Wie Facebook, Google&Co Daten abfischen
24. Februar 2016Die meisten Internetfirmen sammeln laut einem Bericht der Stiftung Warentest mehr Daten über ihre Nutzer als eigentlich notwendig. Eine Prüfung der Datenschutzerklärungen von 16 Internetfirmen habe ergeben, dass einige sich teilweise weitreichende Rechte einräumten, heißt es in der März-Ausgabe des Magazins "Test". Der Großteil der Firmen informiere seine Kunden nur mit "unklaren, schwammigen Formulierungen" in bis zu 45 Seiten langen Datenschutzerklärungen.
Einige Datenschutzerklärungen ähnelten eher einem Freibrief zum Sammeln und Speichern von Daten, kritisieren die Verbraucherschützer. Der Musikstreaming-Dienst Spotify lasse sich zum Beispiel das Recht erteilen, die Daten des Nutzers auch an Dienstleister in Brasilien, den USA oder Singapur zu übertragen, in denen die Kunden "weniger Rechte in Bezug auf ihre personenbezogenen Daten haben".
Microsoft wiederum informiere den Kunden darüber, dass die bei der Nutzung seiner Dienste anfallenden Daten verknüpft werden, berichtet "Test" weiter. Mit Hilfe der Daten des E-Mail-Kontos Outlook, dem Internettelefondienst Skype, der Suchmaschine Bing und des Clouddienstes OneDrive könne Microsoft ein umfangreiches Benutzerprofil erstellen. Außerdem informiere der Konzern seine Nutzer darüber, dass er bei Onlinespielen der Spielekonsole Xbox den Chat und die Gespräche der Spieler stichprobenartig überwache.
Bares Geld wert
"Daten und Nutzerprofile gelten als das Gold des Internets. Sie sind bares Geld wert", schreiben die Berliner Tester. Die Verbraucher bezahlten die oft kostenlosen Dienste mit ihren Daten. Mit gezielter Werbung, die auf solche Daten und Nutzerprofilen beruht, lässt sich viel Geld verdienen." Allein im letzten Quartal 2015 machte Google damit mehr als 19 Milliarden Dollar Umsatz", schreiben die Tester. Der Google-Mutterkonzern Alphabet gilt aktuell als das wertvollste Unternehmen der Welt.
Wirklich aussagekräftig aus Verbrauchersicht ist laut "Test" keine der 16 geprüften Datenschutzerklärungen. Nur rund ein Drittel der Internetfirmen kläre die Kunden halbwegs aussagekräftig auf, darunter GMX, Zalando, Maxdome, Napster und Otto. Die meisten Dokumente machten den Leser "nicht schlauer", darunter sind auch die Texte von Internetriesen wie Apple und Google.
Was die Firmen mit den erhobenen, sehr persönlichen Daten wie Alter, Geschlecht, Name, Wohnort und Nutzungsgewohnheiten tun, versinkt für Kunden "häufig im Nebel verschwurbelter juristischer Formulierungen", heißt es in der Zeitschrift "Test". Wie Hinweise zur Datenverarbeitung aus Verbrauchersicht aussehen sollten, wurde auf dem Nationalen IT-Gipfel 2015 vorgestellt, die auf der Website des Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz zu finden ist.
Unvollständige Auflistungen
Welche und wie viele persönliche Daten der Anbieter erfasst, hängt von der Dienstleistung ab. Er sollte so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich speichern. Versender wie Amazon oder Otto können Pakete nur ausliefern, wenn sie die Lieferadresse kennen. Geschlecht oder Alter des Kunden sind irrelevant. Die Altersangabe brauchen jedoch vor allem Video-Streaming-Dienste wie Maxdome, Netflix und Watchever, denn nicht alle Filme sind jugendfrei.
Welche Daten er erhebt, sollte der Anbieter präzise auflisten. "Das macht Maxdome recht gut", schreiben die Tester. In anderen Dokumenten stießen die Tester dagegen auf schwammige Floskeln und unvollständige Aufzählungen. Beliebt sei auch der Austausch von Informationen, etwa über Zahlungsprobleme zwischen Tochterfirmen eines Dienstes. Ist beispielsweise ein Otto-Kunde im Zahlungsverzug, können Otto.de-Unternehmen wie der Baur Versand oder SportScheck davon erfahren. Das kann dazu führen, dass der Kunde dann etwa bei Baur und SportScheck nicht mehr auf Rechnung kaufen kann. Das Internetkaufhaus Amazon informiert in einem Satz von mehr als 130 Wörtern Länge, dass es unter anderem auch Informationen von mit Amazon verbundenen Unternehmen wie zum Beispiel Alexa Internet verarbeitet.
wen/kle (afpd, test)