Zwischen Erfolg und Enttäuschung
11. Dezember 2011Einen "großen und wegweisenden Erfolg für den globalen Klimaschutz" nennt Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) die Ergebnisse von Durban. "Wir haben jetzt das Fundament und die Dynamik für ein internationales Klimaschutzabkommen erreicht, das erstmalig für alle gilt", so Röttgen.
Gelungen sei diese Einigung durch ein Bündnis zwischen der EU, den am schwächsten entwickelten Staaten und den kleinen Inselstaaten, die am meisten vom Klimawandel bedroht sind. Der Bundesumweltminister geht davon aus, dass sich auch die großen Emittenten von Treibhausgasen den Beschlüssen von Durban verpflichtet fühlen werden.
Immerhin ein Ergebnis
Deutsche Klimaforscher äußerten sich zufrieden damit, dass in Durban überhaupt etwas erreicht worden ist. "Für mich ist schon wichtig, dass die Verhandlungen weitergehen und das Kyoto-Protokoll in Kraft bleibt", sagte der Direktor am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, Jochem Marotzke, der Nachrichtenagentur dpa.
"Die EU und Deutschland hatten einen starken Auftritt in Durban", meint Professor Ottmar Edenhofer vom renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Zwar sei die notwendige Reduktion von Treibhausgasen in Durban nicht erreicht worden. Es seien aber institutionelle Voraussetzungen geschaffen worden, die noch vor wenigen Tagen als undenkbar gegolten hätten.
Keine Fortschritte bei der CO2-Reduktion
Deutlich kritischer fällt die Bewertung der Opposition aus. "Die Ergebnisse von Durban sind enttäuschend, ernüchternd und entlarvend", so Grünen-Chefin Claudia Roth. Der längste Gipfel der Geschichte habe dem Ausstoß an CO2-Emissionen keinen Einhalt geboten, bemängelte Roth, die konkrete Verpflichtungen vermisst: "Es ist nicht gelungen, die Erderwärmung auf unter 2 Grad einzudämmen. Das ist zweifellos ein Verhängnis für uns alle."
Ähnlich enttäuscht reagierte die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Eva Bulling-Schröter. Die Politikerin der Linkspartei findet das Ergebnis beschämend: "Die UN-Konferenz wird als Erfolg in letzter Minute verkauft. Sie ist aber eine Niederlage." Der in Durban beschlossene Fahrplan bis 2020 reiche nicht aus, um die Erderwärmung noch zu stoppen. "Der Höchststand der Emissionen müsste spätestes 2017 überwunden werden, um das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen", so Bulling-Schröter.
Die zweite Verpflichtungsphase des Kyoto-Protokolls von 2013 bis 2020 sei eine schlaffe Übergangslösung. Ohne die USA, Kanada, Japan, Russland und Neuseeland würden im Kyoto-Protokoll nur noch "lächerliche 15 Prozent" der weltweiten Emissionen repräsentiert. Die Folgen dieses "grandiosen Scheiterns" müssten die Menschen ausbaden, die am wenigsten zur Klimaerwärmung beitrügen, so die Vorsitzende des Umweltausschusses.
Umweltverbände unzufrieden
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die einen Beobachter nach Durban entsandt hatte, nennt die Ergebnisse "einen Rückschlag für den Klimaschutz". "Es wäre besser gewesen, die Klimakonferenz hätte keine Beschlüsse gefasst und im neuen Jahr so lange weiterverhandelt, bis ein wirklich gutes Ergebnis erzielt worden wäre", fasst Klimaexperte Martin Kaiser seine Einschätzung zusammen.
In Durban sei offen geblieben, um wie viel die großen Staaten ihre CO2-Emissionen in den kommenden Jahren reduzieren wollen. Auch der Fahrplan für ein neues internationales Klimaabkommen überzeugt Greenpeace nicht: "Mit diesem Fahrplan werden sich Blockierer wie die USA, aber auch die großen Schwellenländer wie China und Indien aus der Verantwortung ziehen können."
Autorin: Nina Werkhäuser (mit dpa)
Redaktion: Thomas Latschan