Tigray-Rebellen wollen Friedensprozess
12. September 2022"Wir sind bereit, uns an eine sofortige und einvernehmliche Einstellung der Feindseligkeiten zu halten", erklärten die Streitkräfte, angeführt von der volksbefreiungsfront Tigray (TPLF), am Sonntag. Sie würden einen von der von der Afrikanischen Union (AU) geführten Friedensprozess akzeptieren.
Die Regierung in Äthiopien hatte zuvor erklärt, sie sei zu Gesprächen ohne Vorbedingungen bereit.
Die Konfliktparteien hatten sich in der Vergangenheit nicht auf einen Vermittler für etwaige Friedensverhandlungen einigen können: Die äthiopische Zentralregierung hatte auf die AU bestanden, die TPLF hatte aber auf den scheidenden kenianischen Staatschef Uhuru Kenyatta gesetzt.
Positive Reaktionen auf Ankündigung
Der Chef der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat, begrüßte die Entwicklung als "einmalige Gelegenheit zur Wiederherstellung des Friedens" und forderte "beide Parteien auf, dringend auf einen sofortigen Waffenstillstand hinzuarbeiten und direkte Gespräche zu führen".
UN-Generalsekretär António Guterres rief die Konfliktparteien dazu auf, "diese Chance für den Frieden zu ergreifen" und die "Gewalt endgültig zu beenden". Guterres gab an, dass die Vereinten Nationen bereit seien, die AU-geführten Friedensverhandlungen zu unterstützen.
Taye Dendea, äthiopischer Staatsminister für Frieden, bezeichnete die Ankündigung als "schöne Entwicklung". Er forderte jedoch, dass die Tigray-Verteidigungstruppen (TDF) vor Friedensgesprächen entwaffnet werden müssten.
Fast zwei Jahre der Gewalt
Im November 2020 war in der Region Tigray im Norden Äthiopiens ein Krieg ausgebrochen, der auch auf Nachbarregionen übergriff. Im März wurde eine Waffenruhe vereinbart, was Hoffnungen auf Friedensgespräche schürte. Nach fünf Monaten relativer Ruhe waren die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Rebellen im Norden Äthiopiens im August wieder aufgeflammt.
Der bewaffnete Konflikt in Äthiopien hatte im November 2020 mit einer Offensive der äthiopischen Streitkräfte begonnen, nachdem die in Tigray regierende TPLF die Autorität der Zentralregierung immer wieder infrage gestellt hatte.
Die Kämpfe in Afrikas zweitbevölkerungsreichstem Land haben den Vereinten Nationen zufolge mehr als zwei Millionen Menschen in die Flucht getrieben, Tausende Zivilisten wurden getötet. Teile von Tigray sind in eine Hungersnot gestürzt. Die UN werfen allen Konfliktparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor.
ust/as (afp, rtr)