"Wir sind nicht so abhängig von China"
17. Dezember 2021Chinas Drohung, man werde Firmen, die Vorprodukte aus Litauen verwenden, den Zugang zum chinesischen Markt verweigern, sei "ein besonders eskalierender Schritt", sagte Bütikofer im DW-Wirtschaftspodcast "Menschen und Märkte".
Die Europäische Union müsse jetzt "eine klare und gemeinsame Sprache finden". Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der deutsche Bundeskanzler müssten jetzt deutlich Worte finden.
Es geben keinen Grund, Angst vor Chinas Reaktionen zu haben, so Bütikofer, der im Europäischen Parlament u.a. Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten sowie Vorsitzender der Delegation für die Beziehungen zur Volksrepublik China ist. Vielmehr müsse die EU gegenüber China eine "sehr selbstbewusste Politik" verfolgen. "China exportiert in die EU zwei Mal so viel wie die EU nach China."
Deutsche Autobauer als "Hebel Chinas"
Auch Deutschland sei wirtschaftlich nicht so abhängig, wie immer behauptet werde. "Deutschland hat im vergangenen Jahr Waren von knapp 100 Milliarden Euro exportiert, das waren etwa acht Prozent aller Exporte. In die kleinen Visegrad-Länder, also Polen, Tschechien, Ungarn und Slowakei, hat Deutschland Waren im Wert von 145 Milliarden Euro exportiert, also fast 50 Prozent mehr als nach China."
Gleichzeitig warnte Bütikofer davor, sich von den deutschen Automobilkonzernen, für die China ein sehr wichtiger Markt ist, die Außenpolitik vorschreiben zu lassen. Andernfalls würde 'Wandel durch Handel' zum Bumerang. "Wenn Automobilkonzerne versuchen, ihre Betriebsergebnisse zum Maßstab deutscher und europäischer Politik zu machen, dann sind sie die Hebel Chinas gegen uns, dann werden wir gewandelt durch diesen Handel."
Das komplette Gespräch mit Reinhard Bütikofer gibt es hier im Podcast: