Zweite Ebola-Welle im Osten Kongos
26. Juli 2019Eine zweite Welle des lebensgefährlichen Ebola-Virus breitet sich in der Provinz Nord-Kivu im Osten des Kongos aus. Mehr als die Hälfte der neuen Fälle sei in den vergangenen drei Wochen in der sogenannten Gesundheitszone Beni aufgetreten, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mit. Beni war nach Beginn des Ausbruchs vor rund einem Jahr bereits mehrere Wochen lang stark betroffen.
Nach Angaben des kongolesischen Gesundheitsministeriums wurden bis Dienstag im ganzen Land gut 2600 Ebola-Fälle registriert. Mindestens 1756 Menschen starben. Die WHO geht davon aus, dass möglicherweise ein Viertel aller Fälle gar nicht entdeckt werde. Diese Patienten sterben, ohne dass Verwandte und Kontaktpersonen sich des Ebola-Risikos bewusst sind.
Attacken und Gerüchte
Die Bekämpfung des Virus wird dadurch erschwert, dass in der Provinz Nord-Kivu seit Jahren mehrere Rebellengruppen einen blutigen Konflikt führen. Oft werden Ebola-Helfer angefeindet und Kliniken angegriffen. Zudem verbreiten Rebellen gezielt falsche Gerüchte über Impfkampagnen. Auch die Absicht der WHO, einen zweiten Impfstoff einzusetzen, stößt daher auf Widerstand. Gesundheitsminister Oly Ilunga hatte argumentiert, ein neuer Impfstoff, der anders verabreicht würde als der erste, könnte die Verunsicherung der Menschen fördern. Anfang der Woche war Ilunga zurückgetreten.
Bislang wurden mehr als 170.000 Menschen mit einer einmaligen Dosis eines experimentellen Impfstoffs behandelt. Bei einer rascheren Ausbreitung der Seuche könnte dieses Vakzin knapp werden. Der zweite Impfstoff eines anderen Herstellers, dessen Einsatz die WHO empfiehlt, müsste zweimal verabreicht werden. Er wurde bislang nicht im Feld getestet. Die Entscheidung liegt bei den örtlichen Gesundheitsbehörden.
Saudis verweigern Visa
Die Weltgesundheitsorganisation hatte in der vergangenen Woche wegen der Ebola-Epidemie den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen - was zuvor erst viermal geschah. Zugleich empfahl die WHO eine noch striktere Umsetzung ihrer Warnhinweise. Sie riet aber davon ab, Handel und Reisen einzuschränken, da dies Betroffene veranlassen könnte, die offiziellen Gesundheitskontrollen etwa an Flughäfen zu umgehen.
Ungeachtet dessen erteilt Saudi-Arabien mit Hinweis auf die Seuche derzeit keine Visa für Reisende aus dem Kongo. Viele Muslime aus dem afrikanischen Land wollen an der Hadsch, der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka, teilnehmen, die Anfang August beginnt. Mit der Entscheidung sollten Pilger und die übrige Bevölkerung geschützt werden, erklärte das Außenministerium des Königreichs in einem Brief an die kongolesische Botschaft in der Hauptstadt Riad.
jj/uh (dpa, ap)