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Rap gegen den CFA-Franc

Antonio Cascais
21. Juni 2018

Junge afrikanische Rapper wagen den Aufstand gegen die gemeinsame Währung. Der CFA-Franc sei ein Überbleibsel der Kolonialzeit und gehöre abgeschafft. Doch afrikanische Eliten sind an Veränderungen kaum interessiert.

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7minutes contre le FCFA
Bild: DW/Mamadou Lamine Ba

"7 minutes contre le CFA", "Sieben Minuten gegen den CFA-Franc" - das ist der Titel eines neuen Rap-Songs, der diese Woche veröffentlicht wurde. Zehn Musiker aus sechs westafrikanischen Ländern und Frankreich machen damit mobil gegen die gemeinsame Währung von insgesamt 14 Ländern West- und Zentralafrikas. Hauptkritikpunkt: Die Währung sei ein Überbleibsel der französischen Kolonialzeit. Sie untergrabe die Souveränität afrikanischer Staaten.

"Schluss mit dem Bla-bla. Weg mit dem CFA. Die Geschichte schreitet voran… Ein lauter Schrei auf unseren Straßen…" Der Song, der am Mittwoch in Dakar vorgestellt wurde, erregt Aufsehen. Die beteiligten Künstler sind allesamt in ihren Ländern sehr bekannt. Bei ihrem jugendlichen Publikum verfügen sie über jede Menge "Street Credibility".

"Wir haben beschlossen, dieses Lied gegen den CFA-Franc zu schreiben, weil wir das Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wollen", sagt der togolesische Rapper Elom Vince, bekannt als Elom 20ce, einer der Initiatoren des Projekts. Bisher sei es nur in kleinen Kreisen, unter jungen, urbanen Intellektuellen diskutiert worden, sagt Elom 20ce dem DW-Korrespondenten in Lomé. Das ändere sich jetzt radikal. Die Botschaft des Liedes sei einfach: "Der CFA-Franc wird sterben und wir werden auf seiner Beerdigung tanzen."

14 Länder im Schlepptau des Euro

Genau genommen teilt sich der CFA-Franc in zwei Währungszonen auf. Im Westen Afrikas teilen sich acht Länder die gemeinsame Währung: Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo. Sitz der Zentralbank ist Senegals Hauptstadt Dakar. Der zentralafrikanische CFA-Franc mit Sitz der Zentralbank in Yaoundé, Kamerun, ist in sechs Ländern gemeinsames Zahlungsmittel. Zu dieser Währungszone zählen Äquatorialguinea, Gabun, Kamerun, die Republik Kongo, Tschad und die Zentralafrikanische Republik.

7minutes contre le FCFA
"Wir werden auf der Beerdigung tanzen": Elom 20ceBild: DW/Mamadou Lamine Ba

Beide Währungen gibt es seit 1945, beide wurden damals an den französischen Franc gekoppelt. Gegenwärtig erhält man für einen Euro 655,957 CFA-Francs. Die französische Zentralbank garantiert den Wert beider Währungen. Dafür sind die 14 afrikanischen Länder verpflichtet, 50 Prozent ihrer Währungsreserven in Paris zu hinterlegen.

Eine Währung aus der Kolonialzeit

Der CFA-Franc sei tatsächlich eine Währung aus der Kolonialzeit, die von Frankreich für die ehemaligen Überseegebiete in Afrika eingeführt worden sei, bestätigt Armin Osmanovic, der das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) in Dakar leitet. "Mehr als 50 Jahre nach der formalen Unabhängigkeit ist der CFA-Franc ein historischer Anachronismus." Er sei ein Instrument der als Françafrique bekannten Politik der fortlaufenden französischen Einflussnahme auf dem afrikanischen Kontinent.

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Infografik Die zwei Zonen des CFA Franc in Afrika

Neben den politischen Argumenten gebe es aber auch handfeste ökonomische Argumente gegen den CFA-Franc: "Die Währung ist zu unflexibel", so Osmanovic im DW-Interview. Durch die Kopplung an den Euro sei der CFA-Franc chronisch überbewertet. "Er ist deswegen zu stark, die Exporte werden geschwächt, denn die Exportgüter sind zu teuer." Das bremse auch Investitionen aus.

Das Gegenargument liefert der togolesische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Koumou: Der feste Wechselkurs der beiden CFA-Währungen zum Euro fördere die Währungs- und Preisstabilität. "Der CFA-Franc gibt uns eine gewisse Währungssicherheit, einen Schutz vor strukturellen Schocks von außen", so Koumou im DW-Interview. Das sei sehr wichtig für den Außenhandel in einer zunehmend globalisierten Welt.

20 Milliarden US-Dollar lagern in Paris

Doch diese Stabilität hat für die CFA-Zone einen hohen Preis: Die vorgeschriebenen Währungsreserven in Paris belaufen sich derzeit auf etwa 20 Milliarden US-Dollar. Und darauf ist zurzeit ein leichter Negativzins fällig - das heißt, die Währungsunion bezahlt dafür, dass ihr Geld in Frankreich lagert.

Geldumtausch in Westafrika
Streit um den CFA-Franc: stabil oder unflexibel?Bild: AP

"20 Milliarden stellen für die betroffenen Länder eine große Summe dar, die das Bruttoinlandsprodukt vieler Mitgliedsländer übersteigt", so Armin Osmanovic von der RLS. Gerade in der gegenwärtigen Rohstoffkrise fehle das Geld für den Bau von Schulen, Straßen und Krankenhäusern. Tschads Präsident Idriss Déby forderte unlängst, dass weniger Reserven in CFA-Franc vorgehalten werden sollten. Sein Land leide unter dem Preisverfall des Erdöls und dem Kampf gegen Boko Haram. Das in Paris gelagerte Geld sei in Afrika besser aufgehoben, so Déby.

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Die Massen mobilisieren

Insgesamt aber kommt selten Kritik von Politikern und wohlhabenden Menschen in der Region. Die Eliten zögen eindeutige Vorteile aus der stabilen Währung, sagt Osmanovic: "Aus Sicht der Leute, die Geld haben - und dazu gehören die Politiker - ist der CFA-Franc sicher: Sie können das Geld umtauschen, es verfällt nicht."

Umso lauter klingt jetzt der Protest der Rapper. "Stell dir vor, dein Portemonnaie befindet sich in der Tasche eines anderen", heißt es in ihrem Song. "Das ist ein Projekt gegen ein System, das den Kolonialismus zementiert", sagt Elom 20ce. "Der CFA-Franc ist ein Mittel, um die Wirtschaftsbeziehungen weiterhin zuungunsten Afrikas zu gestalten. Und das wollen wir auf keinen Fall hinnehmen." Die Musiker wollen endlich das schaffen, was bisher nicht gelungen ist: Den Protest massentauglich machen. "Wir sind die Stimme der Jugend, die Jugend hört auf uns", sagt der Malier Jah Moko, ebenfalls Teil des Kollektivs. "Mit diesem Projekt werden wir viele unterschiedliche Menschen aufrütteln. Das wird uns weiterbringen, sehr weit… Denn Afrika muss endlich Verantwortung für sich selbst übernehmen."

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"Wir sind die Stimme der Jugend": Jah Moko aus MaliBild: DW/Mamadou Lamine Ba

Was soll nach dem Franc CFA kommen?

Doch eine Frage beantwortet das Projekt in sieben Minuten nicht: Wenn der CFA-Franc geht - was kommt danach? Soll es eine gemeinsame Währung sein? Eine, der nur noch wenige Länder angehören? Oder will man zurück zu nationalen Währungen?

"Die Diskussion wird von den Rappern geführt und von Wirtschaftswissenschatlern und auch in Frankreich vom linken Lager", sagt Armin Osmanovic von der RLS. "Viele sprechen sich gegen den CFA-Franc aus, aber der Weg in die Zukunft ist noch sehr unklar und die politisch Verantwortlichen weigern sich bislang beharrlich, offen über das Thema zu diskutieren." Leider werde das Thema bei den bevorstehenden Wahlen in der Region, zum Beispiel im Senegal, keine große Rolle spielen.

Mitarbeit: Noël Tadégnon, Mamadou Lamine Ba