"Wir sind laut, weil ihr das Klima versaut!"
18. Januar 2019Nach Angaben der Organisatoren rund um das lockere Aktionsnetzwerk "Fridays for Future" kamen mehr als 30.000 Schüler, Auszubildende und Studenten in ganz Deutschland zusammen. Die Fridays-for-Future-Bewegung (Freitage für die Zukunft) wird durch die schwedische Schülerin Greta Thunberg inspiriert und findet immer mehr Anhänger. Sie streikt seit etwa einem halben Jahr jeden Freitag vor dem Parlament in Stockholm und will ihren Protest fortsetzen, bis die Regierung die auf dem Pariser Klimagipfel 2015 gemachten Zusagen einhält.
"Zukunft mitgestalten und sichern"
Aus der Idee entwickelt sich zunehmend eine internationale Kampagne von jungen Menschen, die der Politik Versagen bei der Lösung einer der zentralen Zukunftsprobleme zu ihren Lasten vorwerfen. So beteiligten sich nach Angaben der Fridays-for-Future-Bewegung bereits am Donnerstag in Belgien mehr als 12.000 Schüler an Bildungsstreiks und Demonstrationen.
"Warum lernen ohne Zukunft?", "Opa, was ist ein Schneemann?" und "Das Klima ist aussichtsloser als unser Mathe-Abi", stand auf den Transparenten der Schüler in Deutschland. "Wir wollen nicht nur zusehen, wie hier im Landtag oder anderswo debattiert und über unsere Köpfe hinweg entschieden wird", sagte der 17 Jahre alte Schüler Moritz in Kiel. "Wir wollen unsere Zukunft mitgestalten und sichern, damit es auch in 60 Jahren noch eine Welt für uns zum Leben gibt."
Lehrer unterstützen die Schüler
Die Teenager schwänzen die Schule, um zu protestieren. Das hat zu Diskussionen unter Lehrern und Schuldirektoren über mögliche Schulverweise geführt. Diese findet der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, "sinnlos", wie er dem Bayerischen Rundfunk sagte. "Das ist was Positives! Ich freue mich, wenn sich Schüler politisch engagieren." Falls Jugendliche an seinem Gymnasium streikten, müssten sie den verpassten Unterricht nachholen - in Form von Diskussionsrunden über den Klimaschutz.
Eine konkrete Forderung auf den bundesweiten Demonstrationen war der Kohleausstieg. Für kommenden Freitag kündigte Fridays for Future vor diesem Hintergrund bereits eine weitere große Demonstration vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin an. In der Hauptstadt trifft sich an diesem Tag die sogenannte Kohlekommission, die bis Anfang Februar Wege zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland erarbeiten soll.
Umweltschutzorganisationen begrüßten die Proteste, auch die Grünen im Bundestag unterstützten die Aktionen. "Junge Menschen haben ein gutes Gespür dafür, dass aus Gründen von kurzfristiger Gewinnmaximierung und Besitzstandswahrung ihre Zukunft auf der Kippe steht", erklärte die Grünen-Fraktion. Die Proteste machten Mut. Die Bundesregierung müsse dies ernst nehmen.
pgr/fab (dpa, afp)