WHO: Ebola gefährdet Malaria-Bekämpfung
9. Dezember 2014Immer neue Schreckensmeldungen über die Ebola-Epidemie in Westafrika lassen die Welt schaudern. Sierra Leone hat mit fast 8000 Infizierten Liberia als das am schlimmsten betroffene Land abgelöst. Insgesamt haben sich seit Ausbruch der Seuche Ende März dieses Jahres rund 17.000 Menschen infiziert. Fast 7000 von ihnen sind an dem Virus gestorben.
In Sierra Leones Hauptstadt Freetown streikten am Montag Krankenhausärzte für eine bessere medizinische Ausrüstung im Kampf gegen Ebola. Sie protestierten damit auch gegen den Tod von drei Ärzten, die kurz nacheinander an dem Virus gestorben waren.
Außerdem stehen die Volkswirtschaften mehrerer westafrikanischer Länder aufgrund der Auswirkungen der Ebola-Epidemie vor dem Zusammenbruch.
Ebola gefährdet Kampf gegen Malaria
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass Ebola zudem die Fortschritte im Kampf gegen die viel gefährlichere Malaria zunichte machen könnte. In ihrem Bericht spricht die WHO von "katastrophalen Folgen" durch den Ebola-Ausbruch für die Gesundheitssysteme der betroffenen Länder, und dabei konkret für die Malariabekämpfung.
Wie die Organisation in Genf mitteilte, starben im Jahr 2013 mehr als 580.000 Menschen an Malaria. 75 Prozent davon seien afrikanische Mädchen und Jungen unter fünf Jahren gewesen. In den am schlimmsten betroffenen Ebola-Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea starben fast 20.000 Patienten an Malaria, mehr als dreimal so viele wie an Ebola.
Malaria wird durch Parasiten ausgelöst, die durch Stiche der weiblichen Anopheles-Mücken übertragen werden. Viele Malariakranke ließen sich in letzter Zeit jedoch nicht behandeln, weil sie Angst davor hätten, dass die Symptome wie Fieber, Krämpfe und Magen-Darm-Beschwerden in den Gesundheitszentren irrtümlich für Ebola gehalten werden könnten, so die WHO.
Malaria weltweit auf dem Rückzug
Global gesehen sei die Todesrate bei Malaria-Infizierten jedoch seit Beginn des neuen Jahrtausends um fast die Hälfte zurückgegangen, erklärte die Weltgesundheitsorganisation. In Afrika betrage der Rückgang sogar bis zu 57 Prozent. Das sei vor allem mit verbesserter Vorbeugung, Diagnose und Behandlung zu erklären.
So habe im vergangenen Jahr fast die Hälfte der gefährdeten Menschen in den Ländern Afrikas südlich der Sahara Zugang zu Moskitonetzen gehabt, die mit Insektiziden behandelt waren. Außerdem seien immer mehr Test-Einheiten zur Erkennung der Malaria und auch immer mehr Kombinationspräparate gegen die Krankheitssymptome produziert worden.
WHO fordert mehr Geld
Noch gibt es keinen Impfstoff gegen Malaria. Deshalb fordert die WHO von der internationalen Gemeinschaft mehr Geld: Statt bisher 2,6 Milliarden US-Dollar (ca. 2,1 Mrd. Euro) seien 5,1 Milliarden US-Dollar (ca. 4,1 Mrd. Euro) erforderlich. Damit solle zum einen die Forschung nach einem Impfstoff vorangetrieben werden, zum anderen könne damit die flächendeckende Versorgung mit Moskitonetzen und Medikamenten in den gefährdeten Regionen erreicht werden. Zudem hätten 15 Millionen Schwangere nach wie vor keinen Zugang zu vorbeugenden Malaria-Medikamenten.
Auch die zunehmende Widerstandsfähigkeit der Mücken gegen Insektizide ist nach Erkenntnissen der WHO ein großes Problem. 49 Länder hätten in den vergangenen vier Jahren solche Resistenzen gemeldet, in 39 seien sogar Mehrfach-Resistenzen beobachtet worden. Werde dieses Problem nicht gelöst, könnte die Zahl der Malaria-Toten wieder dramatisch ansteigen, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.
mak/kle (rtr, afp, dpa)