Zahl der Drogentoten in Deutschland auf Rekordhoch
29. Mai 2024Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auf einen historischen Höchststand gestiegen: Im vergangenen Jahr gab es 2227 drogenbedingte Todesfälle, wie der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert in Berlin mitteilte. Dies waren demnach zwölf Prozent mehr als vor einem Jahr und etwa doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Blienert schätzt die Lage nach eigenen Worten als "sehr ernst" ein: "Ich befürchte, dass es in der Realität noch mehr Drogentodesfälle gibt." Es gebe "viel zu wenige toxikologische Gutachten und Obduktionen".
Es sei auch festzustellen, "dass immer mehr Substanzen vermischt konsumiert werden, dass es immer stärkere Substanzen gibt, dass alles, was auf dem Markt verfügbar ist, auch genommen wird". Unter den Toten waren nach Auskunft Blienerts 1844 Männer und 383 Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 41 Jahren, es stieg damit weiter an. Bei etwa zwei Dritteln der Toten - 1479 Fälle - wurde ein Mischkonsum verschiedener illegaler Substanzen festgestellt - 34 Prozent mehr als im Jahr 2022.
Heroinkonsum weiter die häufigste Todesursache
Heroin war nach den vorliegenden Daten bei 712 Todesfällen die ursächliche Droge, womit es nach wie vor die am häufigsten mit Todesfällen verbundene Substanz war. Die Tendenz ist aber leicht rückläufig. Deutliche Anstiege von 507 Fällen auf 610 Fälle gab es hingegen im Zusammenhang mit Kokain und Crack. Bei Opiatsubstitutionsmitteln gab es einen noch deutlicheren Anstieg von 528 auf 654 Todesfälle. Auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Metamphetaminkonsum erhöhte sich signifikant von 47 auf 122 Fälle.
Laut Blienert geht der Trend global zu preiswerteren und stärker wirksamen Opioiden und Stimulanzien, die von global agierenden Kartellen in die Märkte gedrückt werden. Gleichzeitig steige das Angebot an Kokain in Deutschland und Europa stark an. Es müssten nun die Präventions-, Beratungs- und Hilfesysteme fit gemacht werden. So sei es notwendig, dort Drogenkonsumräume zu haben, wo sie erforderlich seien. Derzeit gibt es den Angaben zufolge bundesweit 31 solcher Einrichtungen für weniger riskanten Konsum unter kontrollierten Bedingungen. Diese stehen jedoch nicht einmal in allen Bundesländern zur Verfügung.
sti/pg (afp, dpa)