Zehntausende Waffen verschwunden
29. Juli 2014Vor dem Abzug ihrer Kampftruppen aus Afghanistan befürchten die USA, dass zahlreiche an das Land gelieferte Waffen in die Hände der aufständischen Taliban gefallen sein könnten. Überprüfungen von Waffenlagern hätten ergeben, dass zehntausende Waffen nicht auffindbar seien, schrieb der US-Generalinspekteur für des Wiederaufbau Afghanistans, John Sopko, in einem Bericht.
Seit dem Jahr 2004 seien mehr als 747.000 Waffen und Ausrüstungsgegenstände geliefert worden, heißt es in Sopkos Bericht. Darunter seien 465.000 Handfeuerwaffen wie Sturmgewehre, Pistolen, Granatwerfer und Maschinengewehre. Der Gesamtwert der Lieferungen belaufe sich auf rund 626 Millionen Dollar (umgerechnet etwa 467 Millionen Euro). Bei Inspektionen von afghanischen Waffenlagern seien verschwundene Waffen und andere Unregelmäßigkeiten aufgefallen.
Behörden in den USA und Afghanistan haben geschlampt
Weder die US-Regierung noch die afghanischen Behörden hätten die Waffen ordentlich registriert, kritisierte Sopko. Die Bemühungen der afghanischen Behörden, die Waffen ordnungsgemäß zu beaufsichtigen, seien "mangelhaft". Die Unfähigkeit, die Waffen zu verwalten und gebrauchte korrekt zu entsorgen, berge die "reale Gefahr, dass diese Waffen in die Hände der aufständischen Taliban gelangen", warnte Sopko.
Für die Verwaltung der Waffen verwendet das Pentagon zwei Datenbanken - in einer werden die abgehenden Lieferungen aus den USA, in der anderen der Eingang am Hindukusch festgehalten. Aus dem Bericht geht hervor, dass für 203.888 Waffen keine oder doppelte Einträge existieren. In den schlampig geführten Systemen sei dieselbe Seriennummer bisweilen bis zu drei Mal vergeben worden. Bei bis zu 60.000 Waffen fehle das Liefer- oder das Empfangsdatum.
Das Problem verschärft sich dadurch, dass nach Angaben des Inspekteurs 112.000 Waffen zu viel an die afghanische Armee und Polizei geliefert worden seien. Diese hätten anfangs mehr Waffen bestellt als benötigt. Zusätzliche Risiken für eine Zweckentfremdung von Waffen entstünden dadurch, dass die Zahl der afghanischen Sicherheitskräfte in den kommenden Jahren von 352.000 auf 228.500 verringert werden solle.
Cousin des scheidenden Präsidenten Karsai getötet
Afghanistan befindet sich in einer kritischen Phase: Die NATO-geführten ISAF-Truppen einschließlich der Bundeswehr wollen bis Ende des Jahres ihre Kampftruppen vollständig abziehen. Zugleich ist die politische Lage nach der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl von Mitte Juni angespannt. Laut der Wahlkommission gewann der ehemalige Finanzminister Aschraf Ghani die Stichwahl, sein Kontrahent, der frühere Außenminister Abdullah Abdullah, warf ihm jedoch Manipulationen vor und beanspruchte den Sieg für sich. Nun soll eine Neuauszählung der Stimmzettel Klarheit bringen.
In der unruhigen südlichen Stadt Kandahar wurde ein Cousin des scheidenden Präsidenten Karsai, Haschmat Karsai, bei einem Selbstmordattentat getötet. Nach Angaben der Behörden kam ein als Gast verkleidete Attentäter zum Haus von Karsai, um ihn zum religiösen Fest des Fastenbrechens zu grüßen. Als die beiden sich umarmten, zündete der Mann demnach einen Sprengsatz, den er unter seinem Turban versteckt hatte.
cr/sti (afp, rtr, epd)