1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zwei Palästinenser erschossen

1. August 2015

Der eine hatte gegen Terroranschläge durch Siedler protestiert, der andere hatte sich dem Grenzzaun zwischen Gaza und Israel genähert: Zwei Palästinenser sind durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden.

https://p.dw.com/p/1G8Ir
Polizisten schießen am Freitag Tränengas auf Demonstranten in Hebron im Westjordanland (Foto: EPA)
Polizisten schießen am Freitag Tränengas auf Demonstranten in Hebron im WestjordanlandBild: picture-alliance/dpa/A. Haslhamoun

Ein palästinensischer Jugendlicher, der bei Protesten im Westjordanland am Freitag durch Schüsse verwundet wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. Palästinensischen Ärzten zufolge starb der 17-Jährige am frühen Samstagmorgen. Der Teenager war nahe Birseit nördlich von Ramallah bei Protesten verwundet worden. Nach palästinensischen Angaben hatten Jugendliche an einem Militärposten israelische Soldaten mit Steinen beworfen. Die israelische Armee hingegen erklärte, der Jugendliche habe mit einer Brandflasche auf die Soldaten gezielt. Daraufhin hätten die Soldaten auf ihn geschossen.

Palästinensischen Angaben zufolge wurde am Freitag auch in Gaza ein Jugendlicher durch israelische Schüsse getötet. Ein weiterer wurde verletzt. Eine Armeesprecherin sagte, die Jugendlichen hätten sich den Grenzzaun zwischen Gaza und Israel genähert. Einer der beiden Verdächtigen habe auf Aufforderung und Warnschüsse nicht reagiert. Daraufhin hätten die Soldaten auf seine Beine gezielt. Dabei handelte es sich um zwei separate Vorfälle. Auf der Seite des Grenzzauns innerhalb des Gazastreifens ist eine Pufferzone eingerichtet, die von Israel überwacht wird. Palästinenser haben nur eingeschränkten Zugang zu dem Bereich.

"Jeder in Israel ist schockiert"

Am Freitag war es vielerorts im Westjordanland und in Ost-Jerusalem zu Ausschreitungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Auslöser war ein Anschlag auf ein palästinensisches Wohnhaus, das mutmaßlich von jüdischen Extremisten in Brand gesteckt wurde. Dabei starb ein Kleinkind; mindestens drei weitere Familienmitglieder wurden schwer verletzt.

Die israelische Regierung verurteilte den Anschlag ungewöhnlich scharf. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu führte wegen des Anschlags ein seltenes Telefonat mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. "Jeder in Israel ist schockiert über diesen verwerflichen Terrorakt", sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Netanjahu versprach Abbas zudem umfassende Ermittlungen zur Aufklärung des Verbrechens. Staatspräsident Reuven Rivlin schrieb in einer Mitteilung an arabische Medien, Israel habe jüdischen Terrorismus bislang offenbar nicht genug geahndet.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (Foto: Reuers)
Palästinenserpräsident Mahmud AbbasBild: Reuters/M. Torokman

Später äußerte Abbas jedoch Zweifel am Willen Israels, nach "wahrer Gerechtigkeit" zu streben. Er machte zudem Israel "direkt" verantwortlich für den Tod des Kleinkindes. Der Grund dafür sei, dass nicht gegen radikale jüdische Siedler vorgegangen werde und deren Taten "straflos" blieben.

Die palästinensische Autonomiebehörde will den Anschlag zum Thema bei den Vereinten Nationen machen. Man wolle "die kriminellen Taten und den Terrorismus der Siedler" vor den UN-Sicherheitsrat bringen, hieß es in einer Mitteilung der Palästinenserführung nach einer Sondersitzung am Freitagabend. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon solle zudem aufgefordert werden, die besetzten Gebiete unter internationalen Schutz zu stellen.

Begräbnis des getöteten Kleinkindes am Freitag in Duma bei Nablus (Foto: Reuters)
Begräbnis des getöteten Kleinkindes am Freitag in Duma bei NablusBild: Reuters/A. O. Qusini

UN-Generalsekretär Ban erklärte über seinen Sprecher, die Verantwortlichen dieses "Terrorakts" müssten umgehend zur Rechenschaft gezogen werden. Er sprach der Familie des getöteten Jungen sein Mitgefühl aus und rief beide Konfliktparteien zu Maßnahmen auf, die auf den "Pfad des Friedens" zurückführten. Die Versäumnisse, wiederholte Gewaltangriffe von Siedlern zu ahnden, hätten zu einem "weiteren furchtbaren Vorfall" und zum "Tod eines unschuldigen Menschen" geführt, kritisierte Ban. Auch die Bundesregierung und die EU hatten den Anschlag verurteilt.

stu/fab (afp, ap, dpa)