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Smartphones: Innovationen und Preisstürze

Chris Cottrell (z.Zt. Barcelona) / bea4. März 2015

Auf der Mobilfunkmesse WMC in Barcelona zeigen Hersteller ihre technischen Neuigkeiten. Sie wollen aber auch Kunden erreichen, die mit weniger Technik zufrieden sind.

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Bildergalerie Mobile World Congress Barcelona Spain
Bild: Getty Images/David Ramos

Die Werbeslogans, mit denen einige Firmen ihre Stände auf dem World Mobile Congress (WMC) schmücken, sind beim Rundgang durch die weitläufigen Messehallen kaum zu übersehen: Einer lautet "Tomorrow never waits" (Das Morgen wartet nicht), ein anderer "In search of incredible" (etwa: Auf der Suche nach unglaublich).

Und tatsächlich sind in Barcelona einige Innovationen zu sehen, die beeindrucken: eine Brille etwa, die die Identität des Trägers vor softwaregestützter Gesichtserkennung schützt oder neue Verfahren, um Handys wasserdicht zu machen.

Mehr Smartphone für weniger Geld

Vor allem aber wird auf der Messe deutlich, dass die Firmen bemüht sind, die Zahl ihrer Kunden zu vergrößern - auch über günstigere Preise.

Die großen Smartphone-Hersteller hoffen auf stärkere Verkäufe in Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Südamerika. Hier bemühen sich auch Internetfirmen und Netzbetreiber, potentiellen Kunden den Kauf eines Smartphones schmackhaft zu machen, um damit ins Internet zu gehen.

Firmen wie Facebook und Google experimentieren zudem mit Heißluftballons und solargetriebenen Dronen, die abgelegene Gegenden mit Internetzugängen versorgen sollen.

Für Nutzer ist der hohe Preis eines Smartphones jedoch eine weit größere Einstiegshürde als die Kosten einer Mobilfunk- und Datenverbindung, sagen Branchenkenner in Barcelona. Eine ganze Reihe von Herstellern bieten deshalb nun günstigere Geräte an.

Der chinesische Anbieter Lenovo will sein Smartphone A7000 ab September auf den Markt bringen. Es soll rund 169 US-Dollar (150 Euro) kosten und ist mit einem 64-Bit-Prozessor mit 1,5 Gigahertz ausgestattet, einem 5,5 Zoll HD Display und zwei Gigabyte RAM.

Microsoft hat ebenfalls günstige Smartphones im Angebot, vor allem die Modelle Lumia 435, 532 und 535, die mit einer unverbindlichen Preisempfehlung zwischen 89 und knapp 120 Euro in den Handel kommen.

Noch günstiger ist die Nokia-Reihe von Microsoft, die sich speziell an Kunden richtet, die nicht so viel Geld für ein Smartphone ausgeben wollen oder können.

Für die Modelle Nokia 215 und 225 gibt Microsoft Preise von 29 bzw. um die 45 Dollar an. "Das sind unsere Windows-Phones für Schwellenländer", sagt ein Firmensprecher.

Mit den Nokia-Handys längst vergangener Tage haben diese Geräte nichts gemein - kein pixeliges grün-schwarzes Display, kein Snake-Spiel. Die Facebook-App ist bereits vorinstalliert, Nutzer können auch Push-Mitteilungen aktivieren. WhatsApp läuft allerdings nicht.

Auch Acer aus Taiwan zeigt zwei Billig-Smartphones. Das Liquid M220 läuft mit dem Betriebssystem von Windows, hat ein halbes Gigabyte Ram und kostet 79 Euro. Das Model Z220 ist ein Android-Phone mit einem Gigabyte Ram für 89 Euro.

Mobile World Congress in Barcelona 2015
Eine der Messehallen auf dem Mobile World Congress 2015 in BarcelonaBild: DW/C. Cottrell

Elektronik, die nass werden kann

Gerätehersteller scheinen sich inzwischen damit abgefunden zu haben, dass Nutzer ihre Smartphones gelegentlich ins Wasser fallen lassen, etwa in Toiletten oder Pfützen, oder versehentlich Flüssigkeiten aller Art darüber ausschütten. Immer mehr Anbieter versuchen deshalb, ihre Geräte wasserfest zu machen, um irreparable Kurzschlüsse zu vermeiden.

So präsentierte Sony in Barcelona sein Xperia M4 Aqua in einem mit Wasser gefüllten Glasbehälter. Die elektronischen Innereien des Smartphones sind durch eine mechanische Versiegelung geschützt: Dichtungen an der Vorder- und Rückabdeckung halten das Wasser ab.

Auf vergleichbare Art schützt der britischer Hersteller Kazam sein wasserdichtes Modell Tornado 455L.

Dagegen wollte sich die belgische Firma Europlasma nicht damit zufrieden geben, einfach das Äußere eines Smartphones gegen Wasser abzudichten. Stattdessen überzieht sie sämtliche Bauteile im Inneren eines Geräts mit einer wasserabweisenden Plasmaschicht. Wasser kann also eindringen, ohne die Elektronik zu beschädigen.

Die Nano-Beschichtung findet in einer Spezialkammer statt, in der Dutzende Geräte Platz haben - eine Art High-Tech-Waschmaschine. In der Kammer wird einem Gas elektromagnetische Energie zugeführt. Dabei lösen sich Moleküle in positive und negative Teilchen auf und polymerisieren erneut. Auf den Bauteilen der Geräte bilden sie eine unsichtbare Schicht, die nur 50 bis 500 Nanometers dünn ist - tausendmal dünner als ein menschliches Haar. Der Effekt: Die so behandelten Oberflächen weisen Wasser ab.

Kristof Hoornaert von Europlasma demonstriert das mit einem Papiertaschentuch, das mit Nanopartikeln beschichtet wurde. Als er das Taschentuch unter laufendes Wasser hält, perlt die Flüssigkeit einfach ab.

Wearables schützen Privatsphäre

Eine Reihe von Neuigkeiten in Barcelona zielen auf Kunden, die sich um die Sicherheit ihrer Daten und den Schutz ihrer Privatsphäre sorgen.

Qualcomm stellte einen Sensor vor, der Fingerabdrücke per Ultraschall erkennen kann. Die Schallwellen erfassen die kleinen Rillen auch dann, wenn Hände verschwitzt oder schmutzig sind. Die Technologie funktioniert selbst durch Plastikschichten - anders als bei Apples iPhone 5 und 6, die mit einem optischen Senor ausgestattet sind.

In der zweiten Jahreshälfte will Qualcomm ein Smartphone mit dem neuen Fingersensor auf den Markt bringen, doch ein Sprecher wollte noch keine Angaben machen, um welches Gerät es sich dabei handelt und wieviel es kosten wird.

Bei AVG, einem niederländischen Anbieter von Antivirenprogrammen, arbeiten die Forscher an einer "Privatsphären-Brille". Sie kann die Gesichtserkennung außer Kraft setzen, mit der die Kameras vieler Smartphones ausgestattet sind.

Der Prototyp, den AVG in Barcelona zeigte, verwirrt Kameras durch eingebaute Infrarot-LEDs und schützt den Träger so vor automatisierter Gesichtserkennung. Die Entwicklung ist noch in der Konzeptphase.

"Es geht nicht darum, für andere Menschen unsichtbar zu sein", erläutert Michael McKinnon von AVG, "sondern darum, ein gewisses Maß ein Privatsphäre gegen Automatisierung zu schützen."