Zehntausende Afghanen auf dem Weg nach Europa
27. September 2015Dies berichtet die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der Chef der Afghanistan-Mission der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Richard Danziger, sagte der "Welt am Sonntag" (WamS), dass in diesem Jahr bisher rund 70.000 Afghanen in Europa angekommen seien. Während es afghanische Arbeitsmigranten vor allem in den Iran, nach Pakistan oder in die Arabischen Emirate ziehe, flüchteten Zehntausende weiter nach Europa und dort oftmals nach Deutschland.
Neue Pässe
Deutsche Sicherheitsbeamte führen die steigende Flüchtlingszahl aus Afghanistan laut WamS insbesondere auf eine Entscheidung der Regierung in Kabul zurück. Diese habe Anfang des Jahres begonnen, elektronisch lesbare Pässe auszugeben, mit denen eine Ausreise in den Iran möglich sei. Die Nachfrage sei enorm.
Nach Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen habe sich die Zahl der Flüchtlinge vom Hindukusch, so die Zeitung weiter, zudem erhöht, nachdem die Bundesregierung im August ihre Asylbewerberprognose für 2015 auf 800.000 Schutzsuchende erhöht hatte.
In Afghanistan sollen Schleuser daraufhin das Gerücht gestreut haben, dass Deutschland über diese Zahl hinaus keine Flüchtlinge mehr aufnehmen werde. Die Folge sei eine massenhafte plötzliche Ausreise gewesen. In Deutschland kamen zuletzt etwa elf Prozent der neu eingetroffenen Flüchtlinge aus Afghanistan.
Rekord in Kroatien
Unterdessen hält der Flüchtlingszustrom über die sogenannte Balkanroute nach Westeuropa unvermindert an. In Kroatien trafen am Freitag fast 10.000 Flüchtlinge ein - ein neuer Rekord für das EU-Land. In den vergangenen zehn Tagen hätten damit insgesamt 65.000 Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten die kroatischen Grenzen überquert, teilte das Innenministerium in Zagreb am Samstag mit.
Fast alle Asylsuchenden werden mit Bussen und Zügen an die Grenze mit Ungarn gebracht, von wo sie laut Medienberichten von den ungarischen Behörden nach Österreich weitergeleitet werden. Ungarn hat unterdessen den Bau eines Zauns an der Grenze zu Slowenien vorläufig gestoppt und will jetzt mit dem Nachbarland über die Grenzsicherung verhandeln.
wl/se (dpa, afp)