Zwei Wochen Arrest für Pussy-Riot-Flitzer
17. Juli 2018Ein Moskauer Gericht verurteilte alle vier Flitzer zu 15 Tagen Polizeigewahrsam. Zudem ist es ihnen verboten, in den nächsten drei Jahren Sportevents in Russland zu besuchen.
Das Gericht warf den Aktivisten Veronika Nikulschina, Olga Kuratscheva, Olga Pachtusowa und Pjotr Wersilow nach Angaben des Nachrichtenportals "Mediazona" vor, die "Regeln für das Verhalten von Zuschauern grob verletzt" zu haben. Daher seien sie zu der Höchststrafe für dieses Vergehen verurteilt worden.
Unter den Augen Putins
Die Aktivisten waren am Sonntag beim WM-Finale zwischen Frankreich und Kroatien in der 52. Spielminute auf das Fußballfeld im Moskauer Luschniki-Stadion gestürmt. Dabei trugen sie Polizeiuniformen. Die Partie wurde kurz unterbrochen,
Sicherheitskräfte schleiften die drei Frauen und einen Mann vom Spielfeld. Sie leisteten keinen Widerstand. Während der Aktion war auch Russlands Staatschef Wladimir Putin im Stadion.
Pussy Riot reklamierte die Aktion später für sich und verband sie mit Forderungen nach mehr politischem Wettbewerb in Russland. "Ich wollte aufzeigen, wie ungleich die Machtstrukturen angewendet werden", sagte eine der Verurteilten laut der Agentur Interfax.
Himmlische und irdische Polizisten
In den sozialen Medien verbreitete die Gruppe eine Mitteilung, in der sie ihr Vorgehen mit dem elften Todestag des russischen Dichters und Künstlers Dmitri Alexandrowitsch Prigow begründete. In Erinnerung an Prigow benutzt Pussy Riot in dem Statement das Bild des "himmlischen Polizisten" auf der einen und des "irdischen Polizisten" auf der anderen Seite.
Der himmlische Polizist schaue Fußballfans beim Feiern zu, der irdische löse Versammlungen auf. Damit will die Gruppe offenbar auf die Diskrepanz zwischen den Zuständen in Russland während der WM und der Zeit davor oder danach aufmerksam machen.
Pussy Riot wurde vor allem durch eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale bekannt. Dort hatte die Gruppe ein "Punk-Gebet" aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierte. Wegen "Rowdytums" und "Aufwiegelung zu religiösem Hass" wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Bei Jekaterina Samuzewitsch wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina kamen nach 22 Monaten frei.
gri/qu (afp, sid, dpa)