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Zypries: "Chancenkontinent Afrika"

Hilke Fischer
4. Mai 2017

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hat auf dem Weltwirtschaftsforum in Durban die Initiative "Pro! Afrika" vorgestellt. Im DW-Interview spricht sie von Investitionen und vom Bedarf einer gemeinsamen Strategie.

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Deutschland Brigitte Zypries VPRT
Bild: Getty Images/A. Berry

"Großes Interesse an Afrika"

DW: Frau Zypries, im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft sind mehrere Afrika-Initiativen ins Leben gerufen worden. Erst kam Entwicklungsminister Gerd Müller mit seinem "Marshallplan für Afrika", dann Finanzminister Wolfgang Schäuble mit seinem "Compact with Africa", jetzt Sie mit "Pro! Afrika". Was ist der Hintergrund für diese verschiedenen Initiativen - und warum gibt es nicht eine gemeinsame?

Brigitte Zypries: Wir sind gerade dabei, diese gemeinsame Strategie zu erarbeiten. Das Bundeskanzleramt hat dafür die Koordination übernommen, und ich hoffe sehr, dass es unter der Leitung des Kanzleramtes bald gelingt, aus diesen drei Strategien eine zu machen, die dann auch wirklich schlagkräftig ist.

Es geht unter anderem um Investitionen in Infrastruktur. Hat Deutschland erkannt, dass der Weg, den China seit Jahren in Afrika geht, der bessere ist?

Die Art und Weise, wie deutsche Unternehmen in Afrika investieren, unterscheidet sich diametral zum Vorgehen der chinesischen Unternehmen. Die kommen, bringen ihre Arbeitnehmer mit, stellen eine Sache hin und gehen wieder. Wir machen das eher so, dass wir mit den Unternehmen nach Afrika gehen, dass wir Arbeitskräfte aus der Region einstellen, die wir dann auch anlernen und ausbilden. Unser Duales System der Berufsbildung gibt es in abgespeckter Form auch hier bei deutschen Unternehmen. Das Ziel ist, länger vor Ort zu bleiben: Firmen wie Braun-Melsung sind schon über 50 Jahre auf diesem Kontinent aktiv. Das ist unser Ziel: Es geht nicht um den schnellen Euro, sondern um nachhaltige Hilfe.

Sie setzen auf private deutsche Unternehmen. Wird es darüber hinaus auch eine staatliche Förderung geben?

Wir decken das Investment mit Hermes-Bürgschaften ab, wenn es bei Lieferungen notwendig ist, und helfen darüber hinaus auch mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder mit anderen Mitteln. Grundsätzlich gilt aber: Unsere Unternehmen wollen hier wirtschaften und Profit machen - und das ist auch möglich. Ich möchte gerne, dass man Afrika auf derselben Augenhöhe sieht wie uns in Europa und anerkennt, dass die Menschen hier und die Region auch etwas zu bieten haben.

Können Sie das den Unternehmen schmackhaft machen? Die Bedingungen sind hier ja die gleichen wie schon vor ein paar Jahren - und die Investitionen waren immer sehr gering.

Das stimmt, aber viele haben inzwischen erkannt, dass Afrika ein Kontinent der Chancen ist. Der Standpunkt ändert sich etwas: Es gibt in Afrika ganz viele junge Leute. Das ist etwas sehr Positives - wir sprechen von der Start-up-Generation, davon, dass Dinge neu und anders gemacht werden - und man glaubt, dass man darüber auch auf neue Ideen kommt. Da gibt es viele sehr gute Beispiele.

Der Ansatz, verstärkt auf Investitionen zu setzen, ist in der deutschen Zusammenarbeit mit Afrika relativ neu. Steht dahinter auch der Gedanke, dass die klassische Entwicklungsarbeit gescheitert ist?

Das würde ich so nicht sagen. Aber natürlich müssen wir von der Haltung wegkommen, dass wir Afrika alimentieren, dass wir unseren Partnern immer Neues geben und die nichts dafür tun müssen. Es geht darum, zu sagen: Ihr seid stark genug, ihr könnt die Dinge selbst gestalten. Wir helfen euch dabei, geben euch Back-up, wir geben euch vielleicht auch Ideen. Wir holen auch ein paar von euren Leuten nach Deutschland, damit sie bei uns eine Ausbildung machen können und dann zurückkommen und mit dem Know-how aus Deutschland und Europa neue Geschäftsmodelle in Afrika starten können. All das ist möglich, und all das sollten wir auch tun, denn es ist wichtig, dass Afrika als eigenständiger Kontinent auf die Füße kommt.

Das soll aber laut Ihren Plänen die Verantwortung der Unternehmer sein: Sie vertrauen darauf, dass die auch die Leute wirklich ausbilden?

Darauf kann man sich verlassen, das tun die deutschen Unternehmer überall auf der Welt. Das funktioniert. Im Übrigen kann man sagen, dass die deutsche Bundesregierung und das Unternehmertum sehr gut zusammenarbeiten. Ich bin ja hier auch in Begleitung von Eric Schweitzer, dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, und den Vorstandsvorsitzenden großer Unternehmen. Diese Zusammenarbeit funktioniert gut und wir ziehen da an einem Strang.

Das Interview führte Hilke Fischer.