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Politik

Wie lassen sich Pandemien künftig verhindern?

24. Mai 2021

Das ist eine zentrale Frage bei der Jahrestagung der WHO. Aber viele Länder haben derzeit ein dringenderes Problem: Sie kommen nicht an Corona-Vakzine, während anderswo schon Jüngere geimpft werden.

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Schweiz Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus
Der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, eröffnet die weitgehend virtuelle JahresversammlungBild: Christopher Black/WHO/REUTERS

Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt vor neuen Pandemien und ruft die Welt auf, sich besser dafür zu wappnen. "Diese Pandemie ist noch nicht bewältigt; und sie wird auch nicht die letzte sein", sagte die deutsche Regierungschefin in einer Videobotschaft, die zum Auftakt der Online-Jahrestagung der 194 Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingespielt wurde. "Auf die nächste sollten wir möglichst gut vorbereitet sein." Die Kanzlerin warb für einen internationalen Pandemievertrag, der Länder zu besserer Kooperation bringen soll. Die Hoffnung ist, dass dadurch früher gewarnt und schneller gehandelt werden kann, um eine neue globale Pandemie im Keim zu ersticken.

Deutschland Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel
"Nach der Pandemie ist vor der Pandemie", warnt Bundeskanzlerin Angela Merkel (Archivbild)Bild: John MacDougall/Pool Photo via AP/picture alliance

Wie Merkel setzte sich auch der französische Präsident Emmanuel Macron für eine deutliche Stärkung der WHO ein. Die Organisation müsse "das Herz, der Kompass unseres globalen Gesundheitskonzeptes sein". Dabei forderte Macron für die WHO raschen Zugang zu den nationalen Gesundheitsdaten in den Ländern, in denen Pandemien ausbrechen könnten.

Experten fordern für WHO genehmigungsfreien Zugang zu Pandemiegebieten

Ähnliche Forderungen zu weitreichenden Reformen der Warn- und Präventionssysteme formulieren auch mehrere von der WHO in Auftrag gegebene Expertenberichte. Demnach sollte die WHO im Krisenfall auch vor Ort ermitteln können, ohne auf grünes Licht der betroffenen Länder zu warten - wie dies etwa in China in der Corona-Pandemie der Fall war. Eine Reihe von Ländern dringt zudem auf einen neuen internationalen Vertrag, um Alleingänge und Rangeleien bei Pandemien künftig zu vermeiden.

Gurerres spricht von Virus-Krieg

UN-Generalsekretär António Guterres rief die internationale Gemeinschaft auf, der weltweiten Corona-Krise mit derselben Strategie wie in einem Krieg zu begegnen. "Wir sind im Krieg mit einem Virus", sagte Guterres. Die Welt brauche "die Logik und die Dringlichkeit einer Kriegswirtschaft", um dafür zu sorgen, dass alle Länder gleichen Zugang zu den "Waffen" im Kampf gegen die Pandemie erhalten.

Kritik am Egoismus reicher Industrienationen

Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa prangerte wie andere Redner die ungleiche Verteilung der Impfstoffe an. Genauso wurde kritisiert, dass in den reichen Ländern jüngere gesunde Menschen Corona-Schutzimpfungen erhalten, während in vielen anderen Ländern Pflegekräfte und besonders Gefährdete noch warten müssen.

Dem schloss sich WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus an. Er kritisierte die reichen Länder scharf: Sie hätten den Großteil der verfügbaren Corona-Impfdosen aufgekauft. 75 Prozent der Impfdosen seien in nur zehn Ländern. In anderen Ländern müssten deshalb Millionen Angehörige des Gesundheitspersonals auf die wichtige Impfung warten. Er appellierte an diese Länder, Impfdosen abzugeben. Die Weltgemeinschaft sollte dafür sorgen, dass bis September mindestens zehn Prozent der Menschen weltweit und bis Ende des Jahres 30 Prozent geimpft werden können.

Schweiz Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus
In Pandemiezeiten inzwischen ein gewohnter Anblick: Viele Bildschirme und nur wenige Konferenzteilnehmer vor OrtBild: Christopher Black/WHO/REUTERS

Noch bis zum 1. Juni wollen die WHO-Mitglieder neben der Pandemie auch eine Reform der Organisation beraten, um ihre Schlagkraft bei künftigen Gesundheitskrisen zu erhöhen. Deutschland ist seit Beginn der Pandemie zum derzeit größten Beitragszahler der WHO aufgestiegen, vor der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung.

qu/uh (dpa, afp, rtr)