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PolitikPolen

Zehntausende Nationalisten marschieren durch Warschau

11. November 2023

Den Unabhängigkeitstag in Polen haben zehntausende Nationalisten für einen Demonstrationszug durch die Hauptstadt Warschau genutzt. Dabei wurden immer wieder Anti-EU-Slogans laut.

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Polen | tausende Nationalisten demonstrieren am Unabhängigkeitstag in Warschau
Große Beteiligung an dem Marsch zum Unabhängigkeitstag in Warschau Bild: Pawel Supernak/PAP/dpa/picture alliance

"Noch ist Polen nicht verloren" - unter diesem Motto begann am Nachmittag der Marsch, der am Nationalstadion enden sollte. Viele Teilnehmer hielten weiß-rote-Fahnen hoch, andere trugen Fackeln in den Händen. Die Stadtverwaltung schätzte die Zahl der Teilnehmer auf mindestens 40.000. Einige Medien gaben die Zahl der Teilnehmer mit 90.000 an. Die Veranstalter sprachen von der "größten patriotischen Kundgebung in Europa".

Zahlreiche Demonstranten skandierten inmitten eines Meeres polnischer Fahnen Anti-EU-Slogans. Auf Transparenten und Plakaten wurde ein "Polexit" gefordert. Die Formulierung lehnt sich an den Brexit an, also den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU im Januar 2020. "Wenn es neue Änderungen in den europäischen Verträgen gibt, muss Polen bereit sein, die Europäische Union zu verlassen", sagte der Vorsitzende der "Allpolnischen Jugend", Marcin Kowalski.

Polen | tausende Nationalisten demonstrieren am Unabhängigkeitstag in Warschau
Ein Meer in rot und weiß - viele Fahnen in den Farben der polnischen Flagge Bild: Wojtek Radwanski/AFP/Getty Images

Tusk warnt vor Spaltern

Oppositionsführer Donald Tusk rief in einer Videobotschaft im Onlinedienst X zum Unabhängigkeitstag zur Mäßigung auf: "Wer das Wort Nation benutzt, um zu spalten und Hass zu säen, stellt sich gegen die Nation", sagte der 66-Jährige. Tusks Bürgerplattform (PO) verfügt seit der jüngsten Parlamentswahl mit zwei weiteren Parteien über eine Mehrheit im Sejm, dem Unterhaus des Parlaments, das am Montag in der neuen Besetzung erstmals zusammentreten wird. Den Auftrag zur Regierungsbildung erhielt dennoch der bisherige Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS).

Die regierende PiS-Partei, die die Kundgebung in den vergangenen Jahren unterstützt hatte, hatte dieses Jahr am Vorabend des Nationaltages ihre eigenen Unabhängigkeitsfeiern organisiert. Dabei warnte der Parteivorsitzende Jaroslaw Kaczynski vor einer angeblichen Dominanz Deutschlands in der Europäischen Union. "Wir Polen wollen frei sein, wir wollen unabhängig sein und wir wollen uns nicht den Deutschen unterwerfen", sagte der 74-Jährige nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP. Es sei bereits ein "konkreter Plan" ausgearbeitet, der nach der Umsetzung durch die Europäische Union zum Verlust der Souveränität und zur "Zerstörung des polnischen Staates" führen würde, erklärte Kaczynski.

Regierungswechsel scheint möglich nach der Wahl in Polen

Der Tag der Unabhängigkeit erinnert daran, dass Staatsgründer Jozef Pilsudski 1918 aus der Festungshaft in der deutschen Stadt Magdeburg nach Warschau zurückgekehrt war und am 11. November den Oberbefehl über die polnischen Truppen übernommen hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte das lange geteilte Polen seine Unabhängigkeit von Preußen, Österreich-Ungarn und Russland.

kle/qu (dpa, afpe)