Zwei Bronzemedaillen für Deutschland
25. Juli 2021Die Entscheidung in der Frage: "Medaille oder nicht?" fiel erst beim letzten Sprung. Doch nachdem die Italienerinnen beim Rückwärtssalto patzten, stand fest: Tina Punzel und Lena Hentschel hatten die Bronzemedaille sicher - das erste Edelmetall für die deutsche Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Tokio. Im Synchronwettbewerb vom 3-Meter-Brett erzielten Punzel und Henschel insgesamt 284,97 Punkte.
"Im Kopf angekommen ist es noch nicht", gab die 25-jährige Punzel im ARD-Interview zu. "Ich habe nicht auf die anderen geguckt. Wir haben unser Ding durchgezogen und es hat gepasst." Der Sieg ging an die favorisierten Chinesinnen Wang Han und Shi Tingmao (326,40). Es war der fünfte Olympiasieg für China in dieser Disziplin in Folge. Silber holten Melissa Citrini Beaulieu und Jennifer Abel aus Kanada (300,78).
Lisa Unruh bewahrt die Ruhe
Kurze Zeit später gewannen auch die deutschen Bogenschützinnen im Team-Wettbewerb die Bronzemedaille. Michelle Kroppen, Charline Schwarz und Lisa Unruh besiegten im kleinen Finale Belarus mit 5:1 (55:48, 53:51, 55:55). Letztmals hatte ein deutsches Frauen-Team in Sydney 2000 eine Medaille geholt.
Den entscheidenden Punkt besorgte Unruh, die 2016 in Rio mit Silber die erste deutsche Einzel-Medaille in dieser Sportart überhaupt geholt hatte, mit einem Treffer in die Mitte der Zielscheibe und zehn Punkten. "Überwältigend. Ich freue mich riesig", sagte Unruh. "Es war total spannend. Wir haben super geschossen, haben es super gemacht. Bääm, es war einfach geil." Das deutsche Trio war zuvor im Halbfinale an den russischen Bogenschützinnen mit 1:5 gescheitert und hatte damit das Endspiel gegen Übermacht Südkorea verpasst. Im Finale ließen die Südkoreanerinnen keinen Zweifel an ihrer Ausnahmestellung aufkommen. Sie besiegten Russland mit 6:0.
Horigome holt erstes Skateboard-Gold
Der Japaner Yuto Horigome ist der erste Skateboard-Olympiasieger der Geschichte. Der Weltmeister setzte sich in der Disziplin Street mit 37,18 Punkten vor dem Brasilianer Kelvin Hoefler und Jagger Eaton aus den USA durch. Deutsche Athleten waren im Ariake Urban Sports Park nicht am Start. US-Superstar Nyjah Huston landete nur auf Rang sieben. Gefahren wurde jeweils in zwei Läufen, anschließend konnten die Athleten noch fünf Einzeltricks zeigen. Insgesamt vier Leistungen gingen am Ende in die Gesamtwertung ein. Die Juroren bewerten dabei Schwierigkeit, Geschwindigkeit, Originalität und Ausführung sowie die Zusammensetzung der Läufe.
Kiesenhofer beeindruckt
Am Ende lag sie völlig ausgepumpt auf dem Rücken und rang mit fast schon beängstigend lauten Atemzügen nach Luft. Eine Minute später saß sie lächelnd auf dem Asphalt und freute sich über ihre Goldmedaille. Mit einer beeindruckenden Alleinfahrt hat die Österreicherin Anna Kiesenhofer das Straßenradrennen der Frauen für sich entschieden. Die 30-Jährige hatte sich in der frühen Rennphase mit Anna Plichta aus Polen und Omar Shapira aus Israel abgesetzt und mehr als zehn Minuten Vorsprung herausgefahren. Im Hauptfeld reagierten die Favoritinnen zu spät. Kiesenhofer setzte sich schließlich aus der Spitzengruppe ab und raste dem Ziel entgegen.
Zweite wurde nach 137 Kilometern auf einer Strecke mit anspruchsvollem Höhenprofil die Niederländerin Annemiek van Vleuten vor der Italienerin Elisa Longo Borghini. Beste Deutsche war Ex-Zeitfahr-Weltmeisterin Lisa Brennauer auf Platz sechs, die sich insgeheim mehr erhofft hatte. "Auf dem Papier sieht der sechste Platz sehr gut aus, aber wenn man so nah am Podium ist, ist ein weinendes Auge dabei. Am Ende war der Ofen aus", sagte Brennauer.
Australiens Freistil-Staffel mit Weltrekord
Tokios Olympia-Schwimmhalle hat ihren ersten Weltrekord erlebt: Die australische Frauen-Staffel war im Finale über 4x100 Meter Freistil 36 Hundertstelsekunden schneller als die bisherige Weltbestmarke. In 3:29,69 Minuten sicherten sich die Schwestern Bronte und Cate Campbell, Meg Harris und Emma McKeon in Tokio die Goldmedaille vor den Teams aus Kanada und den USA. Der alte Weltrekord war im April 2018 ebenfalls durch ein australisches Team aufgestellt worden.
Besonders herauszuheben war dabei die Leistung McKeons, die kurz vor dem Staffel-Rennen noch das Halbfinale über 100 Meter Schmetterling geschwommen war und auch dort den Endlauf erreichte. McKeon und die Campbell-Schwestern waren auch schon 2016 im olympischen Finale in Weltrekordzeit zu Gold geschwommen. Vierte Schwimmerin war damals Brittany Elmslie.
Eine Medaille knapp verpasst hat dagegen Henning Mühlleitner. Im Finale über 400 Meter Freistil fehlten dem EM-Dritten von 2018 gerade einmal 13 Hundertstel zu Bronze. Es wäre das erste olympische Edelmetall für die deutschen Beckenschwimmer seit 13 Jahren gewesen. Die Goldmedaille ging überraschend an den Tunesier Ahmed Hafnaoui.
Deutsche Fußballer zeigen Moral
Die Fußballer des DFB feierten nach der 2:4-Auftaktniederlage gegen Brasilien den ersten Sieg und wahrten ihre Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale. Das Team von Trainer Stefan Kuntz rang Außenseiter Saudi-Arabien mit 3:2 (2:1) nieder. Nadiem Amiri (11. Minute) und Ragnar Ache (43.) brachten die deutsche Mannschaft in Yokohama zweimal in Führung. Sami Al-Nadschi (30.) und Saud Abdulhamid (50.) gelang jeweils der zwischenzeitliche Ausgleich. In Unterzahl sorgte Felix Uduokhai mit dem 3:2 (75.) für den wichtigen Sieg. Zuvor hatte Amos Pieper nach einer Notbremse die Rote Karte gesehen (67.).
"Die wichtigste deutsche Eigenschaft, die Leidenschaft, war da. Das war heute ein Willenssieg", sagte Max Kruse, der den gesperrten Maximilian Arnold als Kapitän vertreten hatte. Vor laufender ARD-Kamera machte Kruse dann noch seiner Freundin einen Heiratsantrag.
Die deutschen Basketballer sind mit einer unglücklichen Niederlage in ihr erstes olympisches Turnier seit 13 Jahren gestartet. Die Mannschaft von Trainer Henrik Rödl war über weite Strecken mindestens ebenbürtig, musste sich den Italienern letztlich aber mit 82:92 (43:46) geschlagen geben. Bester deutscher Werfer war Maodo Lo mit 24 Punkten. In der Vorrundengruppe B trifft Deutschland nun am Mittwoch auf Nigeria und anschließend am kommenden Samstag auf den WM-Vierten Australien.
Hockey-Frauen besiegen Großbritannien
Mit einem knappen und umkämpften Sieg ist die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Frauen um Kapitänin Nike Lorenz erfolgreich ins Olympia-Turnier in Tokio gestartet. Gegen Rio-Olympiasieger Großbritannien setzte sich das Team von Trainer Xavier Reckinger am Ende verdient mit 2:1 (1:1) durch. Viktoria Huse (24. Minute/Siebenmeter) und Charlotte Stapenhorst (33.) erzielten die deutschen Tore, nachdem Sarah Jones die Britinnen mit 1:0 in Führung gebracht hatte.
Die deutsche Dressur-Mannschaft die Qualifikation gewonnen und startet als klarer Favorit in den Teamwettbewerb am Dienstag. Jessica von Bredow-Werndl erhielt auf ihrem Pferd Dalera die höchste Punktwertung aller Startenden, auf Platz zwei landete Rekord-Olympiasiegerin Isabell Werth mit Bella Rose. Neben den beiden schaffte auch die dritte deutsche Reiterin, Dorothee Schneider, auf Showtime trotz eines kleinen Fehlers die Qualifikation für die Einzel-Dressur.
Zwei Corona-Fälle bei den Golfern
Beim olympischen Golfturnier der Männer werden zwei Medaillenanwärter nicht mit dabei sein. Wegen Corona-Infektionen verpassen der Weltranglistenerste und amtierende US-Open-Gewinner Jon Rahm aus Spanien sowie der frühere Major-Gewinner Bryson DeChambeau aus den USA den Wettbewerb. Sie wurden vor ihrer Reise nach Tokio bei den obligatorischen PCR-Tests positiv getestet. Beide hatten zuletzt bei der British Open gespielt. Rahm war bereits im Juni positiv getestet worden. Das Olympische Komitee Spaniens verzichtet auf eine Nachnominierung, für das Team tritt allein Adri Arnaus an. DeChambeau wird durch Patrick Reed ersetzt.