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Überfall auf Luxushotel in Mali: 170 Geiseln

20. November 2015

Die Angreifer haben offenbar Gäste in ihrer Gewalt. Erinnerungen an die Geiselnahme im August werden wach. Es gibt erste Berichte, nach denen drei Geiseln getötet worden sein sollen.

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Geiselnahme in Radisson Hotel im malischen Bamako (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Traore

Bewaffnete haben das Radisson Hotel in Bamako angegriffen und 170 Menschen als Geiseln genommen. Wie die Hotelkette mitteilte, hätten sich zwei Attentäter in ein oberes Stockwerk zurückgezogen und hielten dort 140 Gäste und 30 Angestellte in ihrer Gewalt. Darunter seien französische und türkische Staatsbürger, hieß es. Ersten Berichte zufolge sind drei Geiseln getötet worden. "Die Polizei ist vor Ort und sichert das Gebiet ab", erklärte ein hochrangiger Vertreter der Sicherheitskräfte.

Bei den Tätern handelt es sich nach Angaben aus malischen Sicherheitskreisen um Dschihadisten. Man habe insgesamt dreizehn Angreifer gezählt, berichtet Cheickna Silla Hamalah, Chefredakteur der Zeitung "L'Aube" in Bamako im Gespräch mit der DW. "Sie kamen in zwei Fahrzeugen, die Diplomatenkennzeichen trugen", so Silla Hamalah.

Aufruf zum Heiligen Krieg

Allerdings habe auch er noch keine Informationen darüber, welcher Gruppierung die Angreifer angehören. Eine erste Vermutung dazu stellt Soumeylou Boubèye Maïga an, bis Mai 2014 Verteidigungsminister Malis. Im DW-Interview mutmaßt er, dass Islamisten rund um Iyad Ag Ghaly, Chef der Ansar Dine-Miliz sowie wahrscheinlich der "Befreiungsfront von Macina" hinter dem Angriff stecken könnten. Erst vor wenigen Tagen war ein Tondokument aufgetaucht, in dem Ag Ghaly erneut zum Heiligen Krieg gegen Frankreich aufruft. "Das ist ein Faktor, der diesen Anschlag mit erklären könnte", so Boubèye Maïga.

Karte Malis mit Bamako, Timbukutu Sevare (Grafik: DW)
Bild: DW

Einige Geiseln seien inzwischen freigelassen und von Polizisten aus dem Hotel eskortiert worden, teilten malische Sicherheitskräfte mit. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldete, ließen die Attentäter diejenigen gehen, die in der Lage seien, Koranverse zu zitieren.

Das Luxushotel ist vor allem bei Diplomaten beliebt. Auch Mitarbeiter der Fluggesellschaft Air France halten sich regelmäßig dort auf.

Die US-Botschaft in Mali teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass es eine Schießerei gebe und Einwohner aufgerufen seien, sich nicht auf die Straße zu begeben. Das Radisson Hotel befindet sich im Westen der Hauptstadt. In der Gegend sind viele Ministerien und diplomatische Vertretungen.

Düsteres Déjà-vu

Erst im August waren bei einer Geiselnahme und der anschließenden Militäraktion in einem hauptsächlich von den Vereinten Nationen genutzten Hotel zwölf Menschen getötet worden. Zu dem Angriff bekannten sich malische Dschihadisten.

Die Sicherheitslage in Mali ist seit mehr als drei Jahren äußerst angespannt. Im Frühjahr 2012 hatten Tuareg-Rebellen und islamistische Milizen das Machtvakuum nach einem Militärputsch in Bamako genutzt, um weite Gebiete im Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Als die Islamisten Anfang 2013 weiter nach Süden vordrangen, griff die französische Armee ein. Binnen weniger Wochen wurden die Islamisten aus den Städten vertrieben. Seit 2013 ist die UN-Blauhelmtruppe MINUSMA in Mali im Einsatz, um die fragile Lage abzusichern. Immer wieder verüben islamistische Milizen Anschläge auf Soldaten und Polizisten.

nin/mak (afp, ape, rtr)