblower

Dass man einfach dabei sein muss, bestätigt auch Claudia Behrendt von der deutschen Digital Hub Initiative: "Wir haben 20 Startups mitgebracht, die sich hier präsentieren und Investoren suchen können. Dies ist eines der größten Events für uns im Ausland."

Ein anderer deutscher Unternehmer, Siddharth Tivari, will so viele Kontakte wie möglich machen. Sein Startup wird von der Europäischen Raumfahrtagentur unterstützt und beschäftigt sich mit dem 3D-Druck von Metall und Keramik: "Wir freuen uns darauf, unsere Ansprechpartner vom EEN, dem Europäischen Unternehmensnetzwerk der EU, endlich auch persönlich zu treffen." Dieses Netzwerk, natürlich auch mit einem eigenen Stand vertreten, hilft Startups bei der Geldbeschaffung und Antragstellung.

Portugal Web Summit 2021
Siddharta Tiwari aus Berlin hatte bei der Gründung Hilfe durch das Unternehmensnetzwerk EENBild: Jochen Faget/DW

Während die einen in den Messehallen ihre Startup-Projekte 'pitchen', tummeln sich auf den diversen Bühnen die großen Stars: In der Eröffnungsnacht am Montag erklärte die Facebook Whistleblowerin Frances Haugen (Artikelbild oben), wie ihr früherer Arbeitgeber Geld mit Hass verdient und warum Facebook-Chef Mark Zuckerberg zurücktreten sollte. Am Tag darauf versuchte Facebook-Vizepräsident Nick Clegg dann per Videokonferenz zu überzeugen, dass sein Unternehmen erstens nicht so schlimm und zweitens bemüht sei, besser zu werden. Und das berühmt-berüchtigte 'Metaversum' werde man natürlich nicht im Alleingang, sondern mit verantwortungsbewussten Partnern aufbauen.

Glückliche Geeks

Paddy Cosgrave, der Organisator des Web Summit, hat gleich mehrere Gründe, begeistert zu sein: Erstens, weil der Web Summit nicht mehr nur im Internet stattfindet und zweitens, weil nach den Vereinten Nationen jetzt auch eine große amerikanische Verbrauchermesse seine Web-Summit-Software gekauft hat.

Denn ganz offline funktioniert auch beim Web Summit vor Ort so gut wie nichts - die ständig ineinanderlaufenden, auf ihre Apps starrenden Besucher belegen das nur zu gut. Für die Zukunft verspricht Cosgrave wieder mehr Teilnehmer und mögliche Web-Summit-Ableger: "Die Pandemie hat zwar viele unserer Pläne durcheinandergebracht, aber voraussichtlich 2022 wird es zumindest einen kleinen Web Summit in Brasilien geben." Lissabon jedoch soll das Hautereignis bleiben.

Und so liegt das Geek-Paradies noch bis Donnerstag und dann alle Jahre wieder in der portugiesischen Hauptstadt. Mit Vorträgen über Nachhaltigkeit, Blockchain, aber auch internationale Mindestbesteuerung, Menschenrechte und Klimawandel. Für jeden ist etwas dabei, auch für die, die dem Internet eher kritisch gegenüberstehen. Die dürften sich vor allem auf Tim Berners-Lee freuen, den Erfinder von HTML und damit Begründer des Word Wide Web. Berners-Lee ist zum großen Mahner vor den Gefahren der digitalen Entwicklung geworden und spricht am Donnerstagnachmittag, kurz vor Ende des Web Summit 2021.