Werden Armband-Computer zum Trend?
10. März 2015Mit der Smartwatch, die Apple am 24. April auf den Markt bringt, begibt sich der Technologiekonzern auf bisher unbekanntes Terrain.
Die Uhr ist das erste neue Produkt seit dem Tod des charismatischen Firmengründers Steve Jobs im Oktober 2011. Viele Beobachter glauben, die Uhr habe das Potenzial, um das schwächelnde Marktsegment für Armband-Computer aufzuwirbeln.
Andere Smartwatch-Hersteller, Analysten und Verbraucher fragen sich nun, ob die Firma, deren Aktie gerade in den Börsenindex Dow Jones Industrial Average aufgestiegen ist, mit dem neuen Produkt nun Begeisterung für tragbare Technik entfachen kann.
Entsprechende Produkte anderer großer Technikanbieter haben sich bisher nur schwach verkauft. Kunden scheinen unschlüssig zu sein, ob die tragbare Technik wirklich Vorteile hat gegenüber normalen Smartphones.
Apples Produkte haben allerdings schon in der Vergangenheit wie Katalysatoren gewirkt, die schwache Nischensegmente in Wachstumsmärkte verwandelt haben. Mit dem Musikspieler iPod hat das Unternehmen die Musikindustrie revolutioniert, mit dem iPhone den Handymarkt und mit dem iPad den Markt für Tablet-Computer.
Gesundheit und Fitness
Apple betritt das Marktsegmet der tragbaren Technologie relativ spät, andere Hersteller bieten schon seit Jahren Smartwatches an. Diese Computeruhren können zum Beispiel den Puls des Trägers oder die gelaufene Strecke beim Joggen ermitteln.
Firmen wie Samsung, Google und Microsoft haben inzwischen jeweils eigene Plattformen eingerichtet mit dem Ziel, in der Gesundheits- und Fitnessbranche Marktanteile zu gewinnen.
Einige Hersteller, insbesondere Huawei und LG, stellten ihre neuen Produkte bereits Anfang März auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona vor - also einige Tage, bevor Apple Details über seine Smartwatch bekanntgab.
Die Verbindung von Nutzwert und Stil ist bei Smartwatches noch wichtiger als bei anderen mobilen Geräten, schließlich werden die Geräte nicht in der Hosentasche versteckt, sondern sind jederzeit am Handgelenk sichtbar.
Stilvolle Uhren von Huawei und LG
Der chinesische Hersteller Huawei überraschte Brancheninsider in Barcelona mit der Vorstellung einer Smartwatch, die eher wie eine traditionelle Luxus-Uhr aussieht als ein tragbarer Mini-Computer.
Die Ziffernblatt ist durch kratzfestes Saphirglas geschützt, das Gehäuse besteht aus rostfreiem Stahl. Bei Amazon ist die Huawai Watch bereits für 999 Euro (1084 US-Dollar) gelistet. Der Eintrag beim Online-Händler stammt von Huawei selbst, obwohl die Firma offiziell weder einen Verkaufstermin noch einen Preis bekanntgegeben hat.
LG aus Südkorea hat in Barcelona ebenfalls eine neue Smartwatch vorgestellt. Die Watch Urbane ist mit einem 4G Chip ausgerüstet, mit dem man auch telefonieren kann, ohne dass die Uhr drahtlos mit einem Handy verbunden sein muss. Nutzer von Apples Smartwatch brauchen dagegen mindestens ein iPhone 5, um den vollen Funktionsumfang der neuen Uhr nutzen zu können.
Baustelle Akkulaufzeit
Wie Apple nun bekanntgab, soll der Akku seiner Smartwatch bei normaler Nutzung 18 Stunden durchhalten. Kleinere Konkurrenten überbieten den Tech-Konzern hier locker.
Pebble etwa, ein wenig bekanntes Startup, das von zehntausenden Unterstützern eine Rekordsumme auf der Finanzierungsplattform Kickstarter eingesammelt hat, bewirbt seine Uhr mit einer Laufzeit von einer Woche. Erst danach müsse der Akku wieder aufgeladen werden.
Bis zu eine Woche ist auch die Laufzeit des Surge von Fitbit, einem Hersteller von Fitness-Armbändern. Das Gerät misst den Puls und andere Gesundheitsdaten, zeigt aber auch die Zeit an.
Sollten sich die zahlreichen Gesundheitsapps durchsetzen, die für Smartwatches von Apple und anderen Herstellern verfügbar sind, könnte dies für reine Fitness-Armbänder, wie sie Fitbit, Jawbone oder Nike anbieten, zu einem Problem werden.
Wird die Apple Watch zum Must-have?
Ob es Apple gelingen wird, mit seiner Uhr eine ganze Industrie zu revolutionieren, wird gerade eifrig diskutiert. Auch bei der Einführung des iPad gab es viele Skeptiker. Anschließend verkauften sich die Geräte millionenfach und nahmen traditionellen Computerherstellern Marktanteile ab.
Der Druck auf Apple ist enorm. Die Firma muss jetzt beweisen, dass sie auch ohne Steve Jobs in der Lage ist, mit einem neuen Produkt Wegweisendes zu leisten.
Mit der neuen Uhr können Nutzer Emails, Anrufe und Textnachrichten empfangen und Fitnessinformationen wie Herzfrequenz, Laufgeschwindigkeit und zurückgelegte Distanz messen.
Die Uhr ist in drei Versionen erhältlich. Eine "Sport"-Variante aus Aluminium für 349 US-Dollar, eine aus Edelstahl für 549 Dollar, und eine aus Gold für mindestens 10.000 Dollar.