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"Satire ist ein Menschenrecht"

Marco Müller7. Januar 2015

Tim Wolff, Chefredakteur des deutschen Satiremagazins "Titanic", sieht nach dem Anschlag in Paris keine Gefahr für seine Mitarbeiter. Er wollel auf die Tat reagieren - mit noch mehr Satire, sagt er im DW-Interview.

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Porträt von Tim Wolff, Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic" (Foto: picture alliance/B. Kammerer)
Bild: picture alliance/B. Kammerer

Deutsche Welle: Das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" ist islamkritisch. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Mohammed-Karikaturen publiziert. Bei dem Anschlag mit mehreren Toten sollen die Attentäter angeblich gerufen haben: "Wir rächen den Propheten". Haben Sie als Chefredakteur eines deutschen Satiremagazins Angst um Ihre Mitarbeiter - vielleicht auch um sich selbst?

Tim Wolff: Bisher habe ich noch keine Angst. Und ich würde mich da noch gerne zurückhalten, ob das tatsächlich Muslime waren. Es ist natürlich eine naheliegende Spekulation. Da würde ich mich vorerst aber noch nicht anschließen wollen. Wenn es aber tatsächlich Muslime waren, dann haben wir trotz einiger auch recht harter Scherze die Erfahrung gemacht, dass die deutschen Muslime sehr gut mit Satire umgehen können.

Das heißt, die Sicherheitsvorkehrungen sind bei Ihnen nicht verschärft worden und Sie halten das auch nicht für nötig?

Nein. Es gibt keine Bedrohungen, keine konkreten, und deswegen gibt es auch keine erhöhten Sicherheitsmaßnahmen.

Kennen Sie Mitarbeiter des französischen Satiremagazins? Stehen Sie mit ihnen in Kontakt?

Nein, persönlich kenne ich niemanden, aber wir haben deren Arbeit natürlich verfolgt und sind grundsätzlich auch Freunde dieses Magazins.

Wie oft haben Sie islamkritische Beiträge in Ihrem Magazin?

Je nach Anlass. In der letzten Zeit natürlich viel über den "Islamischen Staat" und dergleichen, und mit Sicherheit auch in der nächsten Ausgabe zu diesem Anschlag - je nachdem wie sich das nun konkret darstellt. Denn natürlich ist es so: Wer auf Satiriker schießt, der macht das Thema relevanter für Satire.

Gibt es denn bei islamkritischen Themen mehr oder stärkere Reaktionen als bei anderen Themen?

Unsere Erfahrung sagt nein. Man kann Christen oder Michael-Schumacher-Fans sehr viel leichter verärgern.

Würden Sie nun eher mehr oder weniger islamkritische Themen machen - sofern der Anschlag wirklich einen islamistischen Hintergrund haben sollte?

Wie gesagt, so ein Anschlag macht das Thema nur relevanter. Und dann muss man sich damit beschäftigen und es sollte natürlich mehr Satire nach sich ziehen - und das wird dann auch so bei uns geschehen.

Das heißt, Sie umgehen diese Themen dann nicht oder packen sie vorsichtiger an, sondern sagen: Jetzt erst recht?

Ja. Natürlich hat man, wenn man so etwas hört - wie jeder andere Mensch auch - gewisse Ängste auf der persönlichen Ebene, aber als Satiriker muss die Haltung sein: Satire ist ein Menschenrecht, ein Grundrecht, und alle Menschen haben ein Recht darauf, verarscht zu werden. Und das sollte nicht aufhören, nur weil es Idioten gibt, die um sich ballern.

Das Interview führte Marco Müller.