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Zabel gesteht umfangreiches Doping

Andreas Sten-Ziemons (sid, dpa)28. Juli 2013

Stets hat er geleugnet, jetzt gibt der ehemalige deutsche Sprint-Star und sechsmalige Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France zu, jahrelang EPO, Cortison und Blutdoping genutzt zu haben.

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Radprofi Erik Zabel vom Team Telekom im Grünen Trikot (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Erik Zabel hat nun doch ein Geständnis über umfangreiches Doping während seiner aktiven Karriere abgelegt. "EPO, Cortison, dann sogar Blutdoping: Es ist doch eine ganze Menge", sagte der ehemalige Radprofi in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung", das am Montag (29.07.2013) erscheint. Zabel erklärte, dass er sich 1996 bewusst entschlossen habe, mit dem Dopen zu beginnen.

Bislang hatte der 43-Jährige 2007 bei einem öffentlichen und tränenreichen Geständnis lediglich zugegeben, zu Beginn der Tour de France 1996 einmalig EPO genommen, es aber nicht vertragen und danach wieder abgesetzt zu haben. Am vergangenen Mittwoch (24.07.2013) war aus einem Senatsbericht in Frankreich aber klargeworden, dass Zabel auch bei der Tour 1998 positiv getestet worden war.

Zabel hat doch mehr genommen

Nachdem die Nachweismethoden besser geworden seien, schwenkte Zabel damals nach eigenen Angaben auf Eigenbluttransfusionen um. "2003 habe ich vor der Tour de France eine Re-Infusion bekommen", sagte Zabel der "Süddeutschen". Zabel ist sechsmaliger Gewinner des Grünen Trikots bei der Frankreich-Rundfahrt. Dass er bislang nur von einer einmaligen kurzen EPO-Phase zu Beginn der Tour 1996 gesprochen hatte, begründete Zabel mit seinem damaligen sportlichen Wunschdasein. "Vor allem wollte ich mein Leben behalten, mein Traumleben als Radprofi. Das hat man ja so geliebt, diesen Sport, die Reisen. Dieser Egoismus, der war einfach stärker."

"Größter Schauspieler von allen"

Zuvor hatte der ehemalige Team-Telekom-Betreuer Jef D'hont hat Ex-Rad-Star Erik Zabel nach den jüngsten Doping-Enthüllungen den "größten Schauspieler von allen" genannt. "Sie haben einfach alle gelogen, Ullrich, Zabel und auch Teamchef Walter Godefroot, und der größte Schauspieler von allen ist Erik Zabel", sagte D'hont dem Nachrichtenmagazin "Focus", ohne Details zu nennen.

Erik Zabel (l) und Rolf Aldag äussern sich am Donnerstag (24.05.2007) in Bonn während einer Pressekonferenz des T-Mobile-Rennstalls zu den Doping-Praktiken im Vorgänger-Team Telekom. Foto: Oliver Berg dpa/lnw +++(c) dpa - Bildfunk+++
Nur die halbe Wahrheit: 2007 gestand Erik Zabel (l.) öffentlich eine einmalige EPO-EinnahmeBild: picture-alliance/dpa

Der 71-jährige Belgier d'Hont war zwischen 1992 und 1996 als Masseur beim Team Telekom angestellt. Er erhielt wegen Beteiligung an der Festina-Affäre während der Tour de France 1998 eine Bewährungsstrafe. Im April 2007 berichtete er in einem Buch über systematisches Doping im Team Telekom und trat später vor Gericht als Kronzeuge gegen Jan Ullrich auf.

Der renommierte Kölner Dopingexperte Wilhelm Schänzer geht unterdessen davon aus, "dass 1998 und 1999 noch deutlich mehr Fahrer als die nun Überführten EPO im Blut hatten". Nach der Entwicklung eines Nachweisverfahrens im Jahr 2000 seien die "gleichen Fahrer dann auf Eigenblut-Doping umgestiegen".

Job als Cyclassics-Sportdirektor ist weg

Am vergangenen Wochenende verlor Zabel im Zuge seines neuen Doping-Geständnisses seinen Job als Sportdirektor der Hamburg Cyclassics und des ProRace Berlin. Das bestätigte die für die Planung zuständige Organisation Upsolut Event. "Wir haben uns am Wochenende in einem ausführlichen Gespräch mit Erik Zabel über dessen Zukunft als Sportdirektor unserer beider Veranstaltungen ausgetauscht. Darin hat er angeboten, seinen Posten niederzulegen. Wir sind diesem Angebot nachgekommen", sagte Geschäftsführer Frank Bertling. Das Amt beim größten deutschen Radrennen Cyclassics, das Zabel seit 2011 bekleidete, bleibe auf unbestimmte Zeit vakant, so Bertling.

Zabel zieht auch selbst Konsequenzen und trit aus dem Profi-Beirat des Weltverbandes UCI zurück. Demnach informierte Zabel UCI-Präsident Pat McQuaid in einem Gespräch über seine Demission und unterstrich dabei sein "tiefes Bedauern darüber, so lange über die Einnahme verbotener Substanzen gelogen" zu haben.