Hilfsorganisationen machen weiter
26. Juli 2014Die meisten der in Afghanistan tätigen deutschen Hilfsorganisationen fürchten nicht um ihre Sicherheit, wenn die Bundeswehr und andere internationale Truppen das Land Ende des Jahres verlassen. "Im Augenblick gehen wir davon aus, dass sich durch den Truppenabzug für unsere Arbeit nichts ändern wird", erklärte etwa die Welthungerhilfe auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Viel wichtiger sei die weitere finanzielle Unterstützung von Politik und Spendern. "Niemand kann jedoch genau vorhersehen, wie sich die Lage nach dem Abzug entwickeln wird. Wir werden dies genau beobachten." Die Welthungerhilfe ist mit mehr als 250 Mitarbeitern in Afghanistan vertreten.
Auch die Johanniter-Auslandshilfe sieht keinen Grund zur Berunruhigung. "Als international tätige Hilfsorganisation verfügen wir über Sicherheits- und Evakuierungspläne, die unserem Selbstschutz dienen", erklärte die Organisation. Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) will sein Angebot sogar ausweiten. Aufgrund der guten Zusammenarbeit würden die mit Partnern betriebenen Bildungszentren von der Gemeinschaft vor Ort beschützt.
Positive Effekte nach Abzug erwartet
Einige der Nichtregierungsorganisationen (NGO) erkennen in dem Abzug sogar Gutes: "In Bezug auf die Sicherheitslage werden vorsichtig eher positive Effekte erwartet, da die Taliban nach dem Abzug weniger Grund für Anschläge haben", sagte Stefan Reuter von Borda Germany in Bremen. Ähnlich sieht es der Geschäftsführer des Bonner Vereins für Afghanistan-Förderung, Abdul Jalil Hekmat: "Wir erhoffen eher eine Beruhigung der Sicherheitslage, wenn die als ausländische Aggressoren empfundenen US-Truppen abgezogen werden", sagte er.
Auch Organisationen wie Vision Hope aus Emmendingen, die Kinderhilfe Afghanistan und GLS Treuhand haben angekündigt, sich nicht aus Afghanistan zurückziehen zu wollen. Marga Flader vom Verein Afghanistan-Schulen sagte, alle Projekte würden fortgeführt, "solange wir die finanziellen Mittel dafür haben".
Einzig der Verein Waisenmedizin kündigte an, nach 2014 nicht mehr nach Afghanistan reisen zu wollen, weil man die Sicherheit nicht mehr gewährleistet sehe.
Bundesregierung: Sicherheitslage leicht verbessert
Der von der NATO geführte internationale Kampfeinsatz läuft Ende des Jahres aus. Die Truppen hatten unter anderem den Auftrag, für die Sicherheit in dem Land zu sorgen. Von 2015 an soll eine Ausbildungsmission mit rund 12.000 Soldaten folgen, unter ihnen auch 800 Deutsche. Voraussetzung ist aber die Unterschrift des neuen afghanischen Präsidenten unter ein Abkommen, das ausländischen Soldaten Schutz vor Strafverfolgung durch die afghanische Justiz gewährt.
Nach einem Bericht der Bundesregierung zur Lage in Afghanistan von Ende Juni hat sich die Sicherheitslage in den ersten vier Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert. Die Zahl der Anschläge und Angriffe der Aufständischen sank demnach von 8100 auf 6800. Die Bundesregierung weist in dem Bericht allerdings darauf hin, dass die Zahl der Anschläge von den afghanischen Sicherheitskräften erhoben wird und nur eingeschränkt nachprüfbar sei.
kis/wl (dpa)