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Politik

Werben um Amerikaner asiatischer Herkunft

31. Oktober 2016

US-Amerikaner asiatischer Herkunft könnten bei den Wahlen am 8. November eine entscheidende Rolle spielen. Die Kandidaten buhlen mit Nachdruck um die Wählergruppe, die traditionell den Demokraten näher steht.

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Clinton Kampagne Phone Bank
Bild: DMV AAPIs for Hillary

Dieses Mal ist alles anders: In der Vergangenheit wurden US-Amerikaner mit asiatischen Wurzeln im Vorfeld von Wahlen ignoriert. Im besten Fall wollte man sich mit der Tatsache schmücken, auch bei ihnen gut angekommen zu sein. Dieses Jahr buhlen allerdings sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump um die stark wachsende Wählergruppe.

In den Jahren 2000 bis 2010 hat sich diese Bevölkerungsgruppe in "Swing-States" wie Nevada und North Carolina fast verdoppelt. Das Ergebnis: Inzwischen ist sie so groß, dass sie bei den Wahlen im November einen entscheidenden Unterschied machen könnte.

"Amerikaner asiatischer Herkunft sind bereit, in einem Swing-State das Zünglein an der Waage zu spielen. Das ist keine hypothetische Möglichkeit mehr, das ist auch schon vorgekommen", sagt Taeku Lee, Politikwissenschaftler an der "University of California" in Berkeley.

Lee führt das Beispiel der Wahlen in Virginia 2014 zwischen dem Demokraten Mark Warmer und seinem republikanischen Konkurrenten Ed Gillespie an. Warmer gewann mit einem Vorsprung von etwa 20.000 Stimmen.

"Dieser Vorsprung lässt sich genau auf die Wähler mit asiatischen Wurzeln zurückführen. Wenn diese Wähler nicht ihre Stimme abgegeben hätten, hätte Ed Gillespie gewonnen", führt Lee aus.

Hillary Clinton will punkten

Das Wahlkampfteam von Hillary Clinton hat die Bedeutung dieser Wählerschicht erkannt. Traditionell können sich die Demokraten zwar der Stimmen dieser Gruppe sicher sein. Damit das aber auch so bleibt, hat man im Clinton-Lager begonnen einige Maßnahmen zu ergreifen.

Das Clinton-Team geht dabei umfassend vor: Wahlkampfanzeigen werden auf Urdu, Vietnamesisch, Hindi und auf Koreanisch geschaltet. Es gibt sogar Telefonanrufe in den unterschiedlichen Sprachen, da ein Drittel der potentiellen Wähler nicht fließend Englisch spricht.

"Das Ziel der Kampagne war es, sämtliche Informationen, die die Leute haben wollten, auf jegliche erdenkliche Art und Weise zu präsentieren," sagt Shekar Narasimhan, Gründer und Vorsitzender des "Asian-American and Pacific Islanders (AAPI) Victory" - Fonds. Laut Narasimhan wollte man auf diese Weise zeigen, wie sehr man genau an dieser speziellen Wählergruppe interessiert ist. 

Shekar Narasimhan
Shekar Narasimhan versucht vor allem junge Leute aus der asiatischen Community an die Wahlurnen zu bringenBild: Amrit Photography

Narasimhans "AAPI Victory"-Fonds ist ein sogenannter "Super PAC", der sich speziell auf Amerikaner mit asiatischen Wurzeln konzentriert; eine Art Lobbygruppe, die sich darauf konzentriert, Abgeordnete oder Wahlbeamte der Regierung zu unterstützen oder zu bekämpfen.

Der US-Amerikaner Narasimhan, dessen Wurzeln in Indien liegen, hat derzeit viel um die Ohren. Neben seinem Job als Anlageberater engagiert er sich leidenschaftlich in seiner Gemeinde. Sein Fonds konzentriert sich auf die Staaten, in denen die Anzahl der Amerikaner mit asiatischen Wurzeln den Unterschied machen könnte.

Narasimhan, ein Anhänger der Demokraten, ist sich bewusst, dass diese Wählergruppe Hillary Clinton den Sieg sichern könnte. Innerhalb der Community gab es eine große Welle der Unterstützung, als Barack Obama das zweite Mal antrat: Fast Dreiviertel aller Stimmen aus der asiatischen Community gingen damals an den Amtsinhaber. Wenn man den letzten Umfragen glauben schenken darf, wird es bei dieser großen Unterstützung für die Demokraten bleiben.

Ab an die Wahlurnen

Aber Narasimhan, ein Absolvent des prestigeträchtigen "Indian Institute of Technology (IIT) in Delhi, hat eine schwere Aufgabe vor sich. Amerikaner mit asiatischen Wurzeln sind keine begeisterten Wahlgänger. Nur jeder Zweite, der sich für die Wahl registriert hatte, tauchte am vergangenen Wahltag auch tatsächlich in der Wahlkabine auf - im Gegensatz zu fast 70 Prozent der weißen und schwarzen Wähler, die sich vorher registriert hatten.

Experten zufolge liegt das vor allem daran, dass asiatische Wähler - im Gegensatz zu anderen Wählergruppen - von keiner der beiden Parteien wirklich umworben wurden. Hinzu komme, dass Viele in der Community das Gefühl haben, sowieso keinen Einfluss auf die Wahl nehmen zu können.

Beim "AAPI Victory"-Fonds hat man sich daher fest vorgenommen, diese Selbstwahrnehmung zu ändern. Aus diesem Grund sind eine ganze Reihe von Veranstaltungen ins Leben gerufen worden, die vor allem das Ziel haben, den Menschen die Bedeutung von Wahlen vor Augen zu führen.

"Es ist unsere demokratische Pflicht sicherzustellen, dass sich jeder die Möglichkeit bewusst macht, sich zu registrieren und sich über die Themen dieser Wahlen zu informieren", so Narasimhan, dessen Großvater ein indischer Freiheitskämpfer und Journalist war. Für ihn ist es wichtig, gerade die jungen Wähler zu motivieren:

"Wie mobilisiere ich insbesondere junge Leute, die keine Verbindung zu ihrer Heimat fühlen, und wie stelle ich es an, dass genau diese Leute die Wichtigkeit von bürgerlichem Engagement kennen lernen?"

USA Trump in North Carolina
Donald Trump in North Carolina. Gerade in diesem Swing-State bräuchte er die Unterstützung der asiatischen CommunityBild: picture-alliance/AP Photo/E. Vucci

Die Anstrengungen der Republikaner

Auch die republikanische Partei sucht neue Wählerschichten - und ihr Glück bei den asiatisch-stämmigen Amerikanern. Donald Trump hatte im September ein Beratungsgremium eingesetzt, das genau diese Wählergruppe in den Blick nehmen sollte. Anfang Oktober nahm Trump an einer Spendengala teil, die von der Lobbygruppe der Hindus innerhalb der Republikanischen Partei veranstaltet wurde.

"Ich bin ein großer Fan der Hindus und ich bin ein großer Fan Indiens", sagte Trump in seiner Rede. Er schloss mit den Worten, dass - wenn er gewählt würde - "die indische und die Hindu-Community einen guten Freund im Weißen Haus hätten".

Trotz dieser warmen Worte sieht es nicht gut aus für Trump. Sein Wahlkampfteam hat alle Mühe, dessen harte Rhetorik gegenüber Migranten runterzuspielen. Obwohl seine Kommentare nicht direkt gegen Asiaten gerichtet sind, hat er doch einen großen Teil dieser Wählergruppe verschreckt.

"Die republikanische Partei hat sich immer mehr zu einer Partei der Ablehnung entwickelt. Donald Trump ist dafür bei Weitem nicht das einzige Beispiel", sagt Narasimhan. "Ich stelle mir schon die Frage: Wenn Sie mich nicht haben wollen, warum sollte ich sie wollen?"